Plattenpanorama – neue Alben im Schnellcheck (04/2013)


Wenn die Woche nur sieben Tage hat, kann man nicht jedes Album in aller Ausführlichkeit besprechen. Diesmal betrachten wir kurz und knapp neue Werke von Cyclopean, Ducktails, Night Beds, Retribution Gospel Choir und Tegan And Sara.

Cyclopean – Cyclopean EP

Cans letztjährige Fünffach-LP „Lost Tapes“ lässt sich weiterhin gut abknabbern. Nach und nach schälen sich Songs aus diesem herausfordernden Mammut-Output, so dass man die wahre Begeisterung erst eine ganze Weile nach der Veröffentlichung verspürt. Das spielt den beiden Can-Gründungsmitgliedern Jaki Liebezeit und Irmin Schmidt in die Karten, können sie doch nun mit ihrem neuen Instrumental-Projekt Cyclopean (Burnt Friedman und Jono Podmore komplettieren das Quartett) zum rechten Zeitpunkt nachlegen: Ihre 22-minütige EP klingt jedenfalls so, als hätte die Band in den hinterletzten Ecken eines gestrandeten Raumschiffs fremdartige Instrumente und Drogen entdeckt, die es in den verschiedensten Variationen zu entdecken gilt. Verstörend, beängstigend – und vor allem gar nicht altbacken. (Pascal Weiß)

Label: Mute Artists Ltd /Spoon | VÖ: 08.02.2013

Ducktails – The Flower Lane

Dass Matthew Mondanile Gitarrist bei Real Estate ist, konnte man schon seinen bisherigen Solowerken als Ducktails anhören. Doch auf seinem ersten Album mit klar ausgeformtem Studiosound und Bandbesetzung verlieren seine Songs leider an Eigencharme, dümpeln zu oft in Softrock-Gewässern zwischen besseren Songs seiner chilligen Hauptband und Ariel Pinks. Vor allem die späteren Albumstücke, die von Madeline Follin (Cults) stimmlich belebt werden, gelingen Mondanile aber besser dank entweder stärkerer Hooks oder davon losgelöster, genüsslich psychedelisierter Entspulung. (Uli Eulenbruch)

Label: Domino | VÖ: 25.01.2013

Night Beds – Country Sleep

Im Songwritersektor ist es ein wenig stiller geworden. Die hohe mediale Aufmerksamkeit der letzten Jahre scheint weitergezogen. Winston Yellen heißt der junge Mann, der sich trotzdem und mit einigen Vorschusslorbeeren bedacht anschickt, in die erfolgreichen Fustapfen von Bon Iver und Co zu treten. „Country Sleep“ ist grandios arrangiert, herzerweichend gesungen und reiht sich nahtlos irgendwo zwischen den besten Alben von Rufus Wainwright und Andrew Bird ein. Würde Yellen sich nicht an der einen oder anderen Stelle im eigenen Schöngeist verlieren, „Country Sleep” wäre vielleicht jetzt schon eines der Folk-Alben des Jahres. (Bastian Heider)

Label: Dead Oceans | VÖ: 08.02.2013

Retribution Gospel Choir – 3

Ganz kontra ihres sakralen Namens ist dies die Band, in der Alan Sparhawk von Low so richtig die Sau rauslassen kann. Das dritte und beste Album des Trios hat nicht die Konsistenzprobleme seiner Vorgänger, denn es besteht nur aus zwei Songs: Dem furiosen, bassgewichtigen Stonermonster „Can’t Walk Out” und dem ebenfalls über mehr als 20 Minuten gehenden „Seven”, das eine herrliche Gniedelorgie mit Gastgitarrist Nels Cline in die schwermütige Bestimmtheit eines ultralangen Low-Songs injiziert. (Uli Eulenbruch)

Label: Chaperone | VÖ: 08.02.2013

Tegan And Sara – Heartthrob

Das siebte Album der Quin-Schwestern dürfte die Meinungen spalten: Selten vollzieht eine Band so konsequent einen Wechsel in kunterbunten Powerpop-Sound, was manche Fans ihrer bisherigen Werke ebenso abschrecken mag wie alle, die gegen synthpolierte Produktion allergisch sind. „Heartthrob” ist aber nicht nur eine immense Freude für alle, die sich schon immer heimlich erträumt hatten, die Songs des Duos in kunterbunt-grell erstrahlen zu hören. Ohne ihre stimmlichen Eigenheiten und textliche Perspektive („Now I’m all messed up / Sick inside, wondering where / Where you’re leaving your makeup“) zu verlieren, gehören diese Songs durchweg zu ihren vorzüglich catchigsten und schaffen es in der zweiten Albumhälfte sogar, die der ersten nochmal zu toppen. (Uli Eulenbruch)

Label: Warner | VÖ: 08.02.2013

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