White RabbitsMilk Famous
Es ist sicher kein Leichtes, als Indierockband heutzutage innovative und erinnerungswürdige Musik zu erschaffen. Hier ein paar elektronische Soundspielereien, synthetische Beats und die Rück- und Fortbesinnung auf den Synthesizer scheinen dennoch ein geeignetes Rezept, um den Puls einer musikalisch inflationären Zeit zum Pumpen zu bringen.
Wer dabei noch eine wohl portionierte Priese an Verschrobenheit und Extravaganz sein Eigen nennen darf, der sollte sich um die hyperventilierende Blogosphäre keine Sorgen mehr machen. Die White Rabbits können mit ihren zwei Schlagzeugern, dreistimmigen Gesängen und taktsicheren Händchen an Saiten und Tasten wohl eine Vielzahl der relevanten Zutaten durchstreichen.
So finden sich auf ihrem Drittwerk „Milk Famous“ vielerlei dieser kleinen wahnwitzigen Klangdetails eines entarteten Instrumentengebrauchs, die pfiffig an einem beständigen Groove entlang huschen, der jedem der zwölf Songs einen frischen Wind einhaucht. Luftig verspielt und im im körperlichen Sinne bewegend präsentiert das Sextett aus Brooklyn seinen eigens so bezeichneten „Honky-Tonk Calypso“ als kurzweiliges Groovefeuerwerk. Leider bleibt, wie so häufig, auf Kosten eines klangbunten Soundspektakels der Song als emotional bewegendes Gesamtkonstrukt auf der Strecke.
Ermöglichte ihnen das treffend betitelte und dennoch bodenständige „Percussion Gun“ 2009 noch einen Auftritt bei Letterman und gelang es der zweiten Single „They Done Wrong/We Done Wrong“, mit einem simplen und doch schwelgerischen Zusammenspiel von Klavier und Gitarre kurz zu berühren, fehlt den White Rabbits auf „Milk Famous“ eine konstante und bezeichnende musikalische Identität. Hier tritt das Songwriting hinter einer übersteuerten Experimentier- und Spielfreude zurück, die „Milk Famous“ leider im musikalischen Einheitsbrei mit Individualitätsanspruch versinken lassen.
Label: Mute – Aip
Referenzen: Spoon, Islands, Cold War Kids, The Dodos, The Shins
Links: Homepage | Facebook | Label
VÖ: 09.03.2012