OMAdvaitic Songs
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Referenzen:
Grails, Shrinebuilder, Six Organs of Admittance, Earth, Current 93
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Autor: |
Felix Lammert-Siepmann |
Schon zu Zeiten von Sleep hatte Al Cisneros ein Faible für spirituelle Klänge, das sich immer wieder in einzelnen Songs und letztlich im Album „Jerusalem“ niederschlug. Seit dem vorläufigen Ende von Sleep anno 1998 lebt er diese Leidenschaft mit seiner neuen Band OM in vollen Zügen aus. Orthodoxe Ikonen auf dem Cover, Rückgriffe auf Mystisches vom Nahen Osten über Persien bis Indien, nichts ist für Cisneros zu weit entfernt, um es mit Hilfe von Stoner und Doom mit neuem Leben zu füllen.
„Advaitic Songs“ macht schon äußerlich keinen Unterschied zwischen den Weltreligionen. Auf dem Cover grüßt Johannes der Täufer, der Albumtitel wiederum bezieht sich auf das „Advaita Vedanta“, eine hinduistische Philosophie. Beim Opener „Addis“, einer Vertonung eines Mantras namens „Mahamrityunjava“, kommt zum ersten Mal in der Bandgeschichte weiblicher Gesang zum Einsatz, der stellvertretend dafür steht, dass Cisneros mit „Advaitic Songs“ einen weiteren Schritt weg von seinen musikalischen Wurzeln, die sich zu einem großen Teil auch noch durch OM zogen, hin zu noch mehr meditativen Elementen geht. Einzig das folgende „State Of Non-Return“ versprüht noch die Wucht früherer Tage. Der schleppende Rest bringt das Album an die Grenze eines Konzeptalbums über Spiritualität und ihre historischen Kerngebiete.
Neben den erwähnten hinduistischen Ideen dominieren arabische und weitere orientalische Klänge, deren Wirkung immer wieder vom Zusammenspiel zwischen Cello und Bass verstärkt wird. Dunkel und bedrohlich sowie erleuchtet und friedlich gleichzeitig klingen OM hier vor allem wie aus der Zeit herausgerissen. Gerade die letzten drei von fünf Stücken bilden eine umfassende Einheit. Hierzu tragen zweifellos auch die Songtitel bei: Die Namen „Gethsemane“, „Sinai“ und „Haqq al-Yaqin“ sollten schon allein für ausgeschmücktes Kopfkino sorgen, mit Inhalten gefüllt werden sie fast zur Offenbarung. In „Gethsemane“ klingt Al Cisneros so eindringlich, als sei er am Tag vor Jesu Kreuzigung tatsächlich an diesem legendären Ort gewesen, das verzerrte muslimische Gebet in „Sinai“ verliert sich im repetitiven Bass.
Ist „Advaitic Songs“ also ein Plädoyer für den lang ersehnten Frieden zwischen den Religionen? Mit Sicherheit nicht, OM haben derartige Kategorien längst überwunden. Es geht um Spiritualität, den Glauben als großes Ganzes und wie ihn jeder für sich persönlich erschließen kann.
Label: Drag City
Referenzen: Grails, Shrinebuilder, Six Organs of Admittance, Earth, Current 93, Sunn O))), Swans, Dead Can Dance
Links: Homepage | Facebook | Label
VÖ: 27.07.2012
Bin zufällig über die Seite gestolpert, aber die Rezension gefällt mir echt gut!