Das Musikorakel: Neue Bands für 2012

Am 21. Dezember 2012 soll die Welt untergehen. Wieder einmal. Bis dahin können wir uns aber vielleicht drauf einigen, dass wir weiterhin Musik hören? Während die Sache mit dem endenden Frank Ocean – NovacaneMaya-Kalender und der drohenden Apokalypse eher doch eine fragwürdige Sache ist, versucht sich das AUFTOUREN-Team traditionsgemäß an einer orakelnden Vorschau für das kommende Jahr.
Versprechen können auch wir natürlich nichts, außer, dass unsere Prognosen doch ein wenig glaubhafter sind als obskure Theorien zum Ende der Menschheit. Und dennoch bleibt der Blick in die Kristallkugel, welche Karrieren denn 2012 so richtig durchstarten werden, ein fragwürdiges Unterfangen, was nicht zuletzt der Rückblick auf die BBC-Prognose der erfolgreichsten Neukommer 2011 untermauert, die unter Musikjournalisten eigentlich King Krule – Portrait In Black And Blueerfahrungsgemäß als gute Anlaufstation gilt: Die topgesetzte Jessie J wurde maximal in England zu einem halben Star, Mona floppten mit Album und Tour und auch Jamie Woon gewann zwar Sympathien unter Kritikern, aber nicht die Herzen des Publikums. Noch nie war das Musikbusiness trotz zunehmender Konzentrierung der Marktmacht beim Universal-Konzern weniger berechenbar. Tipps und tatsächlicher Erfolgsfall liegen oftmals weit auseinander, was auch wenig wundert, fußen die Prognosen wie die „BBC-Longlist“ auf der Hochrechnung von wenigen Songs und Auftritten auf ganze Alben und Liveprogramme.
Nach unserem großen Überblick über generelle Trends in Pop und Musikgeschäft folgt jetzt also die noch größere Vorschau auf die Neukommer 2012, was die Freude über neue Alben etablierter Künstler (hier freundlicherweise von Stereogum schon einmal aufgelistet – juchu, Walk The Moon – Anna SunNeues von Animal Collective, The xx, Phoenix, Shins und Sigur Rós!) nicht schmälern soll.
Wenn aber Yeasayer nicht schleunigst mit dem neuen Album auf dem Tanzboden stehen, wird die Indiecrowd eben zu Team Me, Strange Talk, Fun., Oberhofer und Walk The Moon tanzen müssen. Fünf Bands mit absoluter Ohrwurmgarantie und im Falle von Team Me können wir für Ende Februar zumindest ein sehr anständiges Album versprechen. Auch für Azealia Banks, Lights und Charli XCX geben wir euch die Pop-Garantie! Diese drei Frauen haben eingängige Melodien im Überschuss parat. Mal musizieren sie ein bisschen trashiger, mal ein bisschen wilder: Wer Robyn, Little Boots und Santigold mag, wird mit allen Dreien viel Spaß verleben.
Azealia Banks – 212Welche Bands und Künstler das Jahr bestimmen werden, ist wie immer ein risikoreiches Ratespiel. Mal um Mal geben die Signing-Listen der Majors den Ausschlag für die aussichtsreichsten Tipps: Spector aus Australien warten auf eure Gunst, Karmin, Stooshe und Konsorten sind hingegen eher Single-Bands mit begrenztem Potenzial, was nicht heißen mag, dass sie uns dafür weniger schmerzlich und langanhaltend aus dem Radio entgegenschallen werden. Auch der Akkord-Remixer Star Slinger (neu bei Wichita) könnte sich mit eigenem Material ziemlich verzetteln.
Kein Vertun gib es hingegen bei Lana Del Rey. Ihre Künstlichkeit gleicht einem Vexierspiel und ist ihr großes Plus: Die Amerikanerin schaffte mit der Zuschaustellung maximaler Weiblichkeit und Songs, Elle Varner – Soundproof Roomdie sich vom Eurodisco-Rausch wohltuend abheben, eine der Erfolgsgeschichten des Jahres 2011 zu schreiben. Von Universal Deutschland gesignt, erobert sie nicht nur die #1 der Verkaufscharts, sondern schleicht sich an, mit dicken Lippen, Laszivität und durchweg unpeinlichen Popsongs den Januar mit ihrem Album „Born To Die“ zu prägen. Den Rest erledigen nun die Style-Blogs und Klatschmagazine.
Haters gonna hate, die Masse liebt es. Dies gilt wohl auch für K’La, Elle Varner, Fallulah oder Jared Evan, die den Mainstream-Pop in den USA aufwirbeln werden. Bei Sam Adams jault im Hintergrund zwar ein Pixies-Sample, aber auch seine Popsongs sind das Gegenteil von verstörend: Freundlicher Durchschnittsgesang erwartet uns, Akustikgitarre, Soulrap und ein bisschen (eher noch weniger) Wobble Wobble, was jedoch wieder einmal zeigt, dass die Jared Evan – Traffic LightMainstream-Produzenten mit Verspätung doch oftmals konsequent die Trends des Untergrunds aufgreifen.
Jetzt, nachdem das Grab von Dubstep und Bassmusik eigentlich schon metertief ist, wird der Mainstream erst richtig damit warm: Egal ob mit den unsäglich druckmaximierten Tracks von Skrillex, Avicii oder Youngman – die Leute brauchen Uptempo, sie wollen feiern und wobblen. Während ersterer bereits 2500er-Venues füllt, wird Youngman ebenso wie T. Mills der unsichtbaren Geschmacksgrenze zwischen UK und Deutschland zum Opfer fallen. Während im Königreich Grime, Dubstep und Drum’n’Bass durchaus auch chartstauglich sind, Skrillex – First Of The Yearsinken hierzulande die Erfolgsquoten rapide. Auch der düstere Grime-Rapper Future hat zwar einen Sony-Vertrag in der Baggy, aber in Deutschland wird er mit dem doch schon fast noch zu nervösen Klangbild arge Probleme haben. Clement Marfo trifft wohl dasselbe Schicksal, denn mehr veritable UK-Ausrichtung kann man nicht zusammenschustern.
Ganz anders der folgende Soul-Man! (weiterlesen auf der nächsten Seite)
Ich muss sagen, dieser Michael Kiwanuka gefällt mir wirklich gut – nicht nur als Major-Thema;) Ansonsten freue ich mich sehr auf die neuen Alben von Ceremony, Peaking Lights und The Men.
Peaking Lights machen auch mich ein wenig wuschelig. Un der Artikal, der stellt einen guten Rundumschlag dar. Fein!
Worauf ich mich derzeit wirklich freue: Bear In Heaven. Zumindest wenn sie ansatzweise so auftrumpfen wie im Sommer 2010 auf dem Haldern. Dann dürfte es die tolle „Beast Rest“ sogar deutlich toppen.
[…] Debüt „Strange Songs (In The Dark)“ noch ein gutes Stück an No Age erinnerten und uns Anfang des Jahres die bloße Verortung in ihrer lokalen Punk/Hardcore-Szene entlockten, wirkt es, als hätten sie auf […]