HologramsHolograms

Zwischen seinen populärsten Exporten – Wild Nothing, Craft Spells, Beach Fossils, neuerdings DIIV – ergibt sich schnell ein stereotypes Bild von Captured Tracks als Heim verwaschener, verhallter, jangliger, nostalgischer Gitarren-Angenehmheiten. Dabei hat es durchaus auch seine gothig-postpunkigen Seiten, doch nicht einmal der Output von Labelchef Mike Sniper als Blank Dogs war in seiner Niedergeschlagenheit annähernd so stürmisch intensiv wie das Debütalbum von Holograms.

Darauf umschiffen die vier Stockholmer gekonnt das Schicksal, das so viele ihrer Labelkollegen ereilt, nach ein paar großartigen Singles über Albumlänge in nettiger Uniformität zu versinken. Auf dem schlank wavigen „Chasing My Mind“ tendiert ihr Synthpunk zum Präfix, nachdem das Album zuvor im druckvoll betrommeltem Gitarrenwall von „Monolith“ eröffnet wurde. Wo Holograms hier noch, wie schon auf ihrer ersten Single „ABC City“, mit shoutigem, freudenarmem Singalong an Iceage erinnern, zeigen sie sich schnell facettenreicher als die Dänen, lassen in „A Tower“ die Gitarren quengeln wie „Bone Machine“-Pixies, peitschen Gang-Of-Four-angespannt durch „Memories Of Sweat“ und ziehen im Basslauf von „Stress“ auch mal explizit den Hut vor „California Über Alles“.

Auch stimmlich fahren Holograms in ihren zerlotterten Stadtporträts mehr als nur eine Schiene. Während Bassist Andreas Lagerström zum kühlen Skandieren neigt, ist Gitarrist Anton Spetze sprunghaft wankelmütig und wirkt spätestens dann nahbar, wenn es wie in der herrlichen Garage-Ballade „Fever“ leicht an der englischen Aussprache hapert („The fever is getting nür“). Nicht immer gelingt Holograms ein Tempo- oder Spurenwechsel innerhalb eines Songs so gut wie dort, „Orpheo“ und „Astray“ sind dermaßen sauber und gemessen eingespielt, dass ihre technischen Unsauberkeiten unangenehm herausstechen. Anders „Apostate“, das im stürmischen Refrain so verdichtend Fahrt aufnimmt, dass es wie mit zuviel kinetischer Energie geladen jedes Mal glorreich aus der Kurve zu fliegen scheint. Zum Finale gibt’s dann noch eine antinationalistische Hymne, welche die Worte „Sweden’s Pride“ denkbar lust- und hoffnungslos intoniert – nein, eitel Sonnenschein wie bei Brooklyner Labelkollegen findet man hier wahrlich nicht.

74

Label: Captured Tracks

Referenzen: The Units, Iceage, Gang Of Four, Wire, Pixies

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VÖ: 27.07.2012

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