TamarynTender New Signs
In Zeiten, da verträumte Verhalltheit und faserig verzerrte Gitarren weit verbreitete Ästhetikelemente sind, mag manchmal die Frage aufkommen: Wo fängt Shoegaze an, wo hört Dream-Pop auf? Ist man sich auch nur halbwegs der Bedeutung und Geschichte dieser Begriffe bewusst (Stichworte: A. R. Kane, Moose), ist das leicht entscheidbar bei Beach House (Dream-Pop ja, Shoegaze nein) oder A Place To Bury Strangers (umgekehrt).
Doch nicht gerade selten gibt es Musik, die zwischen den Extremen voluminöser Pedalexzesse und ätherischen Pops wohnt. Beispielhaft steht dafür die Kollaboration der neuseeländischen Sängerin Tamaryn mit dem Gitarristen Rex John Shelverton, der jede Faser seiner Sneaker in- und auswendig kennen dürfte, wohingegen sie aufrechten Hauptes ganz in ihren ungeerdeten Vocals aufgeht. Auf Tamaryns Debüt „The Waves“ lief sie dabei noch des Öfteren Gefahr, formlos und distanziert im Klanggebräu unterzutauchen, merklich aufgeräumter zeigt sich das Nachfolgealbum.
„Tender New Signs“ wartet mit einem weiteren, cineastischeren Soundbild auf, in dem Tamaryns leicht abgeschabte Stimme deutlich aus dem Restgeschehen hervorragt. Nicht nur werden ihre Melodien dadurch zu offensiverem Pop-Effekt eingesetzt, auch Shelverton Spiel lässt sich klar zwischen verträumten Shoegaze-Akkordschichten und songdienlichen Fingerläufen unterscheiden, während dem Bass ein gesunder Tick mehr Volumen verpasst wurde. Ein Zweitwerk also, das durch Sound- und Profilschärfung seine (Dream-)Pop-Qualitäten hervorhebt – doch wie hochwertig sind diese?


Label: Cooperative
Referenzen: Slowdive, Cocteau Twins, Frankie Rose, Mazzy Star, Asobi Seksu
VÖ: 19.10.2012