Bed Wettin' Bad BoysReady For Boredom
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Label:
R.I.P Society
VÖ:
14.01.2013
Referenzen:
Royal Headache, The Replacements, Eddy Current Suppression Ring, Guided By Voices, Woollen Kits
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Autor: |
Pascal Weiß |
Das hat uns gefehlt: Mit einer gesunden Gleichgültigkeit gegenüber musikalischen Trendthemen zelebrieren ein paar Burschen aus Sydney den 80er- und 90er-US-Underground. Im Zentrum ihres beneidenswert reifen Debüts „Ready For Boredom“ stehen keine Sensationen, sondern Begebenheiten aus dem Leben. Songs rund um die tägliche Arbeit, das Abhängen in Bars und den ständigen Konflikt zwischen dem endgültigen Abschaben der letzten Jugend-Kruste und der drohenden Langeweile des steten Erwachsenen-Daseins, die dieses Werk zu einem wahren Pub-Anthem machen.
Dass es in der florierenden australischen Musikszene sehr freundschaftlich und familiär zugeht, hat uns der werte Kollege Uli Eulenbruch letztes Jahr schon am Beispiel der einzigartigen Lower Plenty verdeutlicht. Dies ist auch bei den Bed Wettin‘ Bad Boys (der Name ist Mist, ich weiß) nicht anders, doch beginnen wir von vorn: Nic Warnock ist eine zentrale Figur in der australischen Underground-Szene. Sein Label R.I.P Society erfreut sich nicht nur in Sydney großer Beliebtheit und kann bereits jetzt eine Vielzahl von tollen Veröffentlichungen vorweisen – von den Melbournern Woollen Kits, Boomgates und Bitch Prefect bis hin zu einer gewissen Band namens Royal Headache, der letztes Jahr bei AUFTOUREN gar der Sprung in die Top 3 der Redaktions-Jahrescharts gelang. Nun hat Warnock aber erstmal genug Geld auf fremde Pferde gesetzt und schickt sein eigenes ins Rennen. Mit dabei: sein jüngerer Bruder Ben an der Gitarre, der befreundete Doug Gibson an den Drums und am Viersaiter ein gewisser Joe Sukit – seines Zeichens Bassist von – genau! – Royal Headache.
Die Band spielt nun schon einige Jahre zusammen, veröffentlichte zwei 7-Inches, die anfangs (Gibson kam später hinzu, ihm reichten ein paar College-Stunden an den Drums Jahre zuvor, um den Zuschlag zu bekommen) noch nicht unbedingt erahnen ließen, was aus „Ready For Boredom“ mal werden sollte: Knackige Powerpop-Indienummern wie das züngelnde „Bite My Tongue“ oder „Any Day Now“ sind triumphierende Hymnen in der Schnittmenge früher Replacements oder klassischer Guided By Voices und stehen exemplarisch für eine Platte, die zu keinem Zeipunkt nachlässt. Das demonstriert auch „Only Loneliness“: Hier kreischt sich Joe Sukit sämtlichen Schleim aus den Nasen-Nebenhöhlen, um einen Ton zu treffen. Gleichzeitig kaschiert die Band das Ganze aber nicht durch einen dick aufgetragenen Lo-Fi-Schleier, sondern lässt die pure Dynamik des reinen Versuchs, die feste Entschlossenheit, ungeschönt nach außen. Wenn man den Jungs eines nicht vorwerfen kann, dann: Dass sie nicht alles geben würden.
„It was like, „Look at all these stiffs that think you’ve got to be this really deep, epic, emotive, sophisticating thing.“ But no – rock ‘n’ roll is about getting drunk.“ (Nic Warnock)
Damit wäre dann wohl alles gesagt. Jede Wette, Warnock würde selbst einen Abend mit Henry Chinaski bestehen oder es mit Robert Pollard noch bis zur After Hour schaffen. Da helfen die besten Vorsätze („I don’t wanna go out for a good time / Rather stay at home and get things done”) im Titeltrack nicht, am Ende zählen dann doch wieder die wichtigen Dinge. So ist der Albumtitel dann auch kein Zeichen von gelebter Langeweile, sondern symbolisiert eher das Gegenteil: Wir haben so viel mitgenommen, dass wir guten Gewissens vorbereitet sein müssten für das, was einmal kommen mag. Aber heute Abend, da ist noch lange nicht Schluss: „Our time is right noowww!“, heisert die Band in „Have You Ever“. Ready for boredom? Ab morgen ganz bestimmt wieder.
Hat ein bisschen länger gedauert bei mir, aber sehr tolles Album!
Und wen’s interessiert, ein Auszug der üblichen Australien-Connections:
Produziert wurde das Album von Tom Hardisty von Woollen Kits, die letztes Jahr 2 Alben auf R.I.P Society hatten, welche ebenso von Mikey Young (spielt in Eddy Current Suppression Ring, Boomgates, Total Control …) gemastert wurden wie das BWBB-Album.
Nic Warnock indes ist nebenher auch Teil des Duos Ruined Fortune, dessen andere Hälfte Angela Bermuda neben ihren Musikaktivitäten in u.a. Circle Pit und Straight Arrows auch Musikvideos für ihre eigenen Bands, Bed Wettin‘ Bad Boys oder Blank Realm macht – „Go Easy“ von Letzteren erscheint übrigens demnächst auch hierzulande.
@Uli: Genau, das wollte ich auch alles schreiben, passte dann aber einfach nicht mehr in die Rezi:)
Das wird jetzt alles nach und nach rüber schwappen, denke ich. Lower Plenty im April, dann auch Bored Nothing, wie Cooperative gerade per Mail verkündet.
Ja, eine wirklich tolle Platte. Um hier noch mehr Australien-Hype zu betreiben, auch King Gizzard & The Lizard Wizard können sich hören lassen.
Sind BWBB also nicht die Aussie-Band mit dem unattraktivsten Namen dieses Jahr!
Wär schön wenn die Sachen alle nach Europa kämen – gerade wo die Preise für US-Importe jetzt so irrsinnig angestiegen sind -, bei der Auswahl könnten wir aber glaub ich bereits mit der Hälfte zufrieden sein. In jedem Fall freu ich mich auch schon auf Dick Diver, Twerps und The Stevens.
Haha, wie auf Bestellung: https://soundcloud.com/dick-diver-calendar-days/water-damage
[…] andere Regionen sich auf unglamourösen Essentialismus spezialisieren, glaubt man im UK noch immer an […]
[…] Bed Wettin’ Bad Boys ist dies schon das zweite, wenngleich nicht ganz so gut gelungene Royal-Headache-Nebenprojekt […]