California X: Keep rolling, rolling, rolling


Rockmusik scheint ja so mechanisch einfach zu sein. Eine aerodynamisch-schneidige Riffkarosse, ein stoisch tragender Basslauf-Motor, eine Schlagzeug-Achse im 4/4-Antrieb und ab geht die Fahrt. Bestens demonstriert von California X auf „Sucker“: Nach einem Aufwärm-Intro setzt sich das Powertrio in Gang, beginnt nach vorne zu rollen, und weiter zu rollen, und weiter zu rollen, und immer immer weiter zu rollen.

Das auf einem Song so mitreißend hinzulegen, gelingt durchaus mal der einen oder anderen Band. Das Bemerkenswerte am gleichnamigen Debütalbum von California X ist jedoch, dass es nach dieser Initialzündung kaum Anstalten macht, einmal zum Stillstand zu kommen. Unter Beibehaltung ihres wuchtigen, leicht zerfetzten Sounds walzen California X durch acht ebenso melodisch starke Songs, deren ruhigster noch der Weezer/Pumpkins-haft runtergebrochene „Pond Rot“ ist („Feels and fens growing in my skin / I want a pond to rot in“ singt Lemmy Gurtowsky, nach dem der Song „Lemmy’s World“ vermutlich eher benannt ist als nach dem anderen Lemmy).

Textlich mag oft ein unsicherer, verstörter, gar desolater Ton angeschlagen werden, doch auch wenn jede Strophe von „Spider X“ mit „Maybe I’m scared …“ beginnt: Das Timbre seiner lodernden Gitarren macht es zweifellos in positiver Wirkung aufregend – eine kinetische Entladung innerer Aufwiegelungen, die ihren Amherster Lokalhelden Dinosaur Jr. alle Ehre macht. Überhaupt, Timbre ist Trumpf für California X, wenn „Lemmy’s World“ unter konstantem Becken-Geschepper, Grollbass und polterndem Schlagzeug druckvoll verschmutzt ist, darin aber nicht seine Gniedelgitarren-Hooks verschwinden lässt – eine delikate Balance, die nicht minder wichtig ist als die triumphale Verve, um das Gefährt in Bewegung zu halten. Und weiter zu rollen.

„California X“ ist auf Don Giovanni Records erschienen.

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