Baroness mögen ihre EP- oder Albumtitel gerne simpel: Erstere wurden einfach durchnummeriert und die Alben nach Farben benannt, nach „Red“ und „Blue“ folgt nun „Yellow & Green“. An dieser Stelle ist es mit der Einfachheit aber auch schon vorbei.

Zum Einen muss man „Yellow & Green“ als großes Opus bezeichnen (es verteilt sich auf zwei CDs bzw. LPs), zum Anderen wäre es pure Untertreibung, den Output von Baroness nicht opulent zu nennen – ein Gesamteindruck, den die Darreichungsform des Doppelalbums in verschiedensten Special- und Deluxe-Editionen nur noch verstärkt.

Zuerst ist man geneigt, „Yellow & Green“ simpel den Stempel „Metal“ aufzudrücken, was nicht zuletzt an Sänger John Dyer Baizleys Artwork liegt. Wir erinnern uns vage: Metallica, Guns’n’Roses, Scorpions, Wacken, Kutten, Posen etc. pp. Schublade auf, Schublade zu. Nur: Baroness musikalisch eindeutig in diese Schublade zu stecken, fällt ziemlich schwer. Ihre Ursprünge haben Baroness in der Post-Hardcore-Szene von Savannah, Georgia – ein Bundesstaat, der andererseits bekannt ist für seine Sludge-Metal-Bands wie Mastodon. Sludge steht für eine Spielart des Metal, welche sich durch die eklektizistische Einverleibung anderer Spielarten – Prog, Doom, Southern, Math, Punk u.a. – auszeichnet, diese allerdings oft in Langsamkeit und/oder purer Sounddichte transzendiert bzw. zerdehnt. Die Melvins müssen an dieser Stelle als Genrepaten unbedingt Erwähnung finden.

Das Album selbst gliedert sich in zwei Teile, „Yellow“ und „Green“, die jeweils von einem namensgebenden Instrumentalthema eingeleitet werden. Wer jetzt darauf schließt, dass auch musikalisch unterschiedliche Herangehensweisen zum Tragen kämen, liegt indes falsch. Beide Farben bestehen aus neun heterogenen Songs, von balladesk bis rockig, allesamt hochmelodisch mit Hang zum Pathos. Manchmal driftet die Band sogar in Indie Rock oder post-rockige Gefilde, die unter der slicken Textur lauernd, Kopfhörermusik bieten. Hier wird es offensichtlich, dass Baroness ihre Weiterentwicklung bis ins Detail, ja fast schon wie am Reißbrett, geplant haben und durch diese Stilvielfalt verbissen den Abschied vom roten und blauen Album einzuläuten versuchen. Dass bei diesem ersten Versuch die traditionelleren Songs („Take My Bones Away“, „March To The Sea“) den stärkeren Eindruck hinterlassen, liegt da schon fast in der Natur der Sache. Sobald mit den ruhigeren Stücken Neuland betreten wird, wirkt „Yellow & Green“ mitunter zaghaft und gleichzeitig etwas überambitioniert, obgleich es Baroness gelingt, zu jeder Zeit ihren einzigartigen Stil beizubehalten.

In seiner Gesamtheit, am Stück genossen, erscheint alles – spätestens nach dem dritten Durchlauf – wie aus einem Guss. Das ist umso erstaunlicher, bedeutet es doch, dass bei diesem 75-Minuten-Opus auch kleinere nicht so gut gelungene Experimente den geschlossenen Gesamteindruck nicht schmälern können. (Mark-Oliver Schröder & Felix Lammert-Siepmann)

72

Label: Relapse

Referenzen: Mastodon, Metallica (ca.1995), Eagles, The Soundtrack Of Our Lives, Kylesa

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VÖ: 20.07.2012

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