Why?Mumps, etc.
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Referenzen:
cLOUDDEAD, 13 & God, Alt-J, Zucchini Drive, Subtle, Aesop Rock, Sage Francis
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Autor: |
Bastian Heider |
Nach der etwas halbgaren Resteverwertung von „Eskimo Snow“ hätte man sich schon beinahe Sorgen um Why? machen können. Dabei hatten Yoni Wolf und Co. mit „Alopecia“ erst ein Jahr zuvor ihr bisheriges Opus Magnum abgeliefert: Dort verwischten sie endgültig all die krummen Pfade und Spuren, die sie einst von Indie Hop und Folktronica zu ihrer ganz eigenen Variante von Popmusik führten. Why? waren von dort an ihr eigenes, seltsames Universum, dem man mit Genrebegriffen nicht mehr viel anhaben konnte.
Insofern wäre es eigentlich wenig sinnvoll, attestierte man nun „Mumps, etc.“ eine zumindest partielle Rückkehr zum HipHop, bzw. Sprechgesang. Fakt ist aber, dass dieses Album weniger von großen Melodien als immer öfter von Yonis holprigem Stream of Consciousness lebt, der hier wieder allerhand Kryptisches und Bizarres, aber auch Intimes zu verarbeiten weiß. Gleich zu Beginn geht es recht unappetitlich um geschwollene Körperteile und die Infektion mit der für den Albumtitel verantwortlichen Kinderkrankheit. Krankheiten – sowieso so ein Thema von Why?, die sich als metaphorischer Faden auch durch dieses Album ziehen. Und das nicht immer im wörtlichen Sinne: Auf „Mumps“ vermischen sich die verschiedensten körperlichen und seelischen Wunden und Kaputtheiten und zeichnen so ein intimes Gesamtbild von Yonis Alter Ego. Sentimentalität bleibt bei diesem komplizierten, verwinkelten Ganzen glücklicherweise außen vor. „During sex I might put us in some joke positions, but it’s scary always how we end up in mission.“ Die gebrochene, schonungslose Erzählweise lässt hier selbst die größte Selbstoffenbarung unpeinlich erscheinen.
Musikalisch wirken Why? hingegen so abgeklärt und variabel wie nie zuvor. Der breite Instrumentenpark, der bei den Aufnahmen mit der University of North Texas Music School zur Verfügung stand, wird zwar großzügig genützt, jegliche Effekthascherei jedoch großzügig umschifft. „Bitter Thoughts“ beispielsweise wirkt mit weiblicher Gesangsbegleitung und allerhand Streichern so entspannt wie Joanna Newsom in der Opiumhöhle. Im brillanten „Paper Hearts“ passt sich die orchestral erzeugte Beatkulisse perfekt an Yonis Flow an anstatt umgekehrt. Songs wie „White English“ hingegen sorgen mit ihren Rocksteady-Versatzstücken dafür, dass „Mumps, etc.“ die nötige Lockerheit nicht abhanden geht und auf „Waterlines“ und „Sod In The Seed“ findet man sie letztendlich doch noch: die großen Melodien, die „Alopecia“-Fans hier vielleicht ein wenig vermissen dürften.
Es bleibt dabei: Why? bilden längst ihr eigenes Universum und selten schien es so bereichernd, eine Band nur noch um sich selbst kreisen zu hören.
Label: City Slang
Referenzen: cLOUDDEAD, 13 & God, Alt-J, Zucchini Drive, Subtle, Aesop Rock, Sage Francis
Links: Homepage | MySpace | Facebook | Albumstream
VÖ: 05.10.2012
Kann mit dem Album auch wieder deutlich mehr anfangen. Übrigens ab Freitag auf ausgiebiger Tour – mit ungewöhnlich vielen Terminen auf hiesigen Bühnen.