The CoathangersLarceny & Old Lace
Neue Bands hier, Debütalben da, unbekannte Gesichter, frische Stimmen – der musikalische Nachwuchs wird nur zu gerne allzu schnell mit Beachtung beschüttet, es reicht schon ein halbwegs gelungener Song um ein nächstes großes Ding auszurufen.
Vielleicht gerade weil The Coathangers nie so recht in die Gunst der Trendsetter fielen, hatte das Quartett frei von derart überhöhten Erwartungshaltungen über zwei Alben Gelegenheit, an seiner Kunst zu feilen. Führten die verschiedenen Stilströmungen beim Songwriting, an dem alle vier ebenso wie am Gesang beteiligt sind, zuvor zu unbalancierten Reibungen, ist die Schizophrenie des Drittwerkes „Larceny & Old Lace“ ein Genuss. Zu gefestigtem Instrumentalspiel variieren die Vocals von Song zu Song, mal kampfeslustig schrill, mal düster-rau, mal einfühlsam intim.
Und selten auch zu Gruppenharmonien vereint, die dann aber nicht gerade infantile Süßlichkeiten von sich geben, sondern in die unplakativ morbide Stimmung des Albums einfließen. The Coathangers spielen Lieder vom Tod – u.a. in „Jaybird“ über Jay Reatard, mit einem bedauernd-referentiellen „Oh it’s such a shame“ im Refrain – quer über ihr Terrain aus Post-Punk, Psych-Garage (inklusive Geisterbahn-Orgelsound) und Grrrl-Pop, das sie mitunter auch höchst effektiv interpolieren. So beginnt „Trailer Park Boneyard“ in patentiert kontrolliertem Gang-Of-Four-Groove, nur um den „Set me free!“-Ausruf zum Refrain hin mit einem Ausbruch in heulendes Verzerrergemetzel auf die Spitze zu treiben; auch „Chicken: 30“, in dessen simpel wirkendes Geriffe feines Hintergrund-Pianogeplänkel und Call/Response-Rufen eingewoben sind zeigt, wie fruchtvoll es sein kann, eine Band in Ruhe reifen und den Umgang mit ihren Fähigkeiten lernen zu lassen.
Label: Suicide Squeeze
Referenzen: Gang Of Four, Erase Errata, Black Lips, Mika Miko, Pylon
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VÖ: 01.07.2011