DeerhoofBreakup Song
Tweet |
Referenzen:
Sleigh Bells, Ponytail, Boredoms, Marnie Stern, Dirty Projectors
|
Autor: |
Michael Schels |
„Nichts ist so beständig wie der Wandel,“ sprach einmal der griechische Philosoph Heraklit. Ein zeitloses Zitat, das heute noch greift, jedoch nicht allgemeingültig ist mit Blick auf die musischen Künste. Dort wird heute mehr denn je wiederholt und plagiiert. Selten geworden sind Bands, die aus der Norm fallen und sich stetig neu erfinden. Doch es gibt noch Ausnahmen wie Deerhoof, die sich nichts aus Geradlinigkeit machen und sich schon gar nicht konventionalisieren wollen.
Wenn sich die Scheibe zu drehen beginnt, kann man schon ziemlich von „Breakup Song“ überrumpelt werden – sofern man sich davor noch nie mit dem Quartett aus San Francisco beschäftigt hat, also nicht weiß, dass Deerhoof seit der Gründung 1994 ziemlich unberechenbar und ungefestigt sind, was ihre musikalischen Ergüsse betrifft. Nach dem ersten zweiminütigen Sprung ins kalte Wasser dürften aber alle akklimatisiert sein: Das darauf folgende „There’s That Grin“ kann mit seinem funkigen Upbeat für Deerhoof’sche Verhältnisse schon als nahezu eingängig bezeichnet werden, wobei sie auch dort immer noch weit davon entfernt sind, gewöhnlich zu sein.
Der Vorgänger „Deerhoof Vs. Evil“ ist rückblickend betrachtet zurückhaltender und eher unaufdringlich. Dessen Synthesizer werden auf „Breakup Song“ durch fiependes Elektronica-Gesprenkel verdrängt und an Stelle des ein wenig zahmen Geschrammels treten kratzend johlende Gitarren, als würden die Elektronenröhren gleich wie Raketen aus dem Verstärkergehäuse starten. Das Schlagzeug poltert auch bei den verquertesten Tempowechseln akkurat und Satomi Matsuzakis zierliche Stimme geht selbst in den verdrehtesten Kompositionen nicht unter. Sie sorgt für den speziellen Kontrast, wenn es doch mal wieder noisiger wird, kann aber auch mal wie bei „The Trouble With Candyhands“ den Ton angeben mit einer herausstechenden Gesangsmelodie.
Deerhoof fabrizieren eine eigenständige Mischung zwischen Pop-Appeal und Durcheinander. Gerade versucht man noch, eine Linie oder gar Struktur in einem Song wahrzunehmen, wenige Augenblicke später ertappt man sich schon beim Mitnicken. Das Ganze auf passgenaue 30 Minuten ausgelegt ergibt ein unterhaltsames Album voller „Noise Jingles for Parties“. So treffend kann es nur die Band selbst beschreiben.
Label: ATP
Referenzen: Sleigh Bells, Ponytail, Boredoms, Marnie Stern, Dirty Projectors
VÖ: 07.09.2012