NaytronixDirty Glow

Nate Brenner dürfte einigen als kreativer Partner von tUnE-yArDs alias Merrill Garbus bekannt sein, die mit ihrer auf „Who Kills“ praktizierten Vermischung von R´n´B, Afrobeat, Folk und Indiepop letztes Jahr nicht wenige zu begeistern wusste. Zeitgleich zu ebendiesen Aufnahmen entstand auch Brenners erstes Solo-Album, welches er unter dem Namen Naytronix veröffentlichte. Dass „Dirty Glow“ ähnlich euphorische Reaktionen auszulösen vermag, darf jedoch bezweifelt werden.

Dabei geht es  keinesfalls um fehlende  Originalität, schließlich scheint innerhalb Brenners musikalischen Konzepts alles möglich: Verträumt-psychedelisches Easy-Listening („Hanging Out“), reduzierter Electro-Funk („Nightmare“), Kraftwerk-artiger Techno-Pop („Robotic“), „experimenteller“ Ambient-Noise („Are You Ready For A Good Time“) oder Vocoder-unterlaufener Indie-Soul („Baby Don´t Walk Away“) werden mit jazzigen Bläsersätzen, obligatorischer Percussion-Sektion und Acappella- bzw. Chor-Einwürfen gespickt. Diese im analogen Klangkostüm präsentierte, flickenteppichartige Zusammenstellung offenbart zudem eine Nähe zum HipHop, die Erinnerungen an Becks „Odelay“ oder die Musik von Dosh hervorrufen mag, auch wenn sich „Dirty Glow“ ein wenig zu nonchalant zwischen Leftfield’scher Dekonstruktion „naiven“ Pops und experimenteller Homerecording-Skizze positioniert.

Sicherlich, Brenner weiß seinen musikalischen Inspirationsquellen, die wohl überwiegend in den 1970ern und 1980ern zu suchen sind, auf liebvolle Weise Tribut zu zollen. Leider versucht er dabei des Öfteren, mangelnder kompositorischer Substanz (im Sinne des „funktionierenden“ Popsongs) mit dem Esprit des beflissenen Musiknerds zu begegnen, der dies durch den Einwurf neuer Referenzen oder unerwarteter Wendungen überspielen kann. Musikalisch interessante Abschnitte finden sich zu Hauf, auch wenn das Gesamtergebnis immer etwas zu fahrig wirkt. Ob das gewollt ist, bleibt offen. Gleiches gilt für die wenig ausdrucksstarke Gesangsstimme Brenners, die so manches Stück seines Charmes beraubt. Der Habitus des talentierten Slackers, der mit seiner Nachlässigkeit dem Ohrwurmsuchenden zusätzlich den Zugang erschwert, wird hier deutlich überstrapaziert. Befreit man die Stücke vom zugegebenermaßen oftmals recht unterhaltsamen Ballast, stößt man auf Popmusik, die sich mit ihrer eigenen Verquertheit im Wege steht.

„Dirty Glow“ gelingt demnach das nicht zu beglückwünschende Kunststück, gleichzeitig zu sperrig und verhuscht als auch zu wenig „trippig“ daherzukommen, um wahrlich zu begeistern. Dass Brenner die Platte selbst als futuristische Musik einer postapokalyptischen Tanzkolonie zu verklären versucht, hilft da wenig.

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Label: Plug Research

Referenzen: Beck, Kraftwerk, Dosh, John Maus, Sly And The Family Stone, Brian Eno, Why?, Prince

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VÖ: 16.11.2012

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