Allein. Und doch mindestens so wagemutig als Teil eines Ganzen. Josh Tillman zeigt mehr Bandbreite mit neuem Moniker.

„Fear Fun“ heißt sein erstes Werk nach den Fleet-Foxes-Episoden. Amerikanisch, erdig und zuweilen mit rauer Schale umhüllt ist es geworden und trotzdem lässt sich der Einfluss seiner früheren Kumpanen sowohl stimmlich als auch harmonisch nicht immer verleugnen. Anders als auf seinen früheren Solowerken wie dem berauschend intimen „Singing Ax“ öffnet sich Tillman auf „Fear Fun“ zusehends und gibt vor allem seiner wohlklingenden und warmherzigen Stimme eine ganze Menge Raum.

Man höre hier nur das anheimelnde „Only Son Of A Lady’s Man“, dem man seine bleischwere Thematik kaum abnehmen mag, so sonnenverwöhnt drängt sich die Harmonieseligkeit auf. Tillman zieht viele stimmliche Register, bettet sie beinahe zärtlich in weiche Kissen und dennoch lässt er immer wieder Momenten, die sich nicht so einfach anschmiegen wollen, alle Zeit der Welt. Wenn er nach der süßen Qual in „This Is Molly Hatchett“ ein nicht enden wollendes Gitarrenoutro anhängt, das sich in seiner redundanten Art im Niemandsland verliert, oder wenn er im countryesken Saloonschunkler „Well, You Can Do It Without Me“ erst wackelt, dann kippt und schließlich zu pfeifen beginnt.

Zuweilen wirkt „Fear Fun“ allerdings auch ein wenig zusammengeschustert. Da folgt auf ein eher ruppiges Schaustück wie das fabelhafte „Hollywood Forever Cemetery Sings“ eine ruhige Honky-Tonk-Nummer („Writing A Novel“) und das flotte „Tee-Pee’s 1-12“ wird durch das abschließende meditative „Every Man Needs A Companion“ zwar gefällig, aber eben doch abrupt ausgebremst. Es ist dabei spannend zu beobachten, wie sehr Tillman kontinuierlich mit uramerikanischen Emotionen spielt. So sucht er den Freund fürs Leben, den Seelenbegleiter für Whisky und Worte, für Weg und Wille. Ob er dabei nach dem eigenen Ich in sich selbst fahndet, dessen Vergangenheit er wortwörtlich abstreift oder diejenigen um sich schart, denen er sich gewachsen fühlt, vermag sich allerdings auch bei mehrmaligem Hören nicht gänzlich zu erschließen.

Insgesamt ist „Fear Fun“ ein Album, das einem den besten Freund zwar nicht ersetzen, aber zumindest überbrücken kann. Wenn Tillman zu schwelgendem Chor und zitternder Mandoline „Lookout Hollywood Here I Come“ singt, fühlt es sich eben wie die vermisste Umarmung oder das flüchtige Schulterklopfen an, das einem immer dann fehlt, wenn man es am meisten braucht. Zu pathetisch? Mag sein, aber genau da liegt die Crux dieses Albums. Trotz einer eingebauten Sympathiegarantie ist „Fear Fun“ eher der Kumpel, den man selten braucht, der sich dann aber als wahrer Lebensretter entpuppen kann.

71

Label: Cooperative

Referenzen: Fleet Foxes, The Byrds, Neil Young, Damien Jurado, A.A. Bondy, Ryan Adams

Links: Homepage | Facebook | Label

VÖ: 27.04.2012

Einen Kommentar hinterlassen

Platten kaufen Links Impressum