Plattenpanorama – neue Alben im Schnellcheck (13/2013)


Wenn die Woche nur sieben Tage hat, kann man nicht jedes Album in aller Ausführlichkeit besprechen. Diesmal betrachten wir kurz und knapp neue Werke von The Besnard Lakes, Charles Bradley, Cold War Kids und DJ Rashad.

The Besnard Lakes – Until In Excess, Imperceptible UFO

The Besnard Lakes machen auch auf ihrem vierten Album das, was sie am besten können: elegischen (kein Song unter fünf Minuten), wohltemperierten Alternative Rock – man möchte eigentlich Shoegaze schreiben. Aber Ride, Slowdive oder andere Genreikonen kommen einem nicht so einfach in den Sinn, eher denkt man an „Love Hurts“-Softrock, was natürlich nicht zwangsläufig schlecht sein muss. Also eine Flasche Rotwein entkorkt, Feuer im Kamin gemacht, die Sommerzeit zurück gedreht und sich heimelig das Herz erwärmen lassen. (Mark-Oliver Schröder)

Label: Jagjaguwar | VÖ: 05.04.2013

Charles Bradley – Victim Of Love

Blickt man in das Gesicht von Charles Bradley, dann erkennt man all die Abzweigungen, Rückschläge und Hoffnungen, die sein Leben bisher begleiteten. Dieser Mann hat gelebt. Dass er zum gefeierten Soulhelden avancieren könnte, ist eine sympathische Anekdote über die Irrungen und Wirrungen eines Spätzünders. „Victim Of Love“ besitzt alle Insignien, die große Soulalben der Vergangenheit ausmachten: Groovende Rhythmen, pointierte Bläsersätze und Popappeal. Charakteristischstes Merkmal ist aber die Stimme, die durch Mark und Bein geht. Inhaltlich changiert das Album zwischen liebestrunkenden Schmachtfetzen („Strictly Reserved For You“) und vorsichtiger Politikanklage („Confusion“). Größtenteils ist das alles ganz großartig, auch wenn Bradley vorrangig einen rein nostalgischen Teppich ausrollt. Kein popkultureller Distinktionsgewinn also, trotzdem eines der bis dato besten Soulalben des Jahres. (Kai Wichelmann)

Label: Daptone | VÖ: 05.04.2013

Cold War Kids – Dear Miss Lonelyhearts

„A miracle mile, where does it lead to” – eine sehr passende Songzeile, verweist sie doch treffend auf die unschlüssige Richtung, die das Quartett aus Long Beach mit diesem vierten Album einschlägt. Nach dem Bloghype, der das Debüt begleitete, klopften die Kalifornier zusehends den Staub ab und schielten zuletzt musikalisch erstmals Richtung Stadion. Doch nun lassen sie alle bisherigen Trademarks wieder aufleben: Als Ergebnis des heterogenen Treibens liefert die tolle Liveband ihr vielleicht offenstes, aber auch unschlüssigstes Album ab. Gospel, Springsteen-Rock, Blues – mehr von Allem. Solide, aber auch gefällige Lieder über die großen Themen des Lebens werden von einigen feinen (wie dem düsteren Bluesshuffle „Fear And Trembling“ oder dem jubilierenden „Jailbirds“) in ein besseres Licht gerückt. Potenzial und Wiedererkennungswert besitzen Cold War Kids nach wie vor, vielleicht spielen sie ihre Fähigkeiten auch mal wieder auf ganzer Strecke aus. (Kai Wichelmann)

Label: Cooperative | VÖ: 05.04.2013

DJ Rashad – Rollin EP

Nachdem Rashads Debütalbum letztes Jahr vor allem mit schierer Qualitätsmasse bestach, schraubt seine erste EP fürs britische Hyperdub-Label das Komplexitätsniveau hoch. Über vier Stücke demonstriert der Chicagoer nicht nur die Flexibilität von Footwork, wenn er in „Let It Go” nahtlos Breakbeats einflechtet und in Kollaboration mit Teklifer DJ Manny „Drums Please” mit wahren Perkussions-Wirbelstürmen füllt, sondern lässt seine funkel-melodiösen Tracks auch in ihrem Verlauf über ein Grundmuster hinaus in stolpergefährdenden Mikro-Dynamiken mutieren. (Uli Eulenbruch)

Label: Hyperdub | VÖ: 30.03.2013

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