EfterklangPiramida
Referenzen:
Radiohead, Elbow, Slaraffenland, The Antlers, The National, Múm, The Album Leaf
|
Autor: |
AUFTOUREN |
Zugegeben, so ganz frei von Ambitionen waren Efterklang ja nie. Schon immer ließen die Alben der Dänen diesen Kunstwillen durchschimmern, der zwischen zeitgemäßem Indiepop und neoklassischen Spielereien ja auch nur gut und recht schien, vor allem wenn – wie auf dem 2010er Werk „Magic Chairs“ – immer wieder die allerschönsten Melodien das Artifizielle so locker und luftig durchbrachen.
Zumindest mit Letzterem ist jetzt erstmal Schluß. „Piramida“ ist Efterklangs Konzeptalbum über die gleichnamige, verlassene Arbeitersiedlung am nördlichen Polarkreis, einen seltsam verwunschenen Ort der Tristesse und des Verfalls. Dahin ist all die Leichtigkeit, die den Vorgänger noch so „magisch“ erschienen ließ. Obwohl im Kern auf ein Trio geschrumpft, ließ sich die Band auch diesmal nicht lumpen. Ergänzt wird das Album von zahlreichen Gastmusikern wie Peter Broderick und Nils Frahm, sowie dem 18-köpfigen Orchester Andromeda Mega Express Orchestra.
Noch wichtiger für das Klangbild sind allerdings die über 1000 Field Recordings aus eisigen Nordwinden und klingenden Ölfässern, die die Bandmitglieder von ihrem Aufenthalt in Piramida selbst mitbrachten. Sie geben der schwermütigen Mischung aus vielem, was im aktuellen Indiepop Rang und Namen hat, den Identität stiftenden Rahmen. So erinnert zum Beispiel „Sedna“ nicht nur im Gesangsstil verdächtig an die letzte Bon Iver. In den bedeutungsschwangeren Bläsersätzen und Casper Clausens Stimme lugen immer mal wieder The National durch, während der von Klangstücken imitierte Basslauf von „The Ghost“ eine kleine Verbeugung vor Radiohead ist. Nicht nur in der Form, sondern auch im Inhalt pendeln die Kopenhagener zwischen Weite, Entrücktheit und schonungsloser Intimität. Von Schattenseiten menschlicher Existenz ist die Rede, von kleinen Alltagsqualen, von Beziehungen und deren Ende.
Über das Gesamtergebnis lässt sich abschließend durchaus streiten. Während ein Rezensent der Intro darin das „schlicht wunderbarste Album des Jahres“ erkennt, zeigt man sich bei den Kollegen von Pitchfork nur wenig begeistert. Und auch die AUFTOUREN-Redaktion ist sich, nachdem man „Magic Chairs“ vor zwei Jahren immerhin auf Platz 12 der Jahrescharts wählte, bei „Piramida“ nicht ganz so einig.



Label: 4AD
Referenzen: Radiohead, Elbow, Slaraffenland, The Antlers, The National, Múm, The Album Leaf
VÖ: 21.09.2012
[…] Rezension | Homepage […]