Plattenpanorama – neue Alben im Schnellcheck (14/2013)

Wenn die Woche nur sieben Tage hat, kann man nicht jedes Album in aller Ausführlichkeit besprechen. Diesmal betrachten wir kurz und knapp neue Werke von Big K.R.I.T., Dick Diver, The Haxan Cloak, Paramore, Rainbow Arabia und Wire.

„King Remembered In Time“ ist Big K.R.I.T.s sage und schreibe elftes Mixtape. Einige davon waren so gut, dass sein erstes „richtiges“ Album „Live From The Underground“ im letzten Jahr zur regelrechten Entäuschung geriet. Hier ist er wieder voll in der Spur und liefert den endgültigen Beweis, warum er gerne mal als Outkast in einer Person bezeichnet wird. Obwohl der Südstaaten-Rapper mit einer Ausnahme jeden einzelnen Track selbst produziert hat, gibt sich die unter dem wenig bescheidenen Titel versammelte Songsammlung ungemein eklektizistisch. Zwischen viel Soul, Psychedelic und klassischem Südstaaten-Synthie-Geratter beweist sich Kritikal lyrisch erneut als großer Könner der Introspektive. Highlight: das grandios eingearbeitete James Blake-Sample im Vorabtrack „REM“. (Bastian Heider)
VÖ: 10.04.2013

Alte Bauernregel: Singt ne australische Band über Regen, sollte man sich ihre Platte geben. Dick Diver, die „Hauptband“ von Boomgates‚ Steph Hughes, gehen sogar soweit, ihre Schlechtwetterlaune durch ein Niederschlags-Sample zu untermalen. In der verlässlich angerauhten Produktion Mikey Youngs legt das Melbourner Quartett ein feinädriges Gitarrenpop-Album zwischen Freiluft-Jangle und Stilles-Kämmerlein-Intimität hin, das eine unscheinbare Langlebigkeit und erstaunliche Konsistenz beweist. Auf in die Traufe!(Uli Eulenbruch)
Label: Chapter | VÖ: 15.03.2013

Dieser komische Witch-House-Trend von vor ein paar Jahren war dann wohl doch eher nur ein Treppenwitz der Musikgeschichte. Gute, verstörende Elektronikalben gibt es aber auch heute nichtsdestotrotz reichlich. Ähnlich wie Raimes letztjähriges „Quarter Turns Over A Living Line“ gräbt der Londonder Bobby Krlic in den Untiefen der Bassmusik, um deren Versatzstücke zu beklemmenden Horrorszenarien zusammenzusetzen. „Excavation“ trägt die sprichwörtlich sich zuziehende Schlinge um den Hals zwar schon auf dem Albumcover, reicht aber dramaturgisch nicht ganz an Raimes schwarzes Glanzstück heran. Weniger minimalistich als diese arbeitet Krlic mit abgehackten Loops, Schreckmomenten und gegen Ende sogar Spuren einer kleinen Melodie, um die Angstzustände des Hörers bei Stange zu halten. Ein bedrückendes Vergnügen. (Bastian Heider)
Label: Pias UK/Tri Angle | VÖ: 12.04.2013

Der Produzent von „Hurry Up, We’re Dreaming“, Ukulele-Zwischenspiele, Breitbild-Posthardcore à la Thursday und Blood Red Shoes, Los-Campesinos!-Rumpelchaos oder auch mal R’n’B inklusive Chor – beschreibt dies ein facettenreiches, ambitioniertes Pop-Rock-Album oder die Einkaufsliste für ein Desasterrezept? Im Falle von „Paramore“ glücklicherweise Ersteres: Stets schneidet das Kerntrio sich die Songs so zurecht, dass sein formidables Melodie- und Kompositionsgespür mit einer Dringlichkeit und Wichtigkeit transportiert wird, die ihresgleichen sucht und sich auch über satte siebzehn Stücke nicht zu erschöpfen weiß. (Uli Eulenbruch)
Label: Atlantic | VÖ: 05.04.2013

Nach dem etwas baukastenhaften Debüt sind Rainbow Arabia mittlerweile zum Trio angewachsen, ihr Synthpop damit einhergehend zu einem fülligeren Sound mit Vintage-Palette aus atmosphärischen Spätsiebziger/Achtziger-Soundtracks und spaciger Italo-Disco. Vor allem dank taumel- und dehnungsfreudiger, nicht auf süße Adrettheit fixierter Vocals umschifft „FM Sushi“ das Retro-Fest in der Balance aus Delirium und modern-präzisen Instrumental-Arrangements. Achtung: Nichts für Menschen mit akuter Saxophobie. (Uli Eulenbruch)
Label: Time No Place | VÖ: 12.04.2013

Dass etliche Songs bereits seit den Gründungsjahren im Schreibtisch der Band lagen und teilweise seitdem auch schon live gespielt wurden, merkt man „Change Becomes Us“ nicht unbedingt an. Zwar übernehmen hier dunkle Klänge wieder mehr die Regie als auf den letzten Alben, doch das alles klingt ganz und gar nicht wie aus der Zeit gerissen. Vielmehr haben die Pioniere von damals so intensiv übersetzt und restauriert, dass ihr alter, neuer Sound problemlos seinen Platz in der Gegenwart findet. Bei einer Band mit Wires Anspruch ist es dann auch fast überflüssig zu erwähnen, dass sowohl archaische Explosivität („Stealth Of A Stork“, „Love Bends“) als auch breit angelegter Diskurs („& Much Besides“) mit Nachdruck zu Wort kommen. (Felix Lammert-Siepmann)
Label: Pink Flag | VÖ: 30.03.2013
[…] Australien kommen Lower Plenty. In anderen Bands (Dick Diver, Deaf Wish …) der Melbourner Indie-Szene spielen sie. „Hard Rubbish“ ist nach dem Tape […]