The KVBImmaterial Visions
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Label:
Cititrax/Minimal Wave
VÖ:
26.02.2013
Referenzen:
The Soft Moon, Tropic of Cancer, Led Er Est, Factory Floor, Die Jungen
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Autor: |
Michael Schels |
Hier handelt es sich weder um einen Verkehrsbetrieb, noch wurde in Russland ein neuer Geheimdienst gegründet. The KVB sind Klaus von Barrel und seine Freundin Kat Day. Letztes Jahr veröffentlichten sie mit „Always Then“ schon eine grundsolide Kollektion an Post-Punk-Songs, die von den meisten Musik-Blogs und Webzines schandhaft vernachlässigt wurde. Die umso mehr gehypte zweite Platte von The Soft Moon, der eine ähnliche Schiene fährt, ist daran bestimmt auch nicht gänzlich unschuldig. Mit Immaterial Visions haben The KVB jetzt die Chance, aus dem Mondschatten zu treten.
Der Drumcomputer poltert los, der Bass setzt ein und die Gitarre kratzt sich durch den Gehörgang. Eine repetitive Melodie legt sich über das Rauschen und zieht einen nach kurzer Zeit in einen Strudel, dem man gar nicht entkommen möchte. An dieser Konstellation ändert sich nichts, nur die Leadgitarre setzt für Klaus von Barrels Reverb-geladene Gesangsmomente aus. Jede Abweichung dieses musikalischen Schemas würde einen unweigerlich aus der scheinbaren Endlosschleife reissen, in die der erste Song „Shadows“ einen schickt. Monotonie als Stilmittel – anstandslos umgesetzt.
Die Mischung aus Post-Punk und Shoegaze, die schon seit einigen Monaten eine kleine Renaissance durchlebt, ist in ihrer rohesten Form die Stärke von The KVB. Leider ist es öfter der Fall, dass der hypnotische Aspekt ihrer Musik nicht so recht beim Hörer ankommt – besonders, wenn sie mit stampfenden Dark-Wave-Beats experimentieren, die den ganzen Song durchziehen und jeglichen Reiz, diesen erneut zu hören, entbehren lassen. Bei einer kurzen Albumspieldauer von 33 Minuten könnte man fast davon ausgehen, dass hier einfach ein paar Lückenfüller nötig waren. Vielleicht hat es auch einfach an den richtigen Ideen gefehlt, weil von Barrel auch sehr mit seinem Lo-Fi-Surfpop-Projekt Die Jungen beschäftigt ist.
Sollte es daran liegen, wäre er gut beraten, sich erstmal auf eine seiner Bands zu konzentrieren. Würde man die starken Momente aus „Immaterial Visions“ herausfiltern, ergäbe das eine tolle EP. In der jetzigen Form ist es nur ein durchwachsenes Zweitwerk einer Band, die sich in ihrem Genre, wenn auch nicht zu Unrecht, eine Hoffnungsträgerrolle erspielt hat. Scheint ganz so, als würden The KVB noch etwas länger ihr Schattendasein fristen.