British Sea Power in Köln: Nie mehr Luxor

Ja, diese Thematik kann gar nicht oft genug angesprochen werden: Ewig langes Warten auf offener Strecke irgendwo zwischen Düsseldorf und Leverkusen trägt nämlich nicht unbedingt dazu bei, die Vorfreude auf ein Konzert zu steigern. Doch immerhin sind British Sea Power nicht jede Woche in der Nähe – genauer gesagt waren sie es zum letzten Mal vor mehr als drei Jahren – und so übersteht man die Zeit in der Bahn letztendlich doch noch unbeschadet.
British Sea Power gehören wohl in die Kategorie von Bands, die trotz ununterbrochen solider bis guter Alben hierzulande immer noch unterschätzt werden, in ihrer Heimat aber eine aufopferungsvolle Fanbasis hinter sich vereinen können. Und so verwundert es auch heute nicht, dass viele Briten den Weg ins Luxor gefunden haben. Zuerst aber sind Italiener an der Reihe: A Classic Education machen als Support einen guten Job, die halbe Stunde zwischen Dream, Indie etc. vergeht wie im Flug. Als British Sea Power die Bühne betreten, erscheint diese fast etwas zu klein. Zusammengeschoben eröffnen die sechs mit „Who’s In Control“ , dem Opener ihres 2011er Albums „Valhalla Dancehall“. Ein Volltreffer, denn während vom Publikum bei anderen Bands neues Material bei Liveauftritten oft etwas kritisch beäugt wird, hat die Band hier sofort leichtes Spiel.
Dies setzt sich nahtlos im weiteren Set durch, das sich im regulären Teil hauptsächlich an den letzten beiden Alben bedient. Jeder Song wird dankbar aufgesogen, was nicht zuletzt auch an der Hingabe liegt, mit der British Sea Power heute Abend auf der Bühne stehen. Dass mit „Oh Larsen B“ und „North Hanging“ nur zwei ältere Stücke zum Besten gegeben werden und einige Klassiker ganz fehlen, ist natürlich für den Nostalgiker schade, besser könnte die Stimmung aber ohnehin kaum werden. Erst recht nicht, als die ersten Töne von „Waving Flags“ angestimmt werden. Was für sich genommen eigentlich ein großartiger Abschluss des Konzerts sein könnte, wird in der Zugabe verfeinert. Endlich kommt mit „Remember Me“ und „Carrion“ auch Älteres zum Vorschein, bevor zum Abschluss nach 90 süßen Minuten mit „All In It“ die standesgemäße Noisewand auf die Welt hereinbricht.
Vor einigen Jahren, als das Luxor noch Prime Club hieß, spielten Black Rebel Motorcycle Club ein wahnsinnig gutes Konzert dort, vermutlich das beste der letzten zehn Jahre im linksrheinischen Köln. British Sea Power reichen dort heute Abend heran und sorgen dafür, dass ich es nicht bereuen muss, ein altes Versprechen gebrochen zu haben, das ich nach mehreren durchwachsenen Konzerten dort gegeben habe. Es hieß: Nie mehr Luxor.
Setlist:
Who’s In Control
Oh Larsen B
We Are Sound
Mongk II
Lucifer
Lights Out For Darker Skies
North Hanging
Living Is So Easy
Baby
Observe the Skies
Bear
Waving Flags
The Great Skua
Remember Me
The Spirit Of St. Louis
Carrion
All In It