Plattenpanorama – neue Alben im Schnellcheck (06/2013)

Wenn die Woche nur sieben Tage hat, kann man nicht jedes Album in aller Ausführlichkeit besprechen. Diesmal betrachten wir kurz und knapp neue Werke von araabMUZIK, Dan Friel, Keaton Henson, Mogwai und Palma Violets.

Sylvers Trancegedöns „Turn The Tide“ und Korns Nu-Metal-Hitsingle „Falling Away From Me“ auf einer Platte vereint – das gibt es doch sonst nur bei „Just The Best“! Wer das ebenso wilde wie triumphierende Trash-Sample-Manifest mit all den stürzenden Beatkicks auf „Electronic Dream“ zu anstrengend und zu laut fand, wird das knapp 70-minütige „For Professionell Use Only“ vor allem viel zu anstrengend und viel zu laut finden. Alle anderen springen zu „Turn Tha Tide“ oder „Hammer Dance“ mit den Knien an die Decke. Faster, Harder, Araab. (Pascal Weiß)
Label: Duke Productions | VÖ: 15.02.2013

Schon vor dem Ende von Parts & Labor musizierte Dan Friel solo, doch wo das lo-fi-ige „Ghost Town“ 2008 wie ein introvertierterer Dan Deacon daherkam, breitet sein zweites Album die Noisepop-Arme zur Weltumarmung aus. Über saftig zerfetzten Maschinendrums macht Friel genug kunterbunten Bliebblobpeng-Krach für drei, so dass es in den typisch hymnischen Melodien flott voranpreschender Stücke wie „Valedictorian“ schwerfällt, sich nicht dazu passenden Gesang unwillkürlich hinzuzudenken. „Total Folklore“s immens vielschichtiger Sound klingt angenehm weitläufig, nur gelegentlich nutzt sich die einseitige Wirkung von Melodie und Beats ab, die Friel durchaus auch mal für mehr als eine „Intermission“ aufbrechen könnte. (Uli Eulenbruch)
Label: Thrill Jockey | VÖ: 22.02.2013

Der schüchterne englische Barde Keaton Henson spielt ungern vor großem Publikum. Und überhaupt wollte er eigentlich nie Musik machen. Bis zu dem Tag, als ihn seine erste Freundin, im zarten Alter von 18 Jahren, verließ. Hunderte Songs schrieb er, um seinem Schmerz Ausdruck zu verleihen. Hört sich ziemlich schwermütig an, genau wie sein Debüt „Dear“. Mit kummervollen Gitarrenballaden im selben Stil beginnt auch „Birthdays“. Bis Keaton in der Mitte des Albums plötzlich ausbricht: E-Gitarren, Pauken, Trompeten und mittendrin seine süß quengelnde Stimme. (Michael Schels)
Label: Oak Ten | VÖ: 22.02. (Download) / 25.02.2013 (CD/LP)

Wie schon der Soundtrack zu „Zidane” ist auch der zur Zombie-Serie „Les Revenants” eine sehr reduzierte und zwiespältige Angelegenheit. Ob die kargen Klänge, die manchmal einfach nur wie aus Schubladen gezogen klingen, mit entsprechender visueller Untermalung funktionieren, ist die eine Frage. Ohne jedenfalls haben sie einen schweren Stand. So sind auch die Ausbrüche, die man allerdings leider an einer Hand abzählen kann, die klaren Glanzpunkte des Albums. (Felix Lammert-Siepmann)
Label: Pias UK/Rock Action | VÖ: 22.02.2013

Während andere Regionen sich auf unglamourösen Essentialismus spezialisieren, glaubt man im UK noch immer an Rock’n’Roll als Charteroberer. Palma Violets scheinen das Zeug dafür zu haben, mit stimmlich begnadetem Vokalisten preschen sie selbstbewusst durchs clever-ohrwurmige „Best Of Friends” – doch dann folgt der Rest ihres Debüts. Zu unausgegoren die Songs mit laffem US-Westküsten-Psych ohne findige Kehrtwendungen und einem besser bei den Walkmen aufgehobenen Sänger, zu oft laufen Refrains nach dem „eine Phrase ganz oft wiederholen“-Schema, als dass Grundschulreime wie „I’d rather be with Tom / he always sings along” es rechtfertigen würden. (Uli Eulenbruch)
Label: Rough Trade | VÖ: 22.02.2013
Ich möchte hier doch einmal das Wort für die Palma Violets ergreifen. Sicherlich mein Kollege Uli hat recht: Ein Meisterwerk klingt anders und vermutlich gehört die Band in die Kategorie „Und-sie-sangen-nur-einen-Sommer“, aber manchmal muss es eben Fastfood sein.
Und als solcher funktioniert „180“ zumindest bei mir gut, auch weil hier „laffe(r) US-Westküsten-Psych“ mit britischer Pub-Seeligkeit und der Neigung zur Großgeste gekreuzt wird. Für mich mindestens 60+
Ich wiederum möchte „Les Revenants“ sehr empfehlen – allerdings die Serie selbst. Sehr stimmungsvoll, auch dank Mogwais Musik, ohne die Bilder und Narrative aber funktioniert diese wirklich längst nicht so gut. Vieles weniger interessante wird auch eher als Hintergrundbegleitung für Dialoge und Überleitungen verwendet, die stärkeren dronigen Sachen nur in Auszügen. Aber wie gesagt, tolle, mysteriöse Serie.