The Soft MoonZeros
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Referenzen:
The Cure, Cold Showers, Cold Cave, To Kill A Petty Bourgeoisie
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Autor: |
Mark-Oliver Schröder |
„Zeros“ heißt das neue Album von The Soft Moon. „Zero“ bezeichnet im Englischen die Null, 0° ist der Gefrierpunkt von Wasser in Celsius und mit der Hilfe von ein bisschen Wind fühlt sich das richtig kalt an. 0° Kelvin bezeichnen aber auch den absoluten Kältetiefpunkt bei -273°C. „Zeros“ wurden aber auch die gefürchteten japanischen Kampfbomber genannt, in denen der Angriff auf Pearl Harbor geflogen wurde.
Was soll diese Vorrede? Beide Verweise passen ganz gut zur Musik, die Luis Vasquez alias The Soft Moon auf „Zeros“ präsentiert. Diese „kühl“ zu nennen wäre maßlos untertrieben, seine Musik klingt wie in einem Gefrierhaus eingespielt, bleibt allerdings von zeitzerdehnender Pathos-Gothik, wie sie Zola Jesus spielt, zumeist meilenweit entfernt. An dieser Stelle kommen die japanischen „Zero“ ins Spiel, „Zeros“ kultiviert tatsächlich oft eine nicht zu unterschätzende akustische Angriffslust und perkussive Unruhe.
Für die Produktion von „Zeros“ hat sich Vasquez, wie schon für sein 2010er Debüt, allein ins Studio zurückgezogen und auf die Hilfe seiner Bühnenmitstreiter verzichtet. Das Album wird geklammert durch das einleitende „It Ends“ und den abschließenden Spiegel „ƨbnƎ ƚI“, zwischen denen sich die düstere Spannung und vorpreschende Intensität seiner Songs entfaltet. Vasquez‘ Musik – und das ist vielleicht der augenfälligste Unterschied zu den Vorgängerwerken – klingt minimal-synth-waviger und manche Stabs geradezu harsch offensiv. Seine Vocals integriert Vasquez zwar weiterhin als nahezu gleichberechtigte Soundquelle in das Gewebe aus Bass, Beat, Hall und Noise, er verfremdet sie indes nicht mehr durchgehend bis zur Unkenntlichkeit. Ob daraus ein neues Bewusstsein im Umgang mit seiner Stimme und damit verbunden eine deutliche Aufwertung der Lyrics einhergeht, werden wohl erst zukünftige Veröffentlichungen zeigen. Und wenn es nicht irgendwie seltsam klingen würde, könnte einem bei Songs wie „Insides“, „Lost Years“ oder „Want“ fast das Wörtchen „Popmusik“ über die Lippen kommen.
Dass „Zeros“ im November veröffentlicht wird, kann auch programmatisch interpretiert werden. Das Gesamtkunstwerk „The Soft Moon“ aus Selbstpräsentation, Soundästhetik, Artwork, Album-, EP- und Songtiteln schreit „Herbst“, „Winter“, „Vergänglichkeit“ und verweist auf die dunklen und unzulänglichen Seiten der menschlichen Existenz. Wer sich davon ein Bild machen möchte, dem sei die kongeniale Umsetzung einer Performance für Room 205 ans Herz gelegt. „Zeros“ selbst fügt sich nahtlos in The Soft Moons Œuvre ein, fällt aber gerade deshalb etwas hinter das selbstbetitelte Debüt und die darauf gefolgte „Total Decay“-EP zurück.
Label: Captured Tracks
Referenzen: The Cure, Cold Showers, Cold Cave, To Kill A Petty Bourgeoisie
VÖ: 09.11.2012
Lässt mich ein wenig entäuscht zurück. Ein paar Songideen hätten bei allem Minimalismus nicht schlecht getan.
Der Musikliebhaber in mir schweigt, weil er die Platte nicht kennt, aber der Naturwissenschaftler jault auf und krümmt sich vor Schmerzen am Boden (und kommt deshalb garnicht dazu, die Rezension zu lesen…)
Der absolute Nullpunkt liegt bei 0 Kelvin (oder −459,67° Fahrenheit, oder −273,15° Celsius). Fahrenheit ist eine echt blöde und unanschauliche Temperatureinheit (und wird deshalb auch nur in den USA verwendet ;-))
Sorry für die Klugscheißerei, aber das musste sein.
Danke Markus, es sollte natürlich Kelvin heißen…
Nein. Asche auf mein Haupt. So etwas kommt raus, wenn Geisteswissenschaftler in der Naturwissenschaft wildern – ohne alles nochmal zu überprüfen :-(
[…] Musik-Blogs und Webzines schandhaft vernachlässigt wurde. Die umso mehr gehypte zweite Platte von The Soft Moon, der eine ähnliche Schiene fährt, ist daran bestimmt auch nicht gänzlich unschuldig. Mit […]
[…] neu wäre, es gibt viele, die sich genau das seit Längerem auf die Fahnen geschrieben haben (The Soft Moon, Raime, The Haxan Cloak etc.) und fleißig an der Umsetzung arbeiten. Prurient ist einer von ihnen, […]