Ramona FallsProphet

Der Prophet stieg schon vor einer Weile vom Berg herunter, den er, Brent Knopf, mit seiner Band Menomena von Portland, Oregon, aus erbaute. Die Bäume und Pflanzen trieben aber auch seltsame Blüten!

2009 erschien das Solodebüt Knopfs unter dem Namen Ramona Falls, „Intuit“, und erreichte kaum weniger Indie-interessierte Ohren als es Menomena vermochten. Zwar beteiligte sich Knopf 2010 noch am bisher letzten Album seiner alten Band, aber seit letztem Jahr gilt seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit seinem neuen Projekt. Dieses wurde mit seinem zweiten Album „Prophet“ vom Solounterfangen zur vierköpfigen Band erweitert, so dass es bezeichnend ist, wenn Knopf im Opener „Bodies Of Water“ singt: „I have to let go of total control“. Kontrollverlust kann auch sehr befreiend sein und selbst die Stimmen von Propheten verhallen ohne Ohren, die lauschen.

Dabei ist der Sound von Ramona Falls einer Indie-Ästhetik verpflichtet, die unter einer schlurfigen Oberfläche recht rockige Rock- sowie recht balladige Balladenmomente bereit hält und immer mit Schlagseite Richtung Synthie-Hookline tänzelt. Die süße Nachdenklichkeit in Knopfs Stimme kann sich sowas leisten, die Songs in großen Teilen ebenso, besonders wenn sie all die genannten Elemente verbinden wie in „Spore“, das sich aus emotional aufgeladenem Disco-Trance nach einer pianoklimpernden Verschnaufpause zu verführerisch eingängigem Synthie-Pop wandelt. Die Kollegen von Bear In Heaven machen das auch gerne, nur mit größerer Geste und gläserneren Sounds. Da ist Knopfs musikalische Welt eher in die Breite gezogen und entsprechend vielseitiger bzw. unentschlossener: „Sqworm“ wird von Synthie und Gitarre so schön niedergemäht, dass sich dazu im Indie-Club ausschweifend und stilsicher tanzen ließe. Apropos harte Gitarren und Stilsicherheit: Die Gitarre in „Brevony“ macht ja keinerlei Gefangene und könnte genauso gut aus Hardcore-/Grunge-Tagen um 1990 stammen und wenn Knopf dann noch hechelt und ein zünftiges Solo erklingt, dann guckt die Stilsicherheit aber schön verdutzt! Ein sehr rockiger Rock-Moment ist das.

Irgendwie ist auch der Geist ihrer Barsukvorgänger Death Cab For Cutie präsent, im getragenen und rührseligen „Proof“ oder im Midtempo-Stück „Divide By Zero“ mit lang gezogenem Chor im Refrain, aber prägnantem Schlagzeug und grandiosem Finale. Einfach gebaut sind die Songs nicht und desto konzentrierter die Strophe, desto ausgebreiteter die Bridge, desto reduzierter die Pause vor dem umso breiter gezogenem Refrain und am Ende hält die Hookline alles zusammen und klar (die Rede ist von „The Space Between Lightning And Thunder“). Im Progdschungel müssen die Hooklines grell leuchten, damit sich keiner verläuft.

Ramona Falls führen viel zusammen und die Wackeligkeit der geknüpften Bande garantiert mehr Spannung als Einzelheiten es vermöchten. Die Hooklines und Effekte überstrahlen die Songs zumeist und doch durchzieht „Prophet“ ein roter Pfaden, eine Handschrift in Klang und Arrangement. An den Rändern darf man staunen oder unken, in der Mitte findet sich kein Stillstand. Anscheinend lautet die Devise Knopfs: Erstmal kombinieren, dann gucken, ob’s passt. „Ready or not: Here I come“ („Spore“).

69

Label: Barsuk

Referenzen: Menomena, Bear In Heaven, The Antlers, Wild Beasts, Modest Mouse

Links: Homepage | Facebook | Albumstream

VÖ: 01.05.2012

Ein Kommentar zu “Ramona Falls – Prophet”

  1. […] ehemaligen Menomena-Mitglieds Brent Knopf.Sebastian von AUFTOUREN hat die Musik von Ramona Falls sehr treffend beschrieben: Dabei ist der Sound von Ramona Falls einer Indie-Ästhetik verpflichtet, die unter einer […]

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