VondelparkSeabed
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Label:
R & S
VÖ:
12.04.2013
Referenzen:
The xx, James Blake, Tycho, jj, Beach House
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Autor: |
Markus Wiludda |
Februar 2012. Drei hagere Herren aus England mit einem Faible für Amsterdam (daher der Name) schlurfen den gischtbesprenkelten Strand entlang. Es ist noch Winter, die Kälte zieht durch die engen Jeans empor und legt einen fröstelnden Schauder über die Haut, die sich irritierend sanft kräuselt.
Zurück im Studio, abgeschieden und ein bisschen einsam, nehmen sie weitere Songs für ihr Debütalbum auf, das anders klingen soll als ihre bisherigen EPs. Außer der angenehm übernächtigten Grundstimmung ist nicht mehr viel vom aufgeräumten Klang der überragenden „NYC Stuff And NYC Bags EP“ geblieben. Das neue Werk ist dichter produziert und lebt von einem neu gefundenen Bandklang, der immerwährend darum bemüht ist, sein Geheimnis zu bewahren.
Und so begegnen uns die zehn Songs mit gebotener Vorsicht, eingegraben und versteckt wie eine Muschel im Schlick. Dazugehörig, in sich gekehrt und selbstzufrieden in ihrem puren Dasein. „Quest“ eröffnet zärtlich mit sehnsüchtigen Gitarren und einem soulvollen Stimmklang, der das komplette Album durchzieht, auch wenn er bisweilen zu einem kargen Flüsterton oder zum Schimmern in Autotune verkommt, was die generell verschlurften Stücke aber nur allzu gut kleidet. Hier regiert die Nebelwand mit erhobenem Zepter, durchdringt und sabotiert mit subtilem Reverb fast jeden Song und verschleiert Track um Track. So huscht auch „Dracula“ vorbei wie eine flüchtige Begegnung, deren Erfassen einen Moment braucht, bevor sich die Band fast unmerklich wieder anderen Nuancierungen ihrer Schlafzimmermusik widmet. Wie fein gestanzte Puzzleteile fügen sich hier Klänge zusammen und ergänzen Kontext um Kontext. Da gibt es Referenzen zum Dream Pop von jj oder Beach House, Verästelungen zu Chillwave von Tycho, zur reduzierten Ästhetik von The xx oder auch zum modernen Soul von James Blake – jedoch zu 70% totalbefreit von jeglichem Post-Dubstep-Anflug.
Das großartige „Closer“ wird getragen von einem melancholischen Flashback; anderes verschwimmt wie die Hi-Hats zwischen den digital programmierten Beats und gerät zur Nebensache, die jedoch weiterhin höchst angenehm im Ohr schwingt. Erst recht, wenn man sich darauf einlässt, die Details zu entdecken: Die sanften 2-Step-Beats hier, der verschachtelte Pop, die getragenen Gitarren. Mundharmonika, Saxophon und verwobene Texturen. Dazwischen, miniaturenklein, immer wieder romantische Melodien, die etwas anzapfen, das ganz zeitlos klingt. Nie sind Songs wie das glucksende „Seabed“ und das vertraute „California Analog Dream“ um den vordergründigen Effekt bemüht, sie verweigern sich jedem schnellen Mitnahmemodus. Getragen von einer natürlich Intuition hebt sich dieses Werk aus der Masse der rasanten Veröffentlichungen empor: Ein Album, das in sich ruht und mit Bedächtigkeit agiert. Ein sinnliches Schnurren, ein Traum, der nicht gleich zerplatzt, sondern stets genügsam zur Stelle ist, wenn man ihn braucht.
[…] Markus Wiludda schreibt in seiner ganz wundervollen Plattenkritik bei AUFTOUREN.DE: Nie sind Songs wie das glucksende „Seabed“ und das vertraute „California Analog Dream“ um den vordergründigen Effekt bemüht, sie verweigern sich jedem schnellen Mitnahmemodus. Getragen von einer natürlich Intuition hebt sich dieses Werk aus der Masse der rasanten Veröffentlichungen empor: Ein Album, das in sich ruht und mit Bedächtigkeit agiert. Ein sinnliches Schnurren, ein Traum, der nicht gleich zerplatzt, sondern stets genügsam zur Stelle ist, wenn man ihn braucht. […]
guter Tipp! wäre an mir vorbeigegangen.