Es dauert genau zwei Beckenschläge, dann dreht der Dezibelpegel schon durch wie der vom Gasdrehgriff auf Volllast ausgereizte Motor eines Kraftrads. Frenetisch werden Saiten geschrubbt, Verstärker röhren auf, wuchtig senken sich holzverlängerte Extremitäten Richtung Perkussionskörper. Wenn man We Were Promised Jetpacks eines nicht vorwerfen kann, dann ist es der Unwille zum hohen musikalischen Energieschub.

Die vier Schotten waren offenkundig nicht zufrieden mit den Aufnahmen ihres vielversprechenden Debüts und haben alles daran gegeben, auf ihrem zweiten Album „In The Pit of The Stomach“ die schiere Wucht ihrer Liveauftritte nachzubilden. Wie entfesselt spielen sie in „Medicine“ auf, wetzen nur so zum Refrain wo unpathetische Vocals die gen Stratosphäre steuernde Gitarrenwand erden. Und auch wenn sie mit gewissen Posthardcore-Einflüssen vor allem im dramatischen Finale „Pear Tree“ an die unlängst wiedererstarkten Thursday erinnern: So formidabel, wie WWPJ das breitwandformatige Anschwellen beherrschen, lässt es sie immer wieder wie jugendlich ungestüme Cousins ihrer vielleicht-verwandten Landsleute Mogwai oder Aereogramme wirken.

Allein: Wo diese oder auch die Labelkollegen von The Twilight Sad ihre Krachmacherei aural genießbar halten, ist dieses Album dermaßen überlaut produziert, dass das vereinte Draufdreschen zum formlosen Brei gerät in dem man nur die Hälfte der Zutaten grob erahnen kann. Selbst gemäßigte Stücken wie „Act On Impulse“ dröhnen ohrenerschöpfend laut, so dass sie letztlich keinen dynamisch nuancierten Gegenpol bilden können. Dabei sollten doch gerade Schotten eins wissen: Ohne Täler keine Berge.

65

Label: FatCat

Referenzen: The Joy Formidable, Aereogramme, The Twilight Sad, Thursday, U2, Arctic Monkeys

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VÖ: 07.10.2011

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