GuillemotsWalk The River
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Referenzen:
British Sea Power, Fyfe Dangerfield, Stars, Doves, Gruff Rhys
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Autor: |
Uli Eulenbruch |
Warum Guillemots keine ganz gewöhnliche Band sind, zeigt sich schon allein im Schaffen ihres Sängers seit dem letzten Album des Quartetts: An einem Tag spielte Fyfe Dangerfield mit seinem experimentellen Jazzprojekt Gannets, am anderen brachte er ein aalglattes Popalbum heraus und gelangte mit einem Cover von Billy Joels „She’s Always A Woman“ in die britischen Single-Top10.
Ähnlich stand auch seine Hauptband schon immer etwas unbequem zwischen den Stühlen, nur äußerte sich das in der Vergangenheit in einer Mischung aus wunderbar eingängiger und aufregend verquerer Musik. Ihr drittes Album „Walk The River“ hingegen hat sich leider größtenteils zum Mittelmaß nivelliert. Dabei beginnt es mit einem verheißungsvoll atmosphärischen Titelstück, delikat über die Stereokanäle verteiltes Saitenspiel umflankt darin Dangerfields vervielfacht-verhallten Sehnsuchtsgesang, bis der Song Guillemots-typisch gen Himmel strebt und einfach auf einer leuchtenden Wolke weiterspielt. Was folgt, ist nicht weniger von entrückten Harmoniestürmen, verfremdeten oder auch von Natur aus befremdlichen Klangdetails durchzogen. All das aber verliert jeglichen Effekt, wenn es dem Song nicht angemessen ist. „I Don’t Feel Amazing“ ertrinkt geradezu in einem schmalzigen Bombastmeer aus Engelsgesängen und -streichern. Schade, denn eine reduzierte Akustikdarbietung transportiert den Soul in Dangerfields Stimme viel eindringlicher.
Andererseits fehlt auch die überbordernde stilistische Experimentierlust des überproduzierten Vorgängeralbums „Red“, das kühn R’n’B, opereske Dramatik und Bollywood unter einen dunklen Hut brachte. So bietet „Walk The River“ für fast eine Stunde bloß stimmiges Mittelmaß, das zugleich die intro- und extrovertierten Tendenzen der Band unterdrückt. Erst mit dem nicht unweit von British Sea Power entfernten, allerdings immer noch überdehnten „Sometimes I Remember Wrong“ setzt allmählich Lockerung ein: „The Basket“ berauscht mit glänzendem Spacerock, „Dancing In The Devil’s Shoes“ ist eine hochoriginell instrumentierte, aber eben auch aufs Notwendige reduzierte Ballade und das zunehmend krachige „Yesterday Is Dead“ hat sich sowohl seinen Bombast als auch die 8-minütige Spielzeit verdient. Im Akustikfinale schließlich scheint mehr Persönlichkeit aller Mitspielenden durch, als in allem, was vorausging. Doch an dem mäßigen Gesamteindruck vermag das leider auch nur wenig zu ändern.
Label: Wrasse
Referenzen: British Sea Power, Fyfe Dangerfield, Stars, Doves, Gruff Rhys
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VÖ: 22.07.2011