Little DragonRitual Union
„Überladen“ war noch nie ein Wort, mit der man die Musik Little Dragons hätte beschreiben müssen. Doch in ihrer Entwicklung von Trip-Hop-Anfängen bis zum Elektro-Pop von „Ritual Union“ hat das schwedische Quartett seinen Sound nicht nur stetig futurisiert, sondern auch entschlackt. So hallen gleich zu Beginn im formidablen Titelstück die Snares kürzer als zuvor, die Beats sind unaufdringlich, geradezu entsättigt, Bassläufe und Synths beschränkt und schmal als wären sie Sparmaßnahmen der Rezession zum Opfer gefallen.
Vielmehr steckt hinter diesem akustischen Diätplan aber volle Absicht, wie spätestens die eleganten, originellen Arrangements klar machen, die keinen Raum für aufgeblähte Hindernisse lassen. So gleicht „Brush The Heat“ einer musikalischen Approximation eines analogen Uhrwerks, in dem ein Dutzend blubbernde, fiepende, wallende und schnippsende Einzelelemente ineinander greifen und ein kühl-delikates Stück Mechano-Pop produzieren. Auch Yukimi Naganos Stimme übt sich dort in Reduktion, sowohl als zerschnipselt-gelooptes Sample wie in ihrem emotional sparflammendem R&B-Gesang, den sie fürs flott schlurfende „Shuffle A Dream“ aber auch mal knapp über lauwarm hochtemperiert. Nicht überall zeigt sich „Ritual Union“ so gelungen, vor allem in der zweiten Hälfte hängen zu oft nette Klangideen in halb ausformulierten Songstrukturen. Dadurch plätschert beispielsweise das technoide „Precious“ unter ständiger Detailvariation eine gefühlte Ewigkeit dahin, ohne je zu koagulieren. Zumindest an Remixmaterial für die vielen neuen Fans der Band sollten aber selbst die schwächeren dieser Stücke einiges bieten, schade nur, wenn Little Dragon selbst auf einem unbefriedigenden Mittelpunkt zwischen Song, Track und Atmosphärik der letzte Kniff fehlt.
Label: Peacefrog
Referenzen: Hot Chip, Metronomy, SBTRKT, Twin Shadow, Robyn
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VÖ: 22.07.2011