Andy StottLuxury Problems
Tweet |
Referenzen:
Terrence Dixon, Burial, Vessel, The Sight Below, Demdike Stare, Pendle Coven
|
Autor: |
Markus Wiludda |
Die Temperatur sackt schlagartig unter Null, die Nackenhaare stehen stramm zu Berge. Nervöse Zuckungen machen sich breit und konkurrieren mit eiskalten Schauern um Aufmerksamkeit. „Touch, touch, touch“, säuselt es aus dem unheilvollen Rauschen, während Andy Stott schon mal das Licht ausknipst. Nach zweieinhalb Minuten setzt dann der Beat von „Numb“ ein, der auch noch die letzte Hoffnung hinwegfegt, dass dieses Album deutlich versöhnlicher werden würde als seine letzten Werke.
Wenn Andy Stott seinen Industriekrach-Techno in die Ohren spült, dann ist er ähnlich wie der Kollege Vessel fasziniert von dunklen Abgründen, die sich zwischen der immensen Körperlichkeit dumpfer Beats und ätherischer Schwerelosigkeit auftun. Während die letzte EP noch deutlich knochiger und brettharter war, versucht er auf seinem aktuellen Werk, dem bleischweren Wesen seiner Tracks eine Komponente der Flüchtigkeit entgegenzusetzen, was selbstredend nur selten gelingt. Und dennoch: Neben jenen dröhnenden Düsterklängen und Exkursionen in die Kälte sind auf „Luxury Problems“ vor allem Stimmsamples präsent, die, gefiltert und gepitcht, jederzeit auf Distanz gebürstet werden. So verharrt alles mysteriös und überaus gespenstisch wie ein verschlingender Alptraum, der mit jedem Druck auf die Play-Taste von Neuem beginnt und einem genüsslich die Luft abdreht. Während der Track „Luxury Problems“ bloß schwer atmet, ist „Expecting“ ein einziges Todeshauchen in erbärmlich aussichtlosem Schwarz.
Die meisten Titel verharren so weiterhin intensiv und experimentell, tönen aber konzeptionierter und deutlich aufgeräumter als die verrauschten Songs eines Vessel. „Luxury Problems“ mag daher nicht Andy Stotts kompromisslosestes Werk sein, ist aber gewiss sein variantenreichstes – das beweist spätestens der wunderschöne, freundlich-ätherische Abschlusstrack „Leaving“. Über weite Distanz fehlt den Songs ganz Stott-like der verführerische Glanz, dafür gibt es verschwommene Andeutungen in Grautönen, faulende Beats, rastloses Dröhnen und elfengleiche Gesänge aus der knurrenden Magenhöhle seines Laptops.
Label: Modern Love
Referenzen: Terrence Dixon, Burial, Vessel, The Sight Below, Demdike Stare, Pendle Coven
VÖ: 26.10.2012
[…] – Smalhans Referenzen: Todd Terje, Diskjokke, Prins Thomas, Giorgio Moroder, Chromeo […]