Kevin Pedersens Kleinunternehmen What’s Your Rupture? ist eins der besten Argumente für die bleibende Wichtigkeit von Labels. Jedes Jahr schnappt der New Yorker sich ein Monate zuvor anderswo veröffentlichtes, jedoch dabei wenig beachtetes Album und bringt ihm im zweiten (oder dritten) Anlauf die verdiente Aufmerksamkeit. In den letzten beiden Jahren waren dies die Debüts von Royal Headache und Iceage, weswegen es aufzuhorchen heißt, wenn das gleiche nun Parquet Courts widerfährt.

„Light Up Gold“ erblickte das Licht der Welt erstmals im vergangenen August auf dem Label von Andrew Savage, einem der zwei Sänger, Gitarristen und Texter der Band. Ihn von seinem Co-Vokalisten Austin Brown zu unterscheiden, fällt nicht immer leicht, denn aus beider Kehlen (Savages höher und jaulend, Browns gefasster und brustgewichtiger) strömen Worte in einem dichten, pausenarmen Schwall – reine Notwendigkeit, überschreitet ihr punkig aufgekratzter Rock doch oft nur so gerade die Zwei-Minuten-Marke. Mit Hardcore-Geklöppel haben Parquet Courts jedoch nichts am Hut, vielmehr reihen sie in „Light Up Gold“ einen eingängigen Gitarren-Hit an den anderen.

„Hit“ kann man auch auf die Wirkung der Songs beziehen, denn sie folgen in ihrer schlanken Bestimmtheit wahrlich Schlag auf Schlag. Ruhepausen gibt es selten, weder zwischen den Stücken noch in ihnen, wenn die absurde Liebesbekundung „Disney P.T.“ innerhalb einer Sekunde von der letzten Textsilbe des Refrains in die erste der nächsten Strophe übergeht. Mehr noch als Humor („There are no spots left for park rangers cause there are no bears left to save you from / but there are still careers in combat, my son“ oder die Pause in „I went to a shrink and he found my brain and I have / no ideas is what he found“ amüsant rausgezögert“) prägen Detail-Impressionen vor allem Savages Texte, wie wenn er in „Yonder Is Closer To The Heart“ neben der emotionalen Ausführung seiner desolaten Lage von „Time was measured in balls of lent, laundry claim tags and number of cents it takes to drown your brain into a just-dowsed former fire“ mehrfach zur bloßen Aufzählung „Pocket contents: Rizla pack, spare change, receipts in wads.“ zurückkehrt.

Den Gipfel der Repetition erreichen Parquet Courts in „Stoned And Starving“ – ohnehin ein Ausnahmesong, ganze fünf Minuten lang porträtiert Savage dort Arm in Arm mit der musikalischen Zwei-Akkord-Monochromie eine ziellose Großstadtwanderung, immer wieder „I was walking through Ridgewood, Queens. I was flipping through magazines“ und noch öfter „I was so stoned and starving“ sprechsing-wiederholend. Spätestens hier sollte klar werden, dass Parquet Courts nicht in Hektik verfallen, um Unkönnen zu kaschieren, sondern in Kurz- wie Langform eine außerordentliche Bemessenheit besitzen. Bislang nutzen sie diese nur eben vor allem dazu, derart charismatisch-koffeinierte Hits von unplumper Direktheit auszugießen, dass man sie spontan eher für eine australische Band halten würde – so ziemlich das größte Kompliment, das man amerikanischem Indie-Rock momentan geben kann.

Ein Kommentar zu “Parquet Courts – Light Up Gold”

  1. […] schon nach ein oder zwei Minuten aufhören können. Nur einzelne Songs auf dem exzellenten „Light Up Gold“ erreichen eine höhere Längenmarke und auch live triumphiert ihre clevere Nervosität meistens […]

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