Titus AndronicusLocal Business
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Referenzen:
Tom Petty, Japandroids, The Hold Steady, The Pogues, Bruce Springsteen
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Größer, dichter, lauter – irgendwo findet jede Expansion ihre Grenzen. Wer glaubte, Titus Andronicus könnten das Mammutalbum „The Monitor“ nicht mehr toppen, darf sich zumindest in dieser Hinsicht bestätigt sehen: Der Nachfolger „Local Business“ ist sauberer, bescheidener, heterogener geworden.
Wie eine neue Band wirken die New Jerseyer nicht, zu altvertraut die kultur- und selbstreferentiellen Titel („Upon Viewing Oregon’s Landscape With The Flood Of Detritus“ zu „[…] Brueghel’s Landscape With The Fall Of Icarus“), die Singalongs und Streicher ihres angepunkten, angepogues-ten Kneipenrock. Dennoch reflektiert der trockenere, weniger opulente Sound mehr denn je die personelle Instabilität dieser Band, deren einzige Konstanten Frontmann Patrick Stickles und Drummer Eric Harm sind. Nach dem Weggang von Amy Klein übernahm diesmal kein Geringerer als Owen Pallett die Streicher-Arrangements, durch das Ausscheiden des Keyboarders findet sich weniger Piano auf „Local Business“. Vor allem aber wollten Stickles & Co. ein Album machen, das ihre Livebesetzung annähernd reflektiert, statt massiver Overdubs vieler Einzelparts wurde der Großteil der Musik von der gesamten Band live eingespielt – was beispielsweise auch bedeutet, dass die Gruppengesänge von gefühlten Dutzenden zu zwei, drei Begleitstimmen reduziert wurden.
So wirken vertraute Routinen wie das flotte „Upon Viewing …“ oder das hymnisch anschwellende „In A Big City“ anders eingekleidet, die Mehr-als-Acht-Minüter eher songstrukturell als sonisch komplex und mit dem ungewohnt folkrockigen „(I Am The) Electric Man“ werden gänzlich neue Wege beschritten. Zwar gibt es Stellen, an denen ein Songübergang musikalisch oder thematisch flüssig wie von Anfang an geplant erscheint, insgesamt ist „Local Business“ jedoch deutlich heterogener als „The Monitor“. Textlich zeigt sich Stickles geradezu konfrontativ explizit, nicht nur wenn er seine langjährige selektive Essstörung herausschreit: „My eating disorder is inside me“ wird ebenso intensiv oft wiederholt wie daraufhin „Spit it out!“-Rufe, die jedoch gleichzeitig im Andronicus-typischen Gruppengesang gekleidet sind – ein Anti-Singalong-Singalong? Oder doch eher Ausdruck einer Widerstandshaltung, die jedes noch so bittere Hindernis zu überwinden sucht? In jedem Fall ist dies ein Album, das ein gespaltenes Meinungsbild hervorruft.



Label: XL
Referenzen: Tom Petty, Japandroids, The Hold Steady, The Pogues, Arcade Fire, Bruce Springsteen, Ted Leo
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VÖ: 23.10.2012