
Wenn man sich schon eine Sportart für den aktiven Zeitvertreib aussucht, dann sollte man dabei wenigstens bequem Musik hören können. Sagen wir jetzt einfach mal.
Joggen ist diesbezüglich eine dankbare Option, lassen sich hier doch wunderbar Musikkonsum und Leibesertüchtigung kombinieren. Mit den Stöpseln in den Ohren geht es dann wahlweise über Stock und Stein oder an Flüssen und Bächen entlang, während der Takt den Laufrhythmus vorgibt: Laufen, Atmen, Laufen, Atmen. Hier unsere inoffizielle Top 5 der Songs, zu denen man an herrlichen Sommerabenden die Parks und Wälder unsicher machen kann.
Ganz zu Beginn gilt es freilich, motiviert zu sein, positiv an den Start zu gehen. Man merkt recht schnell, ob man einen guten Tag hat oder nicht. Doch es kommt sicherlich auch auf den richtigen Soundtrack an. Das erste Stück sollte nicht zu schnell sein, aber auch nicht zu träge, man will ja schließlich einigermaßen erfolgreich Sport treiben. Darüber hinaus muss der Song einen positiven Spirit haben: „I ran across cyanide plains / Mind like a prison cell / But feet untethered and sane.” So geht das. Gedanken fokussieren und los. Vor einem liegen ein paar Kilometer, die mit festem Blick und straffen Schrittes begangen werden wollen.
Nun sollte man den richtigen Rhythmus finden. Gelingt dies nicht, wird es schwierig, das gesetzte Ziel zu erreichen. Hierfür benötigt man Musik, die einen „bewegt“, die nicht nervös ist, aber dennoch aktivierend. Ein Song, der einen feinen Beat hat, aber nicht zu schwer wiegt. Man will sich ja nicht die Knochen ruinieren. Klappt mit Talabot prima, speziell der letzte Song des aktuellen Albums eignet sich herausragend für diese schwierige Phase des Trainings.
Man ist mittendrin. Im Wald, im Park, in der Innenstadt. Der Körper funktioniert nun wie eine gut geölte Maschine, die Bewegungsabläufe automatisieren sich zusehends, dazu schwelgt man in nebulösen Tagträumen. Doch immer wieder begegnen einem Hindernisse unterschiedlichster Art: Alte Frauen, Hundehaufen, rücksichtslose Rad-, Auto- und Straßenbahnfahrer. Alles, was sich einem zu diesem Zeitpunkt in den Weg stellt, ist ein potentieller Endgegner. Aber: Ausweichen ist nicht. Wir sind der Chef. Dazu dringt „DLZ“ von TV On The Radio aus den Hörern, in Gedanken hört man Meth-Grandseigneur Walter White seinen eindringlichsten Satz sprechen: „Stay out of my territory!“
Hat man nun die Barrikaden und Stolperfallen hinter uns gelassen, fühlt man sich gut. Zeit für den sechsten Gang, Zeit für das letzte Bisschen. Weiter, immer weiter. Seitenstechen und Wadenkrämpfe gilt es mental auszuschalten: „Walkin’ the streets is like battlin’ / Be careful with your body / You must know karate or think your soul is bulletproof like Sade.” Kein Anzeichen von Erschöpfung oder Müdigkeit zulassen, auf die Lippen beißen und das Ziel im Kopf behalten. Auch wenn es wehtut. Gerade, wenn es wehtut.
Nada Surf geht ja sowieso fast immer. Speziell jetzt, am Ende der fünf bis zehn zurückgelegten Kilometer, wenn das Shirt schon am Körper klebt und man sich schon gedanklich in der abkühlenden Dusche wähnt. Die letzten Meter trennen den Hochleistungsamateur von der Haustür, die Sonne küsst den Horizont und Matthew Caws flüstert einem ins Ohr: „When I accelerate / I remember why it’s good to be alive.“ So ist es und so sei es immer wieder.
Ach ja, kleiner Tipp: Nada Surf sind diese Woche in Augsburg zu sehen, außerdem mit Akustikdarbietungen in Dortmund und Dresden sowie auf dem Phonopop Festival. Sie funktionieren nämlich nicht nur als Motivationsmusik beim Dauerlaufen, sondern auch live.
- 16.07. in Dortmund (FZW)
- 17.07. in Dresden (Beatpol )
- 18.07. in Augsburg (Kantine)
- 21.07. in Rüsselsheim (Phonopop Festival)
[…] Neulich hatten wir noch darauf hingewiesen, dass Nada Surf so eine Band ist, die eigentlich immer geht. Vorausgesetzt, man kann damit leben, dass die drei amerikanischen Mittvierziger nicht zu den hippsten Yuppies der Stadt zählen. Davon abgesehen überzeugen sie auch live, wie zuletzt in der Kantine in Augsburg. […]