The History Of Apple PieOut Of View
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Label:
Marshall Teller
VÖ:
08.02.2013
Referenzen:
The Pains Of Being Pure At Heart, Yuck, Black Tambourine, Gold-Bears, Odio París
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Autor: |
Uli Eulenbruch |
Harte Zeiten sind angebrochen für Shoegaze-Bands, jetzt da die größte ihrer Legenden auf einmal wieder zu ihren Kontemporären zählt. Doch so verrauscht die Gitarren(ge)schichten von The History Of Apple Pie auch sein mögen, es wäre verfehlt, sie in Konkurrenz zu My Bloody Valentine zu setzen: Das Debütalbum des Londoner Quintetts fasst zuckersüßes Geschrammel in überwiegend kompakte Indiepop-Songformate.
Kurzes Intro, 16 Takte Strophe, eventuell eine halb so lange Überleitung, 8 oder 16 Takte Refrain und wieder zurück zur Strophe, zwischendurch vielleicht noch ein Breakdown oder eine Variation – es sind simple, bewährte Strukturen und Harmonien, aus denen eingängiger Schrammelpop wie dieser seinen Appeal zieht. Geradezu das Befreiende am verzerrten Gitarrenhall ist letztendlich auch, dass man sich zur Not mit bescheidenen instrumentalen Fähigkeiten durchschlagen kann. So lange das Fundament stimmt, verzeiht ein derartiger Sound einiges.
Umgekehrt begibt sich „Out Of View“ aber eben dort oft auf dünnes Eis, wo es nicht gerade einfallsreiche Sechssaiter-Fingerläufe hervorhebt. Gibt das Pixies-ähnliche Verstärkerjaulen dem Bandsound ein stärkeres Eigenprofil, wenn es in „See You“ dem nasalen Gesang Stephanie Minns antwortet oder ihn unterstreicht, unterstreicht es in „Mallory“ vielmehr, dass dessen Vocal-Melodie weitaus stärker ist als die dick aufgetragene instrumentale. Das Zwischenspiel in „Do It Wrong“ tut dem Song in seiner Penetranz auch keinen Gefallen, ganz schlimm wird es aber in „Before You Reach The End“, das einer „Mein erster Riff“-Jamsession entnommen scheint und in ein grenzgrausiges Muckersolo mutiert.
Besser gelingt die Mittelsektion des Albums, wo die Gitarren in „You’re So Cool“ dezenter abgemischt sind oder in „Glitch“ gemäßigt aufspielen. „I Want More“ brilliert jedoch ohne große Zurückhaltung, hier sind sägend-knarzige Sounds ebenso massiv verstärkt wie schlankes Jangle-Plinkern und fiependes Geschrammel, das sich über einen grungigen Breakdown in eine Breite und Tiefe aufspannt, die dann doch ein Stück an die traumweiten Weiten alter Shoegaze-Größen erinnert. Vielleicht indiziert dieser, vom laff langgezogenen Finale abgesehen längste Song des Albums auch, dass die Zukunft dieser Band in ambitionierter dimensionierten Klangwelten liegt – und in einem Loslösen von eben jener Behaglichkeit, die ihr ultratweeer Name suggeriert.