Pantha Du Prince & The Bell LaboratoryElements Of Light
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Referenzen:
Four Tet, Lawrence, The Field, Christian Löffler, Ursprung
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Autor: |
Sebastian Schreck |
Wenigstens den Anstand, seine Glocken erst nach Weihnachten erklingen zu lassen und damit allen allzu angebrachten Besinnlichkeiten und Christlichkeiten einen Riegel der Unangemessenheit vorzuschieben, hat Hendrik Weber. Der Kontext seines neuen Pantha-Du-Prince-Albums „Elements Of Light“ liegt nicht bei langweiligen Festivitäten, sondern bei ihm selbst und seiner Entdeckungsreise durch Klänge, an deren Rändern ohnehin gern Glocken läuten – einstmals elektronisch erzeugt, inzwischen aber, mit einer zunehmenden Hinwendung des DJs und Elektrokünstlers zum Sound of Glocke, aus verschiedenem Kling- und Klangwerk, aus Carillon, Gamelan, Marimba, Xylophon, Klangvase, Cymbal …
Webers Faszination zur Glocke bereicherte schon immer sein Werk und umkränzte z.B. sein 2010er Erfolgsalbum „Black Noise“ mit Sanftmut und Würde genug, dass seine Elektonik in natürlicher Andacht ihre immer größere Hörerschar warm und geschmeidig umfloss. „Elements Of Light“ geht einen weiteren Schritt Richtung Pantheismus: Ein Carillon im Osloer Rathaus und sein mehrmals tägliches Klangspiel brachte Weber dazu, sich Unterstützung unterschiedlicher norwegischer Klangforscher zu holen, die unter dem Namen „The Bell Laboratory“ Pantha Du Prince in seiner Auskundschaftung der Glocke unterstützen. Und so ist es kein Wunder, dass „Elements Of Light“ nicht nur mehr Glocke als Beat enthält, sondern auch thematisch als klangliche Ausformung der Entstehung und Verbreitung von Licht fungiert. Ein geradezu metaphysisches Konzept naturalistischer Erscheinungen zur Erdung naturalistischer Sounds, wie gesagt: Gott sein Dank nicht zu Weihnachten.
Und religiös ist an den „Elements Of Light“ nur der entsprechend der Historie des Glockensounds sakral nachhallende Klang und die offensichtliche Hingabe der Glockenspieler zum Gegenstand ihres Interesses, die durch die luftigen und schimmernden Arrangements leuchtet. Dies ist keine Elektonik für den Club, sondern für den Wandertag in den Bergen. Ambient als Lebenseinstellung und Naturverbundenheit ohne ökologisch und/oder religiös missionierenden Zeigefinger („Wave“). Der Weg zum Beat ist ein langer, aber nie ein steiniger Pfad, an dessen Rändern Glocken im Sonnenlicht widerhallen („Particle“ und, mit einem Hauch von Disco-Bass: „Spectral Split“). Das eingängige Hauptmotiv des kurzweiligen „Photon“ ist schon das mondänste Element des Albums, so verspielt und verzögert es stottert, sich verliert und findet und alles eingängig macht. „Quantum“ ist der bedachte und sinnige Ausklang des Glockenklangs.
„Elements Of Light“ legt beredt davon Zeugnis ab, dass sich schwerlich gegen den Klang von Glocken etwas einwenden lässt, genau so wenig, wie sich Licht diffamieren lässt (es sei denn, Licht ist künstlich, dann: Shame on you, künstliches Licht!), ja, welch rauer Seele könnte der immer sanfter schwebende Pantha-Sound schon missfallen! Hendrik Weber illuminiert sich immer weiter Richtung Transzendenz des Ambient (bzw. Ambient der Transzendenz, wer mag das zu unterscheiden?), die Freuden der Illumination hallen durch die Welt, unbestimmt und unbestellt in Ergötzung ihrer selbst. Kommt nach der Kraft der Stille mehr Licht, darf es schon mal schwurbeln. So lange keine Himmelsscharen herbeizitiert werden müssen. Und dafür hat Pantha Du Prince zu viel Stil und Anstand.
Label: Rough Trade / Beggars
Referenzen: Four Tet, Lawrence, The Field, Christian Löffler, Ursprung
VÖ: 11.01.2013
[…] People“ ins herrlich bimmeltechnoide „Nothing Good Gets Away“ entwickeln, an dem ein Pantha Du Prince sicher seine Freude hätte. Ein wenig mangelt es der ansonsten schön gesponnenen Albumnarrative […]