Die Blogs und Szenemedien hyperventilieren. Grund des Aufruhrs ist allerdings weniger Frank Oceans Debütalbum „channel ORANGE“, sondern vielmehr sein diesem vorausgegangenes Statement.

Nein, der Zeitpunkt, zu dem letzteres erschien, war sicherlich kein Zufall und marketingtechnisch wohlkalkuliert. Und doch, das offene Bekenntnis eines aufkommenden R’n’B-Stars, einen Mann geliebt zu haben, stellt sicherlich auch 2012 noch einen mutigen und wichtigen Schritt dar. Als Sänger war Frank Ocean zwar mehr auf die Rolle des charmanten Ladies‘ Man abonniert als auf die des rappenden Tough Guy. Beide repräsentieren jedoch letztendlich zwei Seiten der selben Medaille in einer streng heteronormativen HipHop-Welt, in der es nur allmählich unnötig wird, jedem auch nur ansatzweise zwischenmännlichen Bekenntnis ein rigoroses „No Homo“ nachzuschieben.

Soviel dazu. Musikalisch bewegte sich Frank Ocean als bis dato sicherlich interessantestes Mitglied des vieldiskutierten Odd-Future-Kollektivs auf seinem letztjährigen Mixtape „nostalgia, ULTRA“ in einem Umfeld junger R’n’B-Künstler, die der anhaltenden David-Guettaisierung des Genres eine Rückbesinnung auf den erotisierten Sound der 90er entgegensetzt. Durch den durchaus experimentell zu nennenden Gebrauch geschmackspolizeilich alles andere als einwandfreier elektronischer Elemente, ein bisschen Düsterkeit und teilweise schmerzvoller Selbstentblößung ließ sich dieser Mikrotrend jedoch zumindest für einen Augenaufschlag zum Sound der Stunde hochstilisieren. Der Sache dienlich war dabei sicherlich auch, dass Vermarktungsstrategien und Ästhetik dieses wahlweise Indie-, Hipster- oder Internet-R’n’B getauften Phänomens auf erstaunliche Weise mit aktuellen Indiepop-Trends, wie dem unkonventionellen Einsatz von Autotune und dem Comeback des käsigen Porno-Saxophons, korrespondierten.

Soweit so bekannt. Dafür aber, dass sich hinter Frank Ocean mehr verbarg als nur das nächste Ding nach Chillwave und Witchhouse, dass dieser Typ wirklich etwas zu sagen hatte und sich schon bald als bedeutender Songwriter seiner Generation entpuppen sollte, sprach bisher relativ wenig. Unter diesen Umständen und vor dem Hintergrund einer überhitzt nach immer neuen Hypes lechzenden Blogosphäre ist „channel ORANGE“ wirklich so etwas wie eine kleine Sensation. Nicht nur, dass Frank Ocean Interessanteres zu erzählen hat als Drake und bessere Songs schreibt als The Weeknd. Nein, in seiner einzigartigen Übersetzung alter Soul-Tugenden in ein durch und durch modernes Gewand verleiht er dem oft als als reine Verwertungsmusik verunglimpften Genre ein feuilletonistisches Ansehen, das es in diesem Ausmaß, ohne jetzt große Namen heraufzubeschwören, schon lange nicht mehr besaß.

Es mag vom stimmlichen Potential her größere Sänger geben, doch wenigen seiner Kollegen gelang in den letzten Jahren eine so aufrichtig emotionale Performance wie Frank Ocean mit „Bad Religion“. Zu einem anbetungswürdigen Streicher-Arrangement schildert er ein denkwürdiges Taxi-Zwiegespräch, das je nach Deutungsweise verschiedene Textebenen wie unerwiderte Liebe, persönliches Coming Out, Islamophobie und allgemeine Religionskritik miteinander vermischt. Und „Bad Religion“ ist nur der offensichtlichste aus einer ganzen Reihe von Ausnahmesongs. Das nachfolgende „Pink Matter“ lässt dem emotionalen Höhepunkt des Albums eine tieftraurige, weitere Lektion in Niedergeschlagenheit folgen. Das Gerüst dazu bildet neben Klavier und elektrischen Streichern eine wimmernde E-Gitarre, die in der zweiten Hälfte des Songs, wie selbstverständlich, zum unglaublichen André 3000 überleitet, der den Song von der ultimativen Trauer in die ultimative Coolness überführt und so wiederum den Übergang zum lässig beschwingten Schlussstück „Forrest Gump“ perfekt macht.

Bereits dieses Finale macht „channel ORANGE“ zu einem außergewöhnlichen Album. Aber zwischen dem croonend und sprechsingend die Probleme einer drogensatten, oberflächlichen Jugend persiflierenden „Super Rich Kids“ und der grandiosen Radiosingle „Lost“ ragt hier vor allem das zentrale „Pyramids“ heraus. Zudem ist es auch das Stück, welches das ganze, nur schwer fassbare Genie Frank Oceans vielleicht am besten auf den Punkt bringt. Zu technoiden Synths, wummernden Sub-Bässen und rückwärts laufenden Beats reflektiert Ocean hier in fast zehn so unwirklichen wie autotune-schwangeren Minuten über die Rolle der Frau und schlägt dabei den Bogen von Königin Kleopatra bis zur heutigen Prostituierten im Nachtclub „Pyramid“. Ein monumentaler Song, dessen futuristische Kälte ihren Höhepunkt ausgerechnet in John Mayers psychedelischem Gitarrensolo findet.

Bei aller Begeisterung enthält „channel ORANGE“ auch schwächere Lieder. „Monks“ zum Beispiel schafft es nie, seinen Neptunes-artigen Funkjam irgendwie auf den Punkt zu bringen und wirkt im Ganzen leider etwas deplatziert. Aber diese wenigen Schwachpunkte fallen im homogenen und von allerlei Atmosphäre bildenden Interludes getragenem Albumkontext kaum auf. Der mystischen, ja fast schwerelosen Atmosphäre ist es letztendlich auch zu verdanken, dass man all die Details, die verschiedenen Bedeutungsebenen und scheinbaren Unvereinbarkeiten, kurz gesagt die schier endlose musikalische wie inhaltliche Reichweite von „channel ORANGE“ erst nach und nach für sich entdeckt. Ob hinter Hipster-R’n’B tatsächlich mehr steckt als nur eine kurze Laune von Pitchfork und Co, wird die Zeit entscheiden. Dieses Album jedenfalls, soviel steht jetzt schon fest, das bleibt.

86

Label: Island

Referenzen: The Weeknd, Drake, D’Angelo, Stevie Wonder, Marvin Gaye, R. Kelly, André 3000, KanYe West

Links: Homepage | Soundcloud | Twitter

VÖ: 20.07.2012

15 Kommentare zu “Frank Ocean – channel ORANGE”

  1. R&B-Fahrstuhlmusik, die völlig überhyped ist und die niemanden hinter dem Ofen hervorlocken würde, wenn man nicht jedes Outing bejubeln müsste. Gerade so als wäre der vermeintlich Mutige dadurch ein besserer Mensch. Die geschlechtliche Orientierung freilich – wie immer sie auch sein mag – macht aus musikalischer Betätigung noch keine Kunst. Letztlich bleibt Dutzendware auch Dutzendware.

  2. Das ist mit Verlaub gesagt Blödsinn. Schon Oceans im Vergleich hierzu wesentlich schwächeres Debüt-Mixtape konnte ganz ohne „Outing“ ziemlich viel Aufsehen erregen.
    Mir scheint es eher so, als könnte hier jemand wenig bis gar nichts mit derartiger Musik (R’n’B) anfangen und würde daraus eine simple Eingrenzung in künstlerisch wertvolle und kommerzielle, ergo künstlerisch nicht wertvolle Musik ableiten. Mit der Einteilung hätte man aber auch Großteile des Gesamtwerks der Beatles, Beach Boys oder der Massenproduktion von Motown einfach so abkanzeln können. Wobei Ocean in seiner künstlerischen Entwicklung mit diesem Album sicherlich schon weiter ist als die beiden erstgenannten in ihrer Frühphase. Naja, blöder Vergleich, aber „R&B-Fahrstuhlmusik“ und „Dutzendware“ sind jedenfalls auch keine ernstzunehmenden Vorwürfe, die sich das Album gefallen lassen muss.

  3. Metacritic hat für das Debüt 9 Kritiken mit einem Score von 83 zusammengetragen. Channel Orange hat nun 31(!) Kritiken mit einem Durchschnittsscore von 92. Soviel also dazu, dass Herr Ocean bereits schon vorher so umfangreich wahrgenommen wurde. Noch eklatanter wäre wohl der Vergleich des Debüts mit dem jetzigen Album im deutschen Feuilleton. Der Hype lässt sich an Fakten festmachen, auch am Umstand, dass jede Kritik seinem Outing breiten Raum einräumt. Also bitte nun nicht so tun, als hätte es da kein Ballyhoo gegeben. Und keiner traut sich nun zu sagen, dass das ein absolut uninteressantes Album ist.

  4. Dass das Debüt vergleichsweise wenige Kritiken erhalten hat, liegt wohl einfach daran, dass es nie offiziell erschienen ist. 9 Kritiken und sehr gute 83 Punkte sind für so ein Mixtape schon eher die Ausnahme. Und channel ORANGE ist im Vergleich nun eben auch nochmal ein gewaltiger Schritt nach vorne. Den Hype, den es zweifelsohne gibt, auf das vage „Coming Out“ zu reduzieren, wird dem Album einfach nicht gerecht. Wir haben intern selbst viel darüber diskutiert. Einige fanden das Album grandios, andere „nur“ gut. Niemand jedoch hielt es für absolut uninteressant.

  5. @SomeVapourTrails:

    Nun, aktuelle Ereignisse in Rezis einzubringen ist völlig normal, schon allein aufgrund des Timings. Die meisten Texte zu Echo Lake, die nach dem Erscheinen des Albums angefertigt wurden, werden den Tod eines Bandmitglieds erwähnen, siehe auch auch letztes Jahr TV On The Radio. Hier gibt es aber auch relevanten Kontext, z.B. dass „Forrest Gump“ autobiographisch ist. Sollte man das unter den Teppich kehren?

    Und wenn du Hype an Fakten festmachen willst: Auf dem letztjährigen Pazz & Jop (weltgrößte KritikerInnen-Umfrage) war Oceans Mixtape auf Platz 16 der besten Alben. Das kommt nicht von nirgendwo.

    Aber was gefällt dir denn am Album nicht, findest du’s gesanglich ordinär? Textlich? Was würdest du stattdessen empfehlen? Oder ist für dich R&B generell Fahrstuhlmusik?

  6. @ Uli

    Nur ein weitere Indiz: Vor dem Outing hatte die englische Wikipedia-Seite von Frank Ocean am 23.06. beispielsweise 8655 Zugriffe. Am 04.07. dann mit seinem Outing 142502 Zugriffe. Am 21.07. waren es noch immer 29087 Zugriffe. Bei der deutschen Seite sind es 103 (23.06.) dann 1558 (04.07.) und zuletzt 918. Wir sehen also, dass das Outing kurz vor VÖ seine Wirkung nicht verfehlt hat. Und natürlich ist so ein Outing zeitlich kalkulierbarer als ein plötzlicher Todesfall. Das alle nun wie wild von dieser Platte gackern, ist auch der Erfolg einer sehr berechnenden Marketingstrategie.

    Ich bin wirklich kein R&B-Freund und mag Hip-Hop auch nur in Maßen. Aber mal Butter bei die Fische: Was ist an Thinking Bout You beispielsweise außergewöhnlich? Der Gesang? Ehrlich? Das ist eine 08/15-Ballade, die man so schon zu oft gehört hat. Ich seh auch keine Innovation oder Perfektion bei Sweet Life. Das ist hoffnungslos glatt dahinplätschernd, gesülzte Emotionen trällern vor sich hin. Ich könnt auch mit Forrest Gump fortsetzen. Eine Langeweile von einem Lied. Ein wenig Gepfeife, dazu noch das wiederholte Geträller von Forrest Gump, mehr spielt sich da doch nicht ab. Je öfter ich die Platte höre, desto mehr rollen sich mir bei dieser Grütze die Zehennägel ein.

  7. Niemand bestreitet, dass die Veröffentlichung des Textes zeitlich kalkuliert war, steht sogar eingangs in der Rezension. Auch wissen dadurch mehr Menschen um die Existenz von Frank Ocean als vorher. Dass sich dadurch sämtliche Rezensierende in willenlose Gutfind-Zombies verwandelt haben, ist aber nunmal etwas unwahrscheinlich, wenn schon seiner letztjährigen Veröffentlichung – die ein Gratis-Download war und nicht mit einer derartigen Enthüllung einherging – die oben angeführte Reaktion entgegenschlug. „Bekanntheit“ ist nicht identisch mit „guter Musik“, aber auch nicht unvereinbar. Pop halt.

    Dass du das Album nicht magst, wenn du eh mit dem Genre nichts anfangen kannst, ist aber doch naheliegend. Die Attraktion einer sexuellen und emotionalen Fühlmusik wie R&B werd ich dir in Worten kaum näherbringen können, bin auch selbst ziemlicher Dilettant in dem Feld. Allerdings halte ich insbesondere den flachen, Melisma-armen Gesang Frank Oceans in Sachen einen Majorlabel-R&B-Sänger tatsächlich für außergewöhnlich (was für mich, ebenso wie Innovation, nicht automatisch etwas Positives ist – der Gesang ist vielmehr der Hauptgrund, warum mich das Album nicht mitreißt).

    Du hast jetzt den geschickten Zug gemacht, von Bastian verwendete Adjektive auf andere Songs zu übertragen, wo diese wahrscheinlich weniger zutreffen, aber womit würdest du dieses in deinen Augen durchschnittliche Album denn vergleichen? Oder was stattdessen empfehlen? Außergewöhnlichkeit lässt sich halt erheblich schwerer zeigen als (mithilfe von Vergleichsmaterial) Gewöhnlichkeit. Frank-Ocean-Fans würden sich sicher über weiterführende Tips freuen.

  8. Zunächst einmal: Es gibt einen Unterschied zwischen Outing und Coming Out, da erstes von außen erzwungen wird und nicht von derjenigen Person selbst kommt. Beides trifft aber in diesem Fall nicht zu, da Frank Ocean sich in seinem Brief ja nichtmal explizit zu seiner sexuellen Orientierung äußert. Ich denke, so genau sollte man da schon sein.

    Dass dieses Statement so kurz vor Albumveröffentlichung sicherlich auch marketingtechische Gründe hatte, will keiner bestreiten (steht ja auch im Text oben), genausowenig, dass es momentan einen ziemlichen Hype um channel ORANGE und die Person Frank Ocean gibt. Bemerkenswert oder zumindest brisant bleibt dieses Bekenntnis trotzdem, nicht nur, weil ausgerechnet Frank Oceans Odd Future-Kollege Tyler, The Creator letztes Jahr mit seinem Debütalbum noch Homophobie-Diskussionen lostrat.

    Deine musikalischen Argumente finde ich trotz allem immer noch zu diffus um differenziert darauf eingehen zu können. Beiträgen auf deinem Blog nach zu urteilen, magst du unter anderem Lana del Rey oder Allo Darlin‘, bist also Popmusik grundsätzlich nicht abgeneigt. Vorwürfe wie „glatt“, „gesülzte Emotionen“, „dahinplätschernd“. etc. hätte man auch bei diesen beiden Künstlern anbringen können, wobei ich zweitere ja durchaus mag. Das Album ist gewiss keine musikalische Revolution, sondern eine gelungene Kombination aus Genre-Standards und aktuellen, leicht futuristischen Einflüssen. Über den Gesang lässt sich sicherlich streiten, aber das in meinen Augen exzellente Songwriting, die düstere Grundstimmung und nicht zu letzt die genreuntypischen und gewitzten Texte machen dieses Album für mich besonders.

    Da du, wie du selbst zugibts, R&B für gewöhnlich nichts abgewinnen kannst, frage ich mich jetzt, ehrlich gesagt, schon, warum du dich ausgerechnet an diesen Album so ereiferst. Es gibt sicherlich immer viel (hochgelobte) Musik, mit der man nicht einverstanden ist, aber in manchmal reicht es auch einfach, sich einzugestehen, dass das vielleicht nicht seine Tasse Tee ist, so langweilig dieses „Geschmacks“-Argument vielleicht auch sein mag.

  9. Wenn ein Musiker eine Woche vor Erscheinen des Albums plötzlich den Drang verspürt, eine Jahre zurückliegende, unerfüllte Liebe zu einem Mann zu gestehen, dann ist dies ein Hohn für alle Bi- und Homosexuellen, die wirklich mit einem Coming Out ringen, unter enormen Leidensdruck stehen. Und natürlich wagt es das Gros der Kritiker nicht, dem Album nun die ihm gebührende Aufmerksamkeit – nämlich keine – entgegenzubringen. Das wäre ja unsensibel, geradezu homophob. Ich hab schon viele langweilige, von der Kritik hochgelobte Alben gehört und schnell wieder vergessen. Aber was Frank Ocean da abzieht, das ist einfach nur widerlich. Deshalb mein Ärger. Dass das Album nicht gut ist, ist nur das Tüpfelchen auf dem i.

    @Bastian
    Du musstest aber ziemlich in die Tiefen meines Blogs hinabsteigen, um zwei Beispiele zu finden, die mich deiner Meinung nach in die Ecke des ahnungslosen Popfuzzis stellen.

  10. Aber er singt doch über die Liebe zu einem Mann auf dem Album selbst! Es wäre so oder so darüber geredet worden, weil es relevant für den Kontext des Albums und Oceans ist, nur hat er damit den meisten Spekulationen vorgebeugt. Mindestens einer der Journalisten, die von den Prelistening-Events berichtet haben, hatte das nämlich schon getan. Und das, obwohl er wie die anderen, die das Album schon im Vorfeld in höchsten Tönen gelobt haben, noch nicht den Blog-Eintrag gelesen hatte. Fast so, als wäre der unerheblich dafür, ob man positiv über das Album berichtet, sondern die Qualität der Musik.

  11. Was lässt dich den so sichergehen, dass Frank Ocean nicht selbst unter erheblichen Zweifel und Leidensdruck stand, als er seinen öffentlichen Brief verfasste. Ihm zu unterstellen, er hätte das alles nur getan, um sein Album zu vermarkten, ist eine mindestens genausogroße Frechheit, wie die, die du ihm unterstellst. Und dass all die Kritiker die Platte jetzt nur deshalb brav abnicken, klingt dann doch arg verschwörungstheoretisch. Wer nur einigermaßen regelmäßig auf den einschlägigen Seiten vorbeischaut, konnte bereits lange im Voraus ahnen, dass dieses Album einiges an Staub aufwirbeln würde.

    Und in die Ecke des ahnungslosen Popfuzzis wollte ich dich nie stellen (Auch musste ich nicht lange in den Untiefen deines Blogs wühlen). Mir war nur nicht klar, warum du dieser Platte hier vorwirfst, glatt oder schwülstig zu sein, wenn diese Kriterien für dich anscheinend nicht unbedingt negativ belegt sind.

  12. Beim dieswöchigen Liedschatten singt Tom Jones über einen Eifersuchtsmord. Gab es zu jener Zeit denn auch Gerüchte, dass über einer etwaigen Freundin/Frau das Damoklesschwert des gewaltsamen Todes schwebe? Man sollte das Fiktionale in der Kunst durchaus ehren, auch wenn viele Künstler natürlich Bezüge der eigenen Biografie einfließen lassen.

    Klar, der Leidensdruck kulminierte gerade pünktlich zum Erscheinen des Album. Das ist mit Verlaub hanebüchern. Wer eine Beichte/ein Geständnis nur dann ablegt, weil es etwas zu vermarkten gibt, handelt sehr berechnend.

    Glatt und schwülstig sind keine zwingend auf Lana Del Rey oder Allo Darlin‘ anwendbaren Begriffe. Schon gar nicht stehen sie generell für Pop. Pop ist oft naiv, manchmal auch unbeschwert und ab und an sogar divaresk. Aber geschenkt. Ihr findet Frank Oceans Album gut. Ich tue das nicht. Und genau das wollte ich zu der Rezension als Feedback hinterlassen.

  13. Bastian sagt:

    Ersetze glatt mit eingängig und schwülstig mit pathetisch oder meinetwegen gefühlvoll und all diese Begriffe verwendet man im Guten wie im Bösen klar mit Popmusik.

    Ich will dir das Album auch gar nicht näher bringen oder schmackhaft machen. Was mich aber stört ist aber diese abgeklärte, ja zynische Haltung, die ein Statement, das angesichts einer homophoben Hip Hop-Szene durchaus eine gewisse, wenn auch nicht zu überschätzende, Tragweite hat, zum bloßen Marketinggag abstempelt. Und selbst als solchen finde ich dies nicht weniger verwerflich, als sich die Lippen aufspritzen zu lassen und mit Männerfantasien und antiquitierten Frauenbildern herumzuspielen.

  14. Ich kann mich meinen Vorrednern eigentlich nur anschließen. Wenn nach Oceans Coming Out auf einmal seine Klicks in die Höhe schnellen ist das wahrscheinlich auch der Tatsache geschuldet, dass jetzt auch der letzte homophobe Hater mal wissen will was das denn für einer ist. Ich erinnere mich hier auch an Lil B’s I’m Gay, I’m Happy und die folgende Diskussion.

  15. […] Elektronik verwob. Einige andere versuchten sich näher an der reinen Form, so zum Beispiel Frank Ocean oder auch The Weeknd, bei dem experimentelle Ansätze allerdings von Beginn an zum Programm […]

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