Matthew Caws wird älter. Es ist nicht so, dass man ihm diesen Zustand unbedingt ansieht, doch in seinen Texten schwingt neuerdings eine Extraportion Wehmut mit. Titel wie „Teenage Dreams“, „When I Was Young“ oder „The Future“ verdeutlichen das neue Bewusstsein für Zeit und die damit verbundene Vergänglichkeit. Der typische Nada-Surf-Sound ist indes geblieben: Warme, stets positiv sonnendurchflutete Indie-Pop-Songs, mal hymnenhaft euphorisch, dann wieder schüchtern und schluffig. Große Überraschungen bleiben aus, aber wer auf große Überraschungen steht, hört vermutlich sowieso keinen College-Rock.

„The Stars Are Indifferent to Astronomy“ ist das nunmehr sechste Studioalbum des New Yorker Trios, lässt man die Cover-LP „If I Had A Hi-Fi“ einmal außen vor. Die Zutaten sind logischerweise noch dieselben wie zu Zeiten von „The Proximity Effect“, der wichtigste Faktor ist mit Sicherheit nach wie vor die herausragende Stimme Caws’, die Nada Surf immer etwas besser macht als vergleichbare Bands. Näher am Menschen, mit Musik für das Frühstücksradio oder für das Picknick mit der Liebsten, ja, dafür sind die drei immer noch gut.

Die Platte beginnt direkt schwungvoll und dynamisch, mit dem schnellsten und besten Stück. „Clear Eye Clouded Mind“ reiht sich somit in die lange Liste toller Nada-Surf-Opener ein, auch wenn es etwas ungewöhnlich erscheint, mit dem knackigsten Indie-Rocker eine doch recht ruhige und gesetzte Platte zu eröffnen. Mit „Jules And Jim“ haben Caws, Daniel Lorca und und Ira Elliot dann endlich ihr eigenes „Shiny Happy People“. Die Gitarre perlt, während sich die feine Melodie im Kopf festsetzt. Zwischen den genannten Highlights lassen es Nada Surf etwas ruhiger angehen, spielen solide, vielleicht etwas zu schablonenhafte Stücke, die alle ihren gewissen Reiz haben, sich aber gewiss nicht aufdrängen. Das ist im positiven Sinne Musik für Zweier-Schüler oder -Studenten, die schon dickrandige Brillen trugen, als man dafür noch ausgelacht wurde.

Die zweite Albumhälfte nimmt noch einmal einen Gang raus, was dem Grundthema der LP, der menschlichen Vergänglichkeit und dem Umgang damit, voll und ganz entspricht. Doch trotz erster Falten und grauer Haare – Status: erblondet – gibt Caws die einzig wahre Devise vor: „It’s never too late for teenage dreams“ heißt es da im gleichnamigen Stück und irgendwie ist das ja schon eine beruhigende Vorstellung. Jugendliche Träume sind nicht an das Alter gebunden, sondern vielmehr an den Idealismus und den juvenilen Esprit, der ebenjene Träume bedingt.

Die Marschrichtung ist also recht schnell klar: Die zur Verfügung stehenden Energien sollen bewusst eingesetzt werden, Negatives muss draußen bleiben, hat Pause. Wieso aufregen, wieso reklamieren? „Let the Fight Do the Fighting“, heißt es dann auch konsequenterweise. Das Leben ist zu kurz, um sich zu echauffieren. Das ist nicht nur ein passendes Resümee für „The Stars Are Indifferent To Astronomy“, sondern auch ein guter Leitsatz für das neue Jahr. Egal ob man 20, 40 oder 60 Jahre alt ist.

69

Label: City Slang

Referenzen: Maritime, Death Cab For Cutie, The Long Winters, Rogue Wave, Real Estate, R.E.M.

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VÖ: 27.01.2012

Nada Surf – When I Was Young

3 Kommentare zu “Nada Surf – The Stars Are Indifferent To Astronomy”

  1. tim sagt:

    liest sich so, als hätte der rezensent das album nur ein- oder zweimal nebenbei gehört und sich in seinem klischeedenken bestätigt gefühlt. und schlecht recherchiert hat er auch noch.

  2. Hallo Tim,

    Das Album habe ich bis zur Rezension logischerweise deutlich häufiger gehört. Ein Klischee über Nada Surf kenne ich auch nicht, ich bin sogar völlig unbelastet und positiv gestimmt an das Album rangegangen.

    Wenn Du mir jetzt noch erklärst, was in diesem Text „schlecht recherchiert“ ist, können wir versuchen zu eruieren, was der Punkt ist.

    Bestes!

  3. @Tim: Das ist ja aber eine plumpe Kritik deinerseits. Geradezu trollig.

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