Dinosaur Jr.I Bet On Sky
Dinosaur Jr., das verheißt nicht weniger als absoluten Legendenalarm. Wo soll man anfangen? Beim Debüt „Dinosaur“ (1985), welches plötzlich lange Haare, Feedbackorgien und feine Popsongs zurück auf die Agenda setzte? Beim Durchbruch „Bug“ von 1988, das locker shoegazte und Grunge antizipierte? Bei den beiden Hitzköpfen J. Mascis (Gitarre) und Lou Barlow (Bass), deren Streitereien schließlich zum Ende der Band führten? Bei Murph, dem Drummer und ruhigen Pol von Dinosaur Jr., dem es wohl auch zu verdanken ist, dass sich die beiden oben genannten wieder zusammengerauft haben?
Ursprünglich waren Mitte des letzten Jahrzehnts nur Retromania-Shows angesichts der Wiederveröffentlichung der ersten drei Alben geplant. Was dann allerdings so gut funktionierte, dass die drei Herren einfach angefingen, wieder zusammen Musik zu machen. Das Resultat „Beyond“ konnte sich 2007 durchaus auch ohne übertriebene Nostalgie hören lassen, der Nachfolger „Farm“ zwei Jahre später ebenfalls.
„I Bet On Sky“, das dritte Album nach der Reunion, macht es tatsächlich erneut schwer, nicht ins Schwärmen zu geraten. Stellt es doch nichts anderes dar als das vielleicht beste Dinosaur-Album seit „Bug“. Konnte „Beyond“ noch mit teilweise arg ausgestellten Muckertum, meistens seitens von J. Mascis, ein wenig seltsam aufstoßen – okay, nach dreißig Jahren kommt man wohl nicht umhin, sein Instrument mehr als zu beherrschen – tritt hier alles wieder in den Dienst des Songs zurück. Keine Solos um des Solos willen. Die Stimmung erinnert ab und zu an Mascis‘ Einzelausflüge mit The Fog. Andere Songs, wie der Opener „Don’t Pretend You Didn’t Know“ oder „Almost Fare“, werden mit Tönen auf der Orgel unterfüttert, oder die Gitarre wird lebhaft, nahezu funky angeschlagen. Außerdem darf „Stick A Toe In“ getrost als einer der besten Dinosaur-Songs der letzten Jahre gesehen werden – Melancholie und Größe pur.
Klingt auf „I Bet On Sky“ irgendetwas neu? Feuern uns Mascis, Barlow und Murph Innovationen im Sekundentakt um die Ohren? Nein, sicher nicht. Wollen oder erwarten wir das überhaupt? Ebenfalls nein. Das können ruhig andere besorgen und solange man nicht das Gefühl hat, Dinosaur Jr. würden immer denselben Song spielen, darf das auch gerne noch eine Weile so weiter gehen. Die drei halten das Tempo meist im moderaten Bereich und wenn das nicht so abgedroschen klingen würde, könnte von einem weisen Alterswerk – von einer Band, die mit sich im Reinen ist – die Rede sein. Alles sitzt perfekt an seinem Platz und wirkt, trotz oder gerade wegen seiner aus der Zeit gefallenen Anmutung, frischer als sich so mancher hätte erträumen können.
Label: PIAS
Referenzen: Mudhoney, The Stooges, Sebadoh, Milk Music, Yuck
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VÖ: 14.09.2012
Schon Wahnsinn, die können einfach kein schlechtes oder nur okayes Album machen. Vollkommen selbstsicher und laid back ohne ins Muckertum abzurutschen. Mit der Orgel und den beinahe funky Gitarren erinnert mich das zudem ein wenig an Motorpsycho zu deren Hochphase.
Das kann ich so nicht unterschreiben. „Beyond“ habe ich zwar auch, fand ich aber eher so lala. „Farm“ hat mich, wg. der Erfahrung mit „Beyond“, überhaupt nicht interessiert.
und jetzt das!! Ich hatte wieder nur mit einer okayen Platte gerechnet und bin dann dementsprechend mehr als positiv überrascht gewesen. Tolle Platte.
Mir war das letzte ja zu verstoned, um über die grausige Produktion hinweghören zu können, aber das hier klingt mit gleichem Personal wieder viel schöner. Wobei ich’s auch gerade wegen der hoffnungslos überzogenen Soli toll finde, die vollenden so das Gefühl, dass hier eine Band ohne Stress erstklassige Songs schreibt und sich dabei pudelwohl fühlt.
[…] “Farm” (2009) gut gewesen. Und auch die ersten Stimmen über “I Bet On Sky” sind […]