CeremonyZoo

 „Violence Violence“, der Titel ihres Debüts, war lange Zeit Programm bei Ceremony. Extrem aggressive und schonungslose Töne zogen sich bisher wie ein roter Faden durch die Musik der Kalifornier. Nun begeben sie sich auf ihrem vierten Album binnen sieben Jahren in spürbar ruhigeres Fahrwasser und gehen damit bewusst das Risiko ein, alte Fans vor den Kopf zu stoßen.

Soviel ist sicher: Diese Provokation gelingt schon mit dem Opener „Hysteria“, in dem der letzte Rest der Hardcore-Vergangenheit feingeschliffen und kanalisiert wird. Auch die schwerfällige erste halbe Minute kann der Leichtigkeit nichts anhaben, die sich spätestens mit Ross Farrars triumphierendem Gesang mit Hang zur Heiterkeit vollends entfaltet. Das Ausrufezeichen ist also gesetzt und auch über „Hysteria“, je nach Ansicht entweder klar der beste oder klar der schlechteste Song auf „Zoo“, hinaus prägen warme, hallende Sounds das Bild. Damit nicht genug, Ceremony bedienen sogar die Klischees ihres Heimatstaates und brechen immer wieder in Surf-Gefilde auf („Repeating The Circle“, „Brace Yourself“). Ein breites Grinsen beim Hören von Ceremony auf dem Gesicht zu haben, wäre vor einiger Zeit noch undenkbar gewesen.

Alleine deshalb darf das Gesamtwerk „Zoo“ als gelungenes Experiment angesehen werden. Konträr dazu bleiben im Albumkontext Experimente und Variationen aber leider fast vollkommen aus. Ob nun Rhythmus, Gesang oder Haltung – Ceremony sind hier Stoiker und lassen sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Die Band konzentriert sich fast zu verbissen auf ihren neuen, weiterentwickelten Stil, der wahrlich gut gemacht und ausproduziert ist, die ganz hoch aufgelegten Latten – zum Beispiel im Gegensatz zu den Labelkollegen von Fucked Up – aber nicht überspringen will. Vielleicht ist es nur Zufall, dass sich ausgerechnet der Closer „Video“ dann doch noch klar vom Rest abhebt und dafür sorgt, dass „Zoo“ doch nicht als monothematischer Stilwechsel im Gedächtnis bleiben wird. In letzter Sekunde werfen Ceremony einen dunklen Schleier über die Westküsten-Idylle. Der Auftakt zur nächsten Metamorphose?

64

Label: Matador

Referenzen: Future Of The Left, Chokebore, Fucked Up, The Blood Brothers, Black Flag, Fugazi, Joy Division

Links: Band | Label | Albumstream

VÖ: 02.03.2012

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