Milk MaidYucca

Werden regional charakteristische Soundentwürfe bald der Vergangenheit angehören? In der ständigen Neuvermischung elektronischer Musikstile und -einflüsse scheint bereits jeder Orientierungsgedanke vergebens, nichtssagende Beschreibungsversuche wie „Post-Irgendwas“ und „Globale Bassmusik“ sind Ausdruck einer Hilflosigkeit gegenüber dem geographisch kaum noch nachvollziehbaren Geflecht von Einflüssen und Referenzen.

Weniger globalisiert scheinen dem gegenüber die Sounds klassischer Gitarrenbands an ihrer Herkunft erhörbar zu bleiben, obwohl sich natürlich in den vergangenen Jahren einige ganz offensichtlich viel Afrikanisches klang-aneigneten. Doch auf feiner nuancierter Ebene lässt sich gerade eine Amerikanisierung des Vereinigten Königreiches mitverfolgen, dort sprießt ein Haufen Jung(s)bands hervor, die klingen, als wäre die Matador-Diskographie der 90er irgendwie ins Grundwasser injiziert worden: Male Bonding, Yuck, Mazes, Spectrals, Fair Ohs, Fanzine … Indie-Rock, den man im blinden Hörtest doch erstmal ein paar hundert Kilometer weiter westwärts vermuten würde.

Gleiches gilt für das Debütalbum von Milk Maid, in der bescheidenen Bude von Nine-Black-Alps-Bassist Martin Cohen ins Leben gerufen. Selbst wenn er nicht vom anderen Ende des Raumes ins putzlappenbedeckte Mikrophon singen würde, erinnerten locker aus dem Handgelenk geschüttelte Schrammelpop-Juwelen wie das semiakustische Gitarrenduett „Can’t You See“ oder „Not Me“ doch viel zu sehr an Guided By Voices, wäre „Girl“ mit seinem Einschmieg-Gesang und sonnigen Obertönen doch viel zu kalifornisch als dass man ihre Genese ohne Weiteres in Manchester verorten könnte.

Während gut 50% der Stücke als typische Heimproduktionen à la jüngere Westerberg-Werke nur mit Gitarre(n), Gesang und Schellenbecken auskommen, sind der thrashige Rock’n’Roll-Eröffner „Such Fun“ oder „Dead Wrong“ voll instrumentiert und nicht minder eingängig, eventuelle Unebenheiten der DIY-Produktion werden im Zweifelsfall einfach mit einer Extraportion Verzerrung in Wohlgefallen aufgelöst. Die Songs auf „Yucca“ sind meist melancholisch, immer hochmelodisch – und derartig universale Qualitäten funktionieren nun mal unabhängig davon, wo man sich befindet.

70

Label: FatCat

Referenzen: Guided By Voices, The Replacements, Yuck, Comet Gain, Pavement

Links: Albumstream | Homepage | Facebook

VÖ: 24.06.2011 (CD) / 15.07.2011 (Vinyl)

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