JapandroidsCelebration Rock
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Referenzen:
The Replacements, McLusky, The Black Keys, The Hold Steady, Titus Andronicus
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Autor: |
Pascal Weiß |
Das Cover versifft, die Gedanken schwer, ranziger Geruch schneidet die Luft: „Celebration Rock“ ist über die volle Distanz krakeelend und volltrunken. Solch ein bierdurchtränktes Album hat es in den letzten Jahren selten gegeben – abgesehen von „The Monitor“ vielleicht.
Long lit up tonight and still drinking
Don’t we have anything to live for?
Well, of course we do, but ‘til they come true
We’re drinking!
Klare Ansage. Dies sind die ersten Zeilen der Vancouveraner, die gerade beide strammen Schrittes auf die 30 zugehen, aber jegliche Anzeichen von Abnutzung ihres bereits auf „Post-Nothing“ manifestierten Mottos mit der Bierbüchse in der Hand abschmettern. Wer glaubt, das Duo würde auf seinem zweiten Studioalbum gemächlicher zu Werke gehen, wird direkt jeder Befürchtung beraubt. Denn „Celebration Rock” ist vor allem eines: laut (produziert).
Jedes einzelne Stück wie das explodierende „The Nights Of Wine And Roses“, das aufgekratzte „Evil’s Sway“ oder das Gun-Club-Cover (denkt ihr hier eigentlich auch an „Vamos“ von den Pixies?) „For The Love Of Ivy“ auf der ersten Hälfte des Albums steigern sich zu ihrem jeweils eigenen Finale und enden in unkontrollierter Ekstase – Three-Sixty ohne Board, die Hände in der Luft.
Dabei ist „Celebration Rock“ ein klassisches Vinylalbum, umrandet von knallenden Silvester-Böllern, die sorgenvolle Blicke in Richtung der ächzenden Lautsprecher provozieren: Mit einer durchgängig intensiven A-Seite und einer zweiten, Popsong-orientierteren zweiten Hälfte, die den Gröl-Faktor nochmals anhebt. Das Beinahe-Liebeslied „Continous Thunder“ ist dann die abschließende, nur logische Konsequenz, wenn der Blick (mit wem auch immer im Arm) umgeben von verschwitztem Bierdunst erschöpft und endlos glücklich gen Morgengrauen geht. Für heute unbesiegbar. We Can’t Be Beat.
Wer derart mühelos und unbefangen das schon seit knapp zwei Jahren bekannte „Younger Us“ oder den sicherlich wieder an Andy Falkous angelehnten Sommerhit „The House That Heaven Built“ aus dem siffigen Ärmel schüttelt, darf sich auch ungestraft herausnehmen, den zweiten Song auf dieser Platte („Fire’s Highway“) fast exakt genauso beginnen zu lassen wie das Pendant auf „Post-Nothing“ („Young Hearts Spark Fire“) drei Jahre zuvor. Who cares? „Whohohoho!“
Give me that night you were already in bed
Said fuck it, and got up to drink with me instead.
Japandroids machen ihr eigenes Hold Steady-Album, oder, um es mit den Worten des werten Kollegen Uli Eulenbruch zu sagen, „in Sachen Hymnischkeit sicher, ansonsten fehlen etwas die detaillierten Endlostexte über Katholizismus und wo wann wer in welchem Intoxikationszustand war.“ Also kaum ein Zufall, dass beide die Replacements als einen, wenn nicht die wichtigste Einflussgröße preisen.
Wenn die Black Keys die Band ist, die am meisten von dem Ende der White Stripes profitiert, wer weiß, ob am Ende die Japandroids mit all diesen rohen Hymnen das Glückslos zögen, sollten bei den Black Keys irgendwann die „Ohohohos“ verstummen. Hier ist jedenfalls erst einmal kein Ende in Sicht, und – selbst McLusky könnten es nicht besser ausdrücken – wer hier die Luft raus lassen will, naja, ihr wisst schon … And if they try to slow you down, tell them all to go to hell!
Label: Polyvinyl
Referenzen: The Replacements, McLusky, The Black Keys, The Hold Steady, Titus Andronicus, The Thermals
Links: Homepage | Facebook | Bandcamp
VÖ: 08.06.2012
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[…] beiden Kanadiern mit dermaßener Inbrunst aufgeboten, dass es einem Ritual gleichkommt – „Celebration Rock“ eben. Ein Erlebnis, das sich nicht nur auf ihre großartigen Alben beschränkt, sondern auch […]
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