Frankie Rose saß früher bei den Vivian Girls und den Crystal Stilts hinterm Schlagzeug, auf Tour unterstützte sie außerdem die Dum Dum Girls. Inzwischen ist sie aber wieder solo unterwegs und veröffentlicht mit „Interstellar“ ein famoses Zweitwerk, nachdem sie 2011 zusammen mit ihrer weiblichen Begleitband ‚The Outs‘ bereits ein Album unter eigenem Namen aufgenommen hatte.

Logischerweise ist „Interstellar“ ein wenig introvertierter geraten als sein Vorgänger und dennoch über weite Strecken ebenso dynamisch und kraftvoll, wie die vorangegangen Projekte es bereits vermuten ließen. Die meisten der Songs sind treibende Kleinode, nicht selten mit einer ordentlichen Portion Hitpotential. Die Vorabsingles „Know Me“, „Night Swim“ und „Interstellar“ legten dafür bereits wunderbar Zeugnis ab und wurden zur Belohnung von etlichen Musikblogs mit reichlich Aufmerksamkeit bedacht.

Das Rezept der meisten Stücke ist dabei theoretisch so einfach wie kompliziert in die Praxis zu übertragen – luftigen Gitarrenpop mit rumpelnden Drums und simplen Bassspuren gibt es schließlich nicht erst seit gestern wie Sand am Meer. Meist verdanken die Stücke ihre Eingängigkeit aber den mehrstimmig vorgetragenen Sing-alongs, die zugegebenermaßen auch nicht revolutionär, aber dafür umso schöner anzuhören sind.

Leider muss man allerdings auch feststellen, dass die hohe Qualität der Einstiegsstücke nicht über die gesamte Albumlänge aufrecht erhalten wird. „Pair Of Wings“ und „Apples In The Sun“ scheinen nicht in der Lage zu sein, das Niveau der Vorabsingles zu bestätigen. Dass dieser schwächere Mittelteil aber schnell wieder in Vergessenheit gerät, ist insbesondere „Night Swim“ und „Moon In My Mind“ zu verdanken, bevor „The Fall“ am Ende für einen wundervoll sentimentalen Ausklang dieses Albums sorgt.

Trotz ihres mitunter bedächtigen Tempos scheinen viele der Songs gleichzeitig von einer gewissen Getriebenheit und inneren Unruhe beseelt, die „Interstellar“ zu dem perfekten Soundtrack für den modernen Großstädter in diesem Frühling machen könnte. Auf der Suche nach dem nächsten großen Ding, das dem Lebensgefühl irgendwie Ausdruck verleiht, werden nicht Wenige über dieses Album stolpern und es dafür lieben – bevor es bald wieder in den Hintergrund rückt, weil ihm auf lange Sicht doch eine gewisse Tiefe fehlt.

Dennoch wird „Interstellar“ dem Hörer niemals zuviel, ist angenehm zurückhaltend und trotzdem offensiv genug, um Aufmerksamkeit einzufordern. Und tatsächlich in der Lage, einem die ersten sonnigen Momente des Jahres noch erheblich zu versüßen. Und viel mehr sollte man manchmal auch gar nicht erwarten von Musik.

77

Label: Memphis Industries

Referenzen: Lush, Desire, The Cure, Blouse, Felt, Crystal Stilts

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VÖ: 23.03.2012

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