Pure XPleasure
Austin, Texas mag zwar im Vergleich zu anderen amerikanischen Großstädten weniger weit vom Meer entfernt sein, immerhin aber ist die Distanz in etwa so groß wie die von Köln nach Bielefeld (jetzt mal vorausgesetzt, das gibt es wirklich). Kein Wunder also, dass das Trio Pure X gar nicht erst so tut, als hätte es irgendwelche Surfambitionen oder Strandallüren, sondern sich schnurstracks ins Hall(en)bad stürzt.
Langsamer als der Atem zeigt sich ihr Debütalbum, entschleunigt echoen verwaschener Gesang und geschmolzene Gitarre durch schwüle Verstärkerschwaden. Doch „Pleasure“ ist nicht bloß gemütliches Kiffergejamme. Stücke wie „Easy“ und „Twisted Mirror“, über die das samtige Schlagzeugspiel stetig an Tempo zunimmt, wären auch ohne den Marathon durch die Effektgeräte fein-eingängiger Midtempo-Rock. Besonders mit seinem Falsettgesang schneidet Nate Grace immer wieder dezent durch die brodelnde Klangsuppe, auch knusprig fritierte Wah-Wah-Wabereien und Knarzausbrüche beleben die live eingespielten Aufnahmen, werden aber nicht so aggressiv, dass das Brodeln in Bedrohung umschwingen würde.
Mit „Surface“ taucht das Album in eine vorher nur angedeutete Sinnlichkeit ab, subtil prickelndes Synthflimmern macht den Song zum einzigen, der tatsächlich zum Plattencover passt. Umso enttäuschender, dass es dann direkt wieder zum etablierten Klangbild zurückgeht, ohne dabei wieder an die Inspiriertheit der ersten Hälfte heranzukommen. Bezeichnenderweise ist ausgerechnet das Titelstück nicht mehr als eine kurze Plänkelei, die wie ein Outtake aus einer Improvisations-Session wirkt.
Label: Acéphale
Referenzen: Bedhead, Ducktails, Spiritualized, Real Estate, Low
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VÖ: 19.08.2011