Bob MouldSilver Age

Bei Bob Mould stehen zurzeit einige Jubiläen an. 20 Jahre nach der Veröffentlichung von Sugars „Copper Blue“, das vor kurzem auch als neu aufgelegte Deluxe-Edition erschienen ist, ist nun „Silver Age“ sein zehntes Soloalbum. Davor mit Hüsker Dü und dazwischen war er sowieso immer präsent und stilprägend für mehrere Generationen. Und doch: Irgendwie schweift auch heute noch der unheimliche Hauch des Unnahbaren über Bob Mould. Der Gedanke, dass ein Musiker es schaffen kann, sich in mehreren Jahrzehnten keinen einzigen großen künstlerischen Fehltritt zu leisten, ist äußerst faszinierend.

Vielleicht liegt die Erklärung dafür in Moulds Fähigkeit, auf dem Papier recht simple Songs mit so viel Explosivität und anderen Alleinstellungsmerkmalen zu füllen, dass viele seiner Songs eingängig, aber nicht platt euphorisch daherkommen. Auch „Silver Age“ ist ein gutes Beispiel dafür. Der Opener „Star Machine“ ist einer dieser typischen kompakten Songs, der schon alles beinhaltet, wofür Mould geliebt wird. Der wütend auffordernde Gesang ergänzt sich perfekt mit der druckvollen Power-Pop-Melodik. Er fühlt sich an der Seite seiner Mitstreiter Jon Wurster (Superchunk und neuerdings The Mountain Goats) und Jason Narducy sichtlich wohl, wobei besonders Wursters hämmerndes Schlagzeug im weiteren Verlauf eine bereichernde Ergänzung für den mouldschen Klangkosmos wird. Seine Fähigkeiten machen das lautmalerische „Steam Of Hercules“ zum Ausreißer und heimlichen Star des Albums. Es ist einer der wenigen Momente, in denen sich Mould von seinem gewohnten Songwriting löst, alles etwas schwermütiger gestaltet und als Ergebnis so etwas wie einen weiterentwickelten Grunge aus dem Hut zaubert.

Dieser Kunstgriff etwa zur Hälfte wirft sogleich auch ein weiter reichendes Licht auf das übrige Album, dessen typische Attribute fortan noch deutlicher zur Geltung kommen. „Silver Age“ könnte tatsächlich das Soloalbum sein, das stilistisch und am weitesten zurück in Moulds Vergangenheit mit Hüsker Dü und vor allem mit Sugar reicht, „The Descent“ oder „Keep Believing“ würden dank Wucht und Lyrics genau so auch auf „Copper Blue“ passen. Selbst in „Fugue State“, das zeitweise fast von Wursters Schlagzeug verschluckt zu werden scheint, behält Moulds Ideal von Pop und Melodik die Oberhand und lässt den Hörer ehrfürchtig zurück.

72

Label: Edsel

Referenzen: Dinosaur Jr., The Replacements, Superchunk, Guided By Voices, The Lemonheads, Frank Black, Mike Watt

Links: Homepage | Facebook | Label

VÖ: 05.10.2012

Ein Kommentar zu “Bob Mould – Silver Age”

  1. Pascal Weiß sagt:

    „Wursters hämmerndes Schlagzeug“ – auch für mich ein zentrales Merkmal der Platte. Vielleicht mag ich sie deswegen so gerne. Insgesamt ein ziemlich starkes Album ohne jeden Ausfall, gefällt mir deutlich besser als die direkte Konkurrenz Dinosaur.

Einen Kommentar hinterlassen

Platten kaufen Links Impressum