Dieses Album wurde bis zum jetzigen Zeitpunkt noch kein einziges Mal gehört, und dennoch lässt sich die Rezension schon beginnen. Außerdem ist die erste Runde des DFB-Pokals (Eintracht Braunschweig gegen den FC Bayern München) nun wirklich nicht so spannend.

Schließlich passt es schon, Thees Uhlmann im Sinn und Fußball vor Augen, im Falle des Pokals immerhin ein Spiel mit einem „Entweder oder“. Da gibt’s nur Gewinner und Verlierer, keine Spekulationen und Rechnerei, hart geht’s zu. Und am Ende dürfen Männer weinen, auf dem Platz und daheim in den Kneipen, bierselig, verletzt und dennoch willens, sich wieder zu erheben, und zwar so oft und immer wieder, dass man gar nicht mehr glauben mag, irgendwer sei da tatsächlich zu Boden gegangen. Wer sich ständig wieder aufrappeln kann, wurde nicht hart getroffen und überschätzt die Bedeutung der Dinge, die einem das Leben manchmal vorenthält. Auch unterschätzt er die Leidensfähigkeit des Menschen, sonst hätte nicht ein jeder seiner Tage das Potential zur mittleren Katastrophe. Trotzdem stilisieren manche, man könnte auch gleich Thees Uhlmann sagen, das Leben zur ewigen Nachspielzeit.

Das Kernstück des Uhlmannschen Schaffens bildete seit jeher die Hoffnung an sich, im Konkreten bezog sie sich meist auf die Sehnsucht nach einem von geliebten Menschen begleiteten Leben. „Hinter all diesen Fenstern“ ist dabei der unumstrittene Höhepunkt seiner emotionalen Exzesse, ein Stück wie „Die Schönheit der Chance“ enthielt Zeilen, für deren Großartigkeit man den Flaming Lips ewig danken sollte. Denn „Das ist nicht die Sonne die untergeht / sondern die Erde, die sich dreht“ stammt aus deren Stück „Do You Realize?“, nicht von Thees Uhlmann. Doch „Talent borrows, genius steals“, und gut geborgt war es allemal.

So viele Fäuste konnte man gar nicht haben, wie man seinerzeit in den Himmel recken wollte, Thees Uhlmann aber hatte sie in Form einer Band und den Mut zu einer Menge Pathos. Deren Gegenstand war nur zu Beginn Melancholie. Sie wurde nach und nach von anderen Themen abgelöst, zum Beispiel dem Wunsch nach einem erfüllten Alter, Liebesbeziehungen und der herausragenden Güte der eigenen Person. Es schien Ziel geworden zu sein, mit Tomte die Musik zu all den Lads da draußen zu liefern. Problematisch war nur: Tomte konnten nie Oasis werden, nicht, weil diese so einzigartig gewesen wären, sondern da es einfach an dem passenden Publikum, der richtigen Arbeiterromantik fehlte. Die BRD ist nun einmal der Staat paranoider Kleinbürger mit Abstiegsängsten, daran wird sich so schnell nichts ändern. Und auch die kumpelhafte Bierseligkeit Tomtes war da nie konträr, wollte es sicher nie sein. Es sind halt alles Menschen, man mag ihnen nicht zürnen oder grämen, die am Ende alle dasselbe wollen: Liebe und solches Zeugs.

Dass die später immer offensichtlichere Biederkeit aus Uhlmann das Idol all der Menschen machen konnte, die bis Mitte Zwanzig ein paar Chucks besaßen und mehr als zweimal eine „Indiedisko“ von innen sahen, sich aber nie eine Plattensammlung anlegten, denn Musik gab’s ja stets zum Alkohol, und unter der Woche tat man etwas für die zukünftige Zweisamkeit, ist nicht verwunderlich. Warum sein Ruhm noch nicht merklich darüber hinaus wuchs ist es eher. Es wäre ihm zu gönnen, denn wer so egozentrisch und extrovertiert ist, sollte im Interesse aller nicht verbittern. Schauen wir also, wie’s heute um ihn steht.

Der Opener trägt den catchy Titel „Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluß hinauf“ und führt uns mitten hinein ins Uhlmannsche Sein, da geht’s um ihn, sein Leben, das „hart“ sei, was er aber „in Kauf“ nähme.

„Guten Tag, ich hätte gern ein Leben.“

„Eins hab‘ ich noch, ist aber leider etwas hart.“

„Nehme ich, besser als nichts.“

So nimmt man etwas in Kauf – das Leben aber begann irgendwann. Ob je nach Zustimmung gefragt wurde, ist unbekannt. Vermutlich wollte bloß irgendwer „seiner Existenz einen Sinn verleihen“, und als Folge dessen werden hierzulande meist Kinder geboren. Dann ist man auf der Welt und macht halt immer weiter, mehr als das Leben gibt es ja auch nicht, nur eine unbekannte Alternative. Insofern nimmt jeder täglich erneut die Härte in Kauf. Hut ab vor uns allen! So etwas hören die Menschen doch gern, damit kann man sich identifizieren.

http://www.youtube.com/watch?v=okC0HG9sjVU

Später gab’s dann die Gitarre für ihn, Ausdruck, Ausbruch, Kunstromantik und das Selbst, da macht das Leben was her, dann kann er die Dinge preisen, die er liebt. Gut so. Doch „im kalten Krieg wussten wir warum wir noch zittern“, nicht „im kalten Krieg wussten wir noch, warum wir zittern“, sondern eben Ersteres. Was aber teilen uns diese Zeilen mit? Wissen wir denn heute nicht mehr, warum wir „noch“ zittern? Zittern wir „noch“ auf dieselbe Art? Auf andere? Oder ändert sich das Zittern eh nie, dann wäre auch das damalige Zittern nichts Besonderes. Warum muss es also erwähnt werden? War’s damals ärger und schlimmer, und wir, wir haben’s viel zu gut heute, wissen aber davon nichts? Das will er sicher nicht meinen, bei seinem harten Leben, man könnte es aber denken, denn das Rätsel wird nicht gelöst. Ebenso schleierhaft bleibt „Mein Leben fühlt sich an wie gejagte Wale / Wie ein Pferdeschädel voller zuckender Aale“, ein starkes Bild (das schon Grass-Lesern Übelkeit verursachte, kann man wissen, braucht man nicht). Sicher, Klarheit ist überbewertet, aber wenn’s am Ende um nicht mehr geht als „alles ist hart, ich beiß‘ die Zähne zusammen“ und, das legt das Video mehr noch als der Text nahe, Verbundenheit mit Familie und der eigenen Vergangenheit, so stehen dem die Worte ein wenig im Weg.

Jetzt aber gibt’s erst einmal ein wenig Aufbruch bei „Die Nacht war kurz (und ich stehe früh auf)“, dort nimmt alles seinen Lauf, die Sonne zum Beispiel. Die Welt ist okay, keine Müdigkeit anscheinend, kein Kater, auch kein Kaffee, nicht im Text. Das war’s dann, gekleidet in Upbeat-Rockerei. Es folgt verstecktes Gegniedel („& Jay-Z sing uns ein Lied“) und die Frage, ob denn alles einen Sinn macht. Antwort: ja. Und auf alles gibt es eine Antwort, aber eben auch eine Menge Fragen, zum Bespiel: „Und wie häufig schlägt Dein Herz? Wie häufig siehst Du himmelwärts?“ Die Frage nach der Häufigkeit setzt voraus, dass das Herz schlägt und man in den Himmel sieht. Erstere Erkundigung mutet merkwürdig an, vielleicht ist ja aber eine besondere Art des Schlagens gemeint. Und die zweite… die reimt sich erst einmal. Wie genau die Antwort aussehen könnte? Nun, es wird eine rhetorische Frage sein. Oder ist es eine Metapher? Das Große und Ganze im Blick haben, Weite, Unendlichkeit, Zeugs? Dann wäre sie ja, ähem, sehr stark.

So weit, so plänkelnd. Und dann kommt der Rapper Casper auf einmal daher und zitiert Jay-Z auf komische Art und Weise. Das verstehe, wer sich über Zeilen wie „Mehr Kraft als Mut / mit mehr Schnaps als Blut“ zu freuen vermag und obendrein seine Ergüsse erträgt. Würde ich einem solchen Menschen des Nachts begegnen, wäre ich auf der Reeperbahn oder in einer Dorfdisko. Da bin ich aber nicht, da möchte ich nicht hin.

Nein, verstehen wir es ruhig anders, es ist zuweilen ja wirklich alles ganz schlimm und wir taumeln alkoholdurchtränkt durch die Dunkelheit, wirklich furchtbar, schrecklich, eine schmerzhafte Existenz, ganz böse, aua, da muss man sich schon durchkämpfen, Bars, Clubs, Nächte, schlimm. Das Dämpfen des Alkoholkonsums würde hier aber Abhilfe schaffen können, es muss niemand trinken. Zwei oder drei Wochen Nüchternheit gewähren einen völligen neuen Blick auf die Welt. Man ist weniger geschafft, auch nicht so eklig verschwitzt am Morgen, fühlt sich nicht fiebrig und aufgedunsen. Das lohnt. Muss man aber nicht machen, aufhören zu trinken. Es gibt auch so für alles eine Antwort, das hatten wir bereits gelernt, zumindest und anscheinend für Menschen, die sich ihren Weltschmerz in Bars ausschenken lassen können.

Dann Streicher, warum auch nicht? Ein paar Zeilen, über die sich das antideutsche Lager freuen wird: „Dein Herz ist wie eine Berliner Synagoge / Es wird Tag und Nacht bewacht / Ich wünschte, es wäre anders / Aber es ist anders als gedacht“, und nein, ganz gewiss meint er damit nicht die Synagoge, sondern das Herz. Aber „nackte Priester rennen beten“? Doch nicht in die Synagoge? Es schließt an: „Ich habe ein Kind zu erziehen / Dir einen Brief zu schreiben / Und ein Fußballteam zu supporten“, das wird hoffentlich keine Klimax sein. Nun noch ein wenig messianische Metapherei, es wünscht der Protagonist, verschiedene Outsider geschickt zu bekommen, denn „Es sind harte Zeiten um allein zu stehen / Doch harte Zeiten werden kommen und harte Zeiten werden gehen“. Das wissen wird schon seit dem Lied mit den Lachsen.

Machen wir’s endlich einmal kurz. Die Quintessenz des Albums ist: diffuses Leid, trotzdem Hoffnung, aufrappeln, anschließend neues diffuses Leid, später ein wenig Lokalpatriotismus („Lat: 53.7 Lon: 9.11667“), all das gebettet in nur zu konventionell umgesetzte Rockarrangements mit dem, ähem, dem „Besten der 90er und 00er Jahre“. Von jedem etwas, für jeden etwas. Vor allen Dingen aber für Menschen, die mit den ersten drei Tomte-Alben nichts anfangen können. Aber seien wir gerechter, dass hier ist nicht Tomte, es ist Thees Uhlmann, es ist seine Musik, seine Backingband, sein Leben und nicht weniger. Da laufen Stränge ins Leere, wirken sprachliche Bilder so unverständlich wie Insiderwitze und dienen zu nichts anderem, als beinahe so unbeholfen wie pathetisch vom eigenen Mut zu erzählen, der es immer wieder mit dem harten Leben aufnimmt. Das ist erfreulich für ihn, aber braucht man all das bei „Sommer in der Stadt“ in einem Klischeedub verpackt? Und diese komische „Paris im Herbst“-Nummer mit dem seelenlosen Akkordeonarrangement, wie es einer jeden Schülerband zu „Paris“ eingefallen wäre? Gut, sie hätten es nicht ohne weiteres umsetzen können, aber hilfsbereite LehrerInnen lassen sich beinahe überall finden, manchmal unterrichten sie auch Musik.

Mit der Erkundigung nach der Haltung diesem Album gegenüber wird eine grundsätzliche Frage gestellt: Womit hältst Du es? Mit der Erkenntnis „Da kannst Du glänzen, so viel Du willst“ (Ja, Panik) oder dem ewigen Reformismus im Privatem, dem Hinhalten des Leids bis zum Ende (Thees Uhlmann)? Was wünschst Du Dir, den Zusammenbruch aller, der alle Umstände mitreißt, die Schmerz hervorbringen, oder die Kraft zum einsamen Aufrappeln in einer feindlichen Welt, die Deine Leiden bagatellisiert und ihre Ursachen in Dir verortet?

Thees Uhlmanns erstes Soloalbum hat das beste Zeug dazu, viele Menschen anzusprechen, die nach einer weiteren Variante dessen suchen, was Unheilig, Casper und andere Protagonisten der Durchhalterei zu Gehör bringen. Mehr braucht man und kann man letztendlich dazu nicht sagen. Hätte es nicht schon auf den letzten Tomte-Alben Anzeichen hierfür gegeben, man könnte sehr traurig sein.

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Label: Grand Hotel van Cleef

Referenzen: Kettcar, Findus, Hansen Band, ClickClickDecker, Jupiter Jones, Madsen

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VÖ: 26.08.2011

33 Kommentare zu “Thees Uhlmann – Thees Uhlmann”

  1. Andi sagt:

    Also ich bin ja für „die Kraft zum einsamen Aufrappeln in einer feindlichen Welt, die Deine Leiden bagatellisiert und ihren Ursachen in Dir verortet“ :-D . Schöner Text Lennart aber ich gehöre halt nunmal zu den Lads, daher stimme ich Dir nur sehr teilweise zu. Aber vielleicht gibts ja dann ne Korrektur wenn man mal das ganze Album hören kann. Bis dahin viel Spaß mit Ja, Panik. Die mag ich übrigens auch… Verrückt oder?

  2. Lennart sagt:

    Danke für das Lob! Und nein, so verrückt finde ich das nun nicht… es geht hier ja auch mehr um die Platten als um die Hörer. Und Zustimmung kann ich in diesem Fall wohl kaum von allen erwarten (-:

  3. Rinko sagt:

    Danke, das wenigstens eine Seite nicht zum ehrenwerten Thees Uhlmann-Fanclub gehört.Ich mochte ja das dritte Tomte Album sehr, aber seitdem ist das nur noch bierseliger Kumpel-Pathos mit immer größer werdendem Fremdscham-Faktor.

  4. seno sagt:

    Selten einen so langweiligen und selbstverliebten Text gelesen.
    Ich habe es noch nicht mal bis zum Ende durchgehalten.
    Für mich ist es übelste Erbsenzählerei, diverse Textstellen Wort für Wort auseinanderzunehmen und für sich so zu interpretieren, wie man es gerne hätte.
    Das hat mit sachlicher Kritik nichts mehr zu tun, sondern mehr damit, was man dem bösen Uhlmann denn mal alles so unterstellen könnte.

    Und der Satz „Thees Uhlmanns erstes Soloalbum hat das beste Zeug dazu, viele Menschen anzusprechen, die nach einer weiteren Variante dessen suchen, was Unheilig, Casper und andere Protagonisten der Durchhalterei zu Gehör bringen.“ ist ja wohl unterste Schublade.

    Aber vielleicht bin ich auch nur ein verblendeter Uhlmann-Jünger, der auch Unheilig und Casper hört. Müsste ich ja theoretisch, nachdem was Sie so schreiben, lieber Herr Thiem.

  5. Lennart sagt:

    Nun, selbstverliebt wäre ich insofern, als ich mich hin und wieder über den einen oder anderen Satz freue. Zumindest dann, wenn ich ihn gelungen finde. Das stimmt dann wohl. Gilt aber nicht nur für mich und meine Sätze.
    Und wenn man sich die Textstellen nicht näher betrachten würde, was bliebe denn dann übrig?
    Ansonsten freue ich mich über jede Kritik, auch, wenn sie darauf basiert, was man „dem bösen Thiem denn mal alles so unterstellen könnte.“ (Selbstverliebtheit zum Beispiel. Bin ich im „Liedschatten“ oft. Hier mal nicht.)
    Nein, im Ernst, ich freue mich über jede Kritikder Kritik.

  6. Bonanza sagt:

    Man kann ja von Uhlmann und leider auch von den jüngeren Tomte-Sachen halten was man will, aber dieser Text ist ja nicht mal mehr selbstverliebt, sondern schlichtweg langweilig. Das Uhlmann-Texte oftmals nicht über das Niveau „10.Klasse Schreibwerkstatt“ hinauskommen, sollte inzwischen in die hinterletzten Winkel durchgedrungen sein.
    Wenn man allerdings daherkommt und genau diese Texte Satz für Satz auseinanderfieselt (und sich dabei auch noch schlau vorkommt) agiert man genau auf diesem Niveau.
    Wenn man die Textstellen nicht näher betrachten würde (oder zumindest nicht jede eineindhalbte), käme wahrscheinlich ein stringenter, unterhaltsamer Text dabei raus. Nur mal so.

  7. Lennart sagt:

    „Das Uhlmann-Texte oftmals nicht über das Niveau “10.Klasse Schreibwerkstatt” hinauskommen, sollte inzwischen in die hinterletzten Winkel durchgedrungen sein.“
    Jepp, und deswegen darf man’s nicht mehr sagen und sollte sich damit abfinden, wenn’s Menschen für hohe Kunst halten. Wird vermerkt. Das wäre dann Gewöhnung an „Es ist schlecht, ich weiß’s besser, braucht man nicht drüber reden.“
    Und, wer hätte das gedacht, er war wirklich mal besser. Jetzt verteidige ich ihn auch noch. Herrje.
    Ähem… und ich hab‘ ein paar Lieder gar nicht erwähnt. Wo der erwähnte Text herkommt, da gibt’s noch mehr von.
    Macht Spaß hier! Weiter so, bitte!

  8. perle sagt:

    das album ist einfach nur schrott auf hohem niveau. musikalische standart-kost, gewürzt mit thees’scher selbstbeweihräucherung. sein gespieltes leid kotzt mich an. kann der thees nicht einfach in ein haus in winterhude ziehen und steuerberater werden?

  9. seno sagt:

    „… sollte sich damit abfinden, wenn’s Menschen für hohe Kunst halten.“

    Ja, genau das sollte man. Manche Menschen mögen Uhlmanns Texte, manche eben nicht.

  10. gh0st sagt:

    „Manche Menschen raffen das Uhlmanns Texte dumm sind, manche eben nicht.“

    fixed that for you

  11. seno sagt:

    Manche Menschen sind intolerant und engstirnig, manche eben nicht.

    fixed that for you

  12. Andi sagt:

    Mensch Mädels… der Thees macht Musik für Lads und Biermusik für Menschen wie mich und das ist auch gut so. Er hat keinen hochphilosophischen Anspruch und das sollte man ihm auch zugestehen und nicht deshalb draufhacken. Es ist wesentlich ehrlich als das Viele Verkopfte, das da Draussen rum fleucht. Vielleicht will er euch ja gar nicht auf der Sinnsuche unterstützen, vielleicht will er einfach nur in bierseeliger Stimmung über das Leben singen – Weissheit / Wahrheit mal mehr, mal weniger inklusive. Stammtischlyrik auf hohem Niveau und ich bin und bleibe Fan der gepflegten Stammtischkultur. Und darauf … Prost!

  13. jonathan sagt:

    moin andi,

    das hat mit hochphilosophischen ansprüchen nichts zu tun. wenns danach ginge, wäre meine plattensammlung garantiert 3/4 kleiner ;) es geht eher darum, das thees einfach in musikalischer wie lyrischer hinsicht kein profil beweist:

    das was er sagt, könnte auch von vielen anderen musikern/künstlern stammen. es hat nichts eigenes, nichts selbstständiges. und vor allen dingen: es ist ein alter hut.

    musikalisch ist es ja ok, was er macht. nichts weltbewegendes wie arcade fire oder radiohead. muss es ja auch nicht gleich immer sein. trotzdem hätte ich mir auch in dieser hinsicht etwas mehr raffinesse von ihm erhofft. oder etwas mehr mut.

    und so hart es klingt: mit dieser platte ist er (für mich!) endgültig auf einem level mit lotto king karl.

    wäre halt schön, wenn sich auch seine fans mal etwas differenzierter mit seine mucke auseinandersetzen, und nicht gleich jedem, der negative kritik anbringt, als ignorant und engstirnig zu bezeichnen.

    p.s.: schön geschrieben herr thiem! teilweise aber für meinen geschmack etwas zu verschachtelt. ich weiß du schreibst gerne so, aber manchmal braucht man sich gar nicht so umständlich formulieren ;)

  14. @jonathan: besten dank! und ja, es ist ein schwäche, freut mich aber, wenn’s so wirkt, als täte ich es gerne… mist! schon wieder!
    @andi: manchmal brauche ich ja auch musik, um meine alkoholkonsum zu untermalen… ist bei mir dann halt titus andronicus, hefner oder so etwas. und wenn wer etwas mag, ist dagegen ja nichts zu sagen. wer sich thees‘ musik so nähert wie du, wird sicher nicht enttäuscht.

  15. Pascal Weiß sagt:

    Oh ja, Titus. Oder Hold Steady. Oder Walkmen, das muss ich ja sagen;)

    Bin Thees in den letzten Jahren zweimal abseits der Bühne begegnet – beide Male hat er nebenstehende Personen sinnlos beleidigt/persönlich angegriffen und sich daraufhin aufgeplustert. Toller Typ. Echt.

  16. Jan sagt:

    Naja, Person und Künstler sollte man aber getrennt betrachten, auch wenn ich verstehen kann, dass man wenn man sowas erlebt auch die Musik nicht mehr hören mag. Morrissey z. B. ist bestimmt auch ein Idiot (so wie er sich den Medien präsentiert auf jeden Fall, ganz zu schweigen von der Aktion beim Hamburg-Konzert, wo er einen Fan hat rauswerfen lassen…) und trotzdem ein ganz guter Künstler.

    Ich mag die Single „..Lachse..“. Bin gespannt aufs Album, so wie sich der Text liest scheint das Album meinen Geschmack treffen zu können, aber ich mag ja auch Casper (den Vergleich mit Unheilig find ich ein bisschen herbei-antisympathisiert). Immer her mit dem Pathos ;-)

  17. seno sagt:

    @jonathan
    Nur um das klarzustellen. Ich halte nicht alle Uhlmannkritiker für intolerant und engstirnig. Ich kann auch verstehen, wenn man Uhlmanns Art und Texte nicht mag.

    Mein letzter Spruch bezog sich lediglich auf User gh0st, der vorher „Manche Menschen raffen das Uhlmanns Texte dumm sind, manche eben nicht.“ von sich gab. Wenn das vernünftige Kritik ist, dann weiss ich ja nicht.

  18. Uli sagt:

    Ich würde zwar zustimmen, dass Person und Werk getrennt zu betrachten sind. Aber wenn man zu den Leuten gehört, die etwas auf Authentizität und Kumpelschmonz geben, ist sowas durchaus relevant.

    Und dass der obige Text der Selbstverliebtheit bezichtigt wurde, finde ich nicht unamüsant angesichts dessen, dass der Herr Uhlmann für solche Texte verantwortlich ist.

  19. Bonanza sagt:

    „Jepp, und deswegen darf man’s nicht mehr sagen und sollte sich damit abfinden, wenn’s Menschen für hohe Kunst halten. Wird vermerkt. Das wäre dann Gewöhnung an Es ist schlecht, ich weiß’s besser, braucht man nicht drüber reden.”

    Nö, das ist es nicht. Aber man muss nicht zwingend das Niveau der Uhlmannschen Ergüsse auf die Länge einer halben Diplomarbeit auswalzen, um am Ende doch nur ne Luftnummer zu produzieren.

    „Und, wer hätte das gedacht, er war wirklich mal besser.“

    Er war genau 2 Alben lang gut. Alles was nach der ‚Hinter all diesen Fenstern kam‘ war unerträglich klebriger Schmonz. Und ich geh mit der Kritik ja eh komplett mit. Nur werde ich den Eindruck nicht los, das der Text ganz genüsslich und vor allem völlig unnötig auf Überlänge ausgewalzt wurde. Wirklich auf den Punkt kommen nur die letzten 3 Absätze.

  20. Lennart sagt:

    @Bonanza: Mhm… nun, da gehen unsere Ansichten über das Angemessene wohl ein wenig auseinander. Damit werde ich leben müssen, und leben können. Und das ich Freude am Schreiben habe, daran wird sich auch dann nix ändern, wenn’s anderswo stringenter ist. Wir bieten Texte als eine Art Fanzine an, gefallen müssen wir dabei nicht. Wenn ja, freut’s, und wenn nicht, herrje, Du hast hoffentlich eine Flatrate, oder?

    „nicht mal mehr selbstverliebt, sondern schlichtweg langweilig“
    „agiert man genau auf diesem Niveau.“ (10. Klasse Schreibwerkstatt“
    „völlig unnötig auf Überlänge ausgewalzt“
    „am Ende doch nur ne Luftnummer“
    „das Niveau der Uhlmannschen Ergüsse auf die Länge einer halben Diplomarbeit auswalzen“

    Ich glaube, wir werden keine Freunde, nicht durch den Ausstausch über’s Schreiben. Das ist ja härter als das, was ich über Thees schrieb… aua.

  21. Tobson sagt:

    Nachdem ich stichprobenhaft einige andere Rezensionen auf dieser Seite gelesen habe, muss ich gerechterweise festhalten, dass Herr Thiem nicht der einzige Autor hier ist, der seine Plattenkritiken mit unnötigem Geschwurbel aufbläst. Wenn ich mir die Kritik zu „Handsome Furs – Sound Kapital“ durchlese und mir da einleitend erstmal ein Vortrag über „Rezepte aus dem Münsterland, ein Kochbuch von Landfrauen für Hausfrauen“ gehalten wird, frage ich mich schon, wohin das führen soll. Und auch im weiteren Verlauf erschloss sich mir der Zusammenhang zwischen der Einleitung und dem besprochenen Album nicht. Aber so konnte der Author ja wenigstens mal ein paar hochtrabende Lebensmittelkreationen in den Raum werfen um zu zeigen, was er so alles weiß. Nur ist das weder witzig noch sinnvoll.

    Aber den verwirrenden Charakter der schriftlichen Ergüsse des Herrn Thiem erreicht das genannte Beispiel trotzdem noch lange nicht.

    Ach so, im Übrigen freu ich mich auf das Uhlmann-Album, bin demnach wohl ein recht anspruchsloser Hörer, kann damit aber gut leben.

    @Pascal Weiß: Und, was soll uns das jetzt sagen? Hat das irgendeinen Bezug zur besprochenen Musik?

  22. Pascal Weiß sagt:

    Bezug? Ja, irgendwie zumindest. Das ist ja der Typ, von dem die „Musik“ stammt.

  23. Pascal Weiß sagt:

    Davon ab: Ich finde den Text überaus amüsant und lesenswert. Gern auch in dieser Länge. Auch finde ich es ok, wenn manche von euch „klassische“ Rezensionen bevorzugen, absolut. Ich allerdings bin ganz dankbar dafür Artikel lesen zu können, die nicht nach dem bewährten Schema ablaufen. Das sollte man uns zumindest zugestehen.

    Was mich aber am meisten fasziniert, ist die immer wiederkehrende und vorab prognostizierte Zusammengehörigkeit zweier Variablen: Sinkende Bewertung – steigende Fokussierung auf persönliche Angriffe.

  24. Lennart sagt:

    „Aber den verwirrenden Charakter der schriftlichen Ergüsse des Herrn Thiem erreicht das genannte Beispiel trotzdem noch lange nicht.“
    Manno, müsst ihr mich denn immer siezen? Oder ist das ein „ironisches Sie“?
    Ansonsten freue ich mich über Verwirrung wie ein kleiner Stollentroll, besonders, da ich glaube, dass wir hier meist sehr angenehm unterschiedliche Texte haben, in sehr persönlichen und eigenen Schreiben verfasst. Und immer geht’s um irgendwas, das muss man sich mal vorstellen!
    Oder lässt es bleiben. In diesem Fall empfehle ich die Intro, auf der Platten in Tweet-Länge besprochen werden. oder unclesally*s und piranha. da geht’s m. e. nach am „stringentesten“ zu.

  25. Markus sagt:

    @Tobson: Absolut richtige Feststellung! Manche Rezensionen bemühen bei uns weiterführende, manchmal abseitige Einleitungen und Querverweise, die nicht unmittelbar etwas mit dem Album zu tun haben müssen. Das ist aber nicht, wie du unterstellst, jeweils ein Ausdruck unserer Eitelkeit, sondern einfach ein Versuch, etwas Variation in diesen Rahmen “Rezension” zu bekommen.

    Uns öden einfach so Standardkritiken an, die bloß die Bandhistorie von Wikipedia auflisten, ein paar “klingt-wie”-Verweise einstreuen und dann zu irgendeinem brachen Ergebnis kommen. Wenn Herr Thiem (hihi) hier mit einer Fußballpartie anfängt, dann ist das eben ein kleiner Sidekick zur Pauli-Leidenschaft von Thees, die im Albumkontext völlig nichtig ist, aber die Erwähnung einfach vielleicht die bessere Einleitung ist als: “Thees ist zurück! Mit dabei hat er sein neues Album”.

    Und wenn jemand (ich) über Landfrauen-Kochrezepte einen Einstieg wagt, weil das irgendwie schön abseitig ist und letztlich dann doch was mit dem Album zu tun hat (im Sinne: Alles schon mal dagewesen, sehr einfache Kost mit wenig Produktionsaufwand, lecker, wenngleich keine gehobene Küche) und sich an diesen strukturellen Übertragbarkeiten und Parallelen abgearbeitet wird, dann ist das eben eine von vielen möglichen sprachlichen Formen. Andere Rezensionen, sogar von denselben Autoren, kommen dann direkt zur Sache. Manche sind ein wenig philosophisch wegführend, andere den Klang erklärend und detailliert darstellend, noch andere bemüht, die musikhistorischen Kontexte passend abzubilden.

    Mit “Reib” und “Nathan” versuchen wir nun jeden Mittwoch mit kleinen Episoden aus dem Alltag eine Brücke zu bestimmten Alben zu schlagen, die den Protagonisten wichtig waren. Da verabschieden wir uns dann vollkommen von bekannten Rezensionsformen und intersubjektiven Verortungen und kommen damit der Musik vielleicht näher denn je: Als persönlicher Katalysator von Gefühlen und Erinnerungen, als Lebensbegleiter und Möglichkeit zum Austausch über Kultur und Gesellschaft. Dass da nicht alle Assoziationen immer für alle Sinn machen, manchmal ein riesengroßer Umweg in Kauf genommen wird, ist entsprechend nicht Ausdruck einer Hilflosigkeit, sondern einfach der Lust und Laune am Schreiben und der Musik geschuldet. Schließlich ist das hier immer noch ein privates Blog und keine hoheitliche Musikinstanz mit dem Anspruch, möglich “objektiv” und umfassend Meinung zu vertreten.

    Ich find es übrigens gerade toll, dass hier so viel diskutiert wird! Auch über Kleinigkeiten. Das ist sehr belebend und wird von uns immer geschätzt. Kritik wie Lob.

  26. Phil sagt:

    Die Rezension liest sich aus meiner Sicht an einigen Stellen schon etwas selbstgerecht. Exemplarisch:
    „Das verstehe, wer sich über Zeilen wie „Mehr Kraft als Mut / mit mehr Schnaps als Blut“ zu freuen vermag und obendrein seine Ergüsse erträgt. Würde ich einem solchen Menschen des Nachts begegnen, wäre ich auf der Reeperbahn oder in einer Dorfdisko. Da bin ich aber nicht, da möchte ich nicht hin.“

    Auch wenn das sicherlich nicht beabsichtigt ist, wirkt das doch so, als würde jemand hier seinen elitären Musikgeschmack über den anderer Leute stellen (die angesprochenen Milieus).

    Nun ja, dies ändert nichts daran, dass man den Kern der Kritik durchaus gut nachvollziehen kann!

  27. Lennart sagt:

    @Phil: Jepp, da meine ich mich, deswegen steht da „ich“ (-:, und ich halte mir schon zugute, nicht dort mein Amüsement zu suchen, da bin ich ganz zufrieden mit mir, wirklich. Kann ja aber auch ein Fehler sein, das nicht zu mögen… am Ende geht’s nur darum, Menschen, die weder Reeperbahn noch Dorfdisko mögen, zu sagen: geht’s Euch da so wie mir, dann ist das vermutlich nichts für Euch.

    Und nein, über den Musikgeschmack anderer Menschen soll hier nichts gestellt werden. Es geht vielmehr um ein „gegen“, die Wichtigkeit, Dinge immer wieder einander gegenüberzustellen und nichts für selbstverständlich zu erachten, auch nicht die Art und den Inhalt von Musik.

  28. tut nichts zur Sache sagt:

    Ich mag die alten Tomte-Alben auch viel mehr, aber die Rezension ist dann doch viel zu subjektiv geraten – finde ich zumindest. (klar, Kritiken können natürlich nie objektiv bzw. intersubjektiv sein; aber übertreiben muss man es auch nicht) Was mich aber am meisten stört: Thees für seine mangelnde Syntax bloßstellen und selbst orthografische Fehler begehen – naja, das ist dann doch zumindest leicht peinlich!

  29. Lennart sagt:

    Echt? Wo denn? Im Text oder in den Kommentaren? (In den Kommenaren ist’s gut möglich, die schludere ich nur so hin.)
    Außerdem besteht da noch der Unterschied, dass man mich solcherart auf (vermutlich) Flüchtigkeitsfehler hinweist, bei Thees aber viele von großer Kunst oder Dichtung oder so einem Kram sprechen. Und da sollte man sich lieber an Hans Unstern (hat auch besser über Paris gesungen), Gustav, JaKönigJa und Vergleichbares halten.

  30. tut nichts zur Sache sagt:

    Ja, da bin ich ähnlicher Meinung – wobei sich viele Kritiker nach „Hinter all diesen Fenstern“ mit Lobeshymnen bzgl. seiner Texte auch merklich zurückgehalten haben. JaKönigJa kenn ich gar nicht, Hans Unstern und Gustav spielen meiner Meinung nach textlich schon in einer anderen Liga, wobei das ja auch wieder sehr subjektiv ist. (aber wie in der Literatur oder im Film auch: wenn Metaphern, Allegorien oder auch Geschichten zu offensichtlich und naheligend sind, verlieren sie den Reiz; bei den neuen Tomte-Alben war das leider so)

    Achja, das Komma fehlt im Satz „Warum sein Ruhm noch nicht merklich darüber hinaus wuchs ist es eher.“, direkt nach dem „wuchs“…

  31. Keine Angst vor der Subjektivität. Gefallen mag eine persönliche Angelegenheit sein, Güte ist es nicht, die kann ermittelt werden, und zwar durch Austausch widersprechender Standpunkte. Ästhetik und Stil sind nicht subjektiv, da kann und sollte man immer emsig streiten.
    Ansonsten: hier mal JaKönigJa: http://www.youtube.com/watch?v=FnNG02wbu1w

    Und zur vermeintlichen Kleinkrämerei (auch, wenn’s nicht um Musik geht) ist das hier recht gut: http://www.rowohlt.de/fm/131/Gaertner_deutsh.pdf

    Und dann noch ein Zitat von meinem Lieblingsautoren Dietmar Dath: „Wer Schlechtes schlecht und Gutes gut nennt, wer Kunst als Kunst und Mist als Mist bezeichnet, bekundet die Bereitschaft, sich auch mit Unrecht und Dummheit nicht abzufinden.“

  32. björn sagt:

    wie flachzangig ist denn diese rezension?
    und was sind das bloß für vergleiche?

  33. mhm… ich würd‘ sagen, nicht sehr (falls du mit „flachzangig“ „idiotisch“ meinen solltest.). ansonsten bin ich natürlich für die eine odere andere beleidigung gerne zu haben und stehe dafür dann an dieser stelle zur verfügung.

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