Mano Le ToughChanging Days

Ein leichtes Déjà-vu-Erlebnis: Es ist noch früh im Jahr, da erscheint auf Permanent Vacation ein herausragendes Debütalbum, das von Beginn an in eine warme, melodische Klangwelt einlädt. Das helle Plinkern zu gemächlich vorantreibenden Metall-Kicks und sehnsüchtigen Vocals von „Cannibalize“ erinnert ebenso wie das Titelstück mehr als nur ein wenig an John Talabot, doch vom Klima ihrer prägenden Jugendjahre her könnten sich der Spanier und Mano Le Tough kaum mehr unterscheiden: Der mittlerweile in Berlin residierende Produzent ist gebürtiger Ire.

Wie eine frische Brise aus Niall Mannions Heimatort in der Nähe von Dublin kommt „Changing Days“ daher, samt und sonders aus neuen Stücken ist das Album konstruiert, das ihn überhaupt als gefühlvollen House-Architekten zeigt. Eher als breitgepinselte Panorama-Landschaften zeichnet Mannion von Eigenleben erfüllte Gebilde, in die man genausogut eintreten wie sie aus der Distanz bewundern kann. Stücke wie das Laserzwitschern-gefüllte „A Thing From Above“ und das von dezentem House-Piano und -Klatschen geführte „Everything You’ve Done Before“ strahlen die natürliche Eleganz einer kompakten Tropfsteinhöhle oder eines kristallenen Eisgartens aus, statt von saftigen Perkussions-Dynamiken oder großen Spannungsmomenten sind sie von sanften Melodien und einer langsamen Gesamtentwicklung geprägt, deren Reize sich erst allmählich eröffnen, vor allem aktives Hinhören und Klangerforschen belohnen.

Scheiden könnten sich die Geister an Mannions Vocals in der Mehrheit der Stücke. Er ist weder der charismatischste noch der technisch kraftvollste Sänger, vermeidet aber auch eine aufdringliche Präsenz, wenn er mit seinem Sprechgesang in „Primative People“ ein wenig wie ein reservierter James Murphy klingend tief (und dennoch verständlich) abgemischt ist. Das soulige „Please“ vereint unbehandelte und vocoder-robotisierte Stimmen, auf Dauer etwas zu eintönig repetitiv, über minimaler Begleitmelodie, in Stücken wie „Dreaming Youth“ jedoch ist die spärliche Orientierungslosigkeit von Mannions Stimme das Tüpfelchen auf dem Y. Stets mit sicherer Hand läuft die instrumentale Melodieführung von „Changing Days“, erinnert vor allem in der ersten Hälfte an Synthpop, nicht nur den der 80er – im Eröffnungsstück „Cannibalize“ klingen zwar Depeche Mode an, jedoch mit „It’s No Good“.

Zum zweiten Teil des exzellent arrangierten Albums hin werden die Melodien etwas weniger prominent, wandern ins Mittelfeld der zunehmend nach innen gewandten Stücke, die sich über erste verhaltene Glocken von „Primative People“ ins herrlich bimmeltechnoide „Nothing Good Gets Away“ entwickeln, an dem ein Pantha Du Prince sicher seine Freude hätte. Ein wenig mangelt es der ansonsten schön gesponnenen Albumnarrative gen Ende an einem echten Höhepunkt, alles klingt eher wie das Stück danach oder davor, doch ist diese Makulatur beim wellenumspülten Balearic-Ausklang des Finales schon wieder vergessen. Dort landet Mano Le Tough wieder da, wo alles angefangen hat: „The Sea Inside“.

Ein Kommentar zu “Mano Le Tough – Changing Days”

  1. Meine Güte! Das ist wirklich ein extrem feines House Album!

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