Death Cab For Cutie – Codes And Keys

„Narrow Stairs“ war die pure Erschöpfung, die große Idee von Death Cab For Cutie. Zumindest innerhalb der selbst gesteckten musikalischen Grenzen waren ihre Songs nie so zerdehnt, ausufernd, transformatorisch oder, auf der anderen Seite, so lieblich und zartreizend. „Codes & Keys“ versucht sich nun in größtmöglicher Homogenität, zwischen freundlich daher trollenden Sanftgitarrensongs und vorsichtiger Elektronik, die aber niemanden verschrecken will und das gewiss auch nicht tut.

Die einige Fans nervös machende Ankündigung, dass die Gitarren gänzlich eine untergeordnete Rolle spielen werden bewahrheitet sich nur insofern, als dass hier tatsächlich auf eine gleichförmige Emulsion gesetzt wird – und darin eigentlich nur der bedächtige Groove auffällt. Gitarren, Klavier sowie elektronische Elemente sind nur Detailpunkte, die sich mit der allseits beliebten Pustekuchen-Stimme und eher beschaulichen Songs unter den Schafspelz flüchten. Auf zähnefletschenden Inhalt wird verzichtet. Und wer jetzt anmerkt, dass sei ja nie DCFC-like gewesen, dann ist das vielleicht genau das Dilemma, aus dem dieses Album nicht herauskommt: Die Klangfarbe ist weiterhin von schlichter Schönheit, die Texte im besten Sinne tiefenromantisch und alles so wunderbar einfühlsam und zauberhaft zeitlos, dass die Band in ihrer eigenen Beliebigkeit zu versinken droht. Mit dem Watte-riffigen „You Are A Tourist“ und dem herzerwärmenden „Doors Unlocked“ sind traumwandlerische Tracks dabei, andere stehen diesen Songs in nichts nach. Alle haben sie gemeinsam, dass sie keine Sensationen sind, sich aber wie gute alte Freunde anhören. (Markus Wiludda)

Referenzen:

Label: Atlantic | VÖ: 27.05.2011 | Links: Albumstream / Homepage / Facebook

Cults – Cults

60er-Popharmonien, Doo-Wop und Motown, Glockenspiel, Billigorgel, dichte Soundtexturen und andere Spectorismen – das ist altbekanntes Indiepop-Terrain, das seit Ewigkeiten mindestens eine süße 7″ pro Woche irgendwo beackert, ob in den USA, Schweden oder Indonesien. Auch Cults aus New York fügen dem in einer rhythmischen Gemächlichkeit, dass man dazu kaum mehr machen kann als hin und her zu schwingen, wenig hinzu. Abgesehen vielleicht von etwas plump eingestreuten Sample-Referenzen (Manson, Jim Jones …) zu alltagsflüchtigen religiösen Kulten, derer sich The Indelicates momentan weitaus intelligenter annehmen.

Einen geschickten Spagat vollzieht ihr simpel-eingängiges Debüt jedoch, der ihnen playlistige Prominenz in den kommenden Monaten bescheren dürfte: Es ist einerseits so verhallt, komprimiert und verwaschen, dass es einen unscharfen, realitätsfernen Lo-Fi-Anschein erweckt; andererseits dermaßen aggressiv hell produziert, dass Songs wie „Go Outside“ und das eigentlich schmal instrumentierte „You Know What I Mean“ glorreich laut ertönen, als würde man von Engeln mit Sonnenstrahlen bombardiert werden. Stets im Vordergrund steht Madeline Follins fast schon kleinkindliches Timbre, manchmal wie beim außergewöhnlich energetischen Eröffner „Abducted“ neben dem Raunen Brian Oblivions, der anderen Hälfte des Kernduos. Sie scheint die infantile Naivität des beatschwachen Pop zu untermauern, sänge sie da nicht Zeilen wie „But I can never heal myself / enough for you“, während um sie herum in „Never Heal Myself“ eine bezaubernde Soundmauer mitklagend anschwillt.

Dieser Laut/Leise-Effekt nutzt sich allerdings bald ab, wenn er bei jedem zweiten Stück zum Einsatz kommt, auch die repetitiv gestrickten Texte des im zweiten Teil ohnehin schwächelnden Albums machen „Cults“ auf Dauer etwas eintönig. So bleibt eine Handvoll hervorragender Popnummern, zwischen denen Cults hoffentlich in Zukunft noch zu variieren lernen. In Einzeldosen sind sie bis dahin besser geeignet. (Uli Eulenbruch)

Referenzen: The Shangri-Las, Lucky Soul, I’m From Barcelona, The Go! Team, The Aislers Set

Label: ITNO/Columbia | VÖ: 27.05.2011 (digital) / 29.07. (CD) | Links: Albumstream / Homepage / Facebook

2 Kommentare zu “Gehacktes: Death Cab For Cutie / Cults”

  1. Tobi sagt:

    Die Cults hat mehr als 66% verdient! schöne Platte von vorne bis hinten, die bei mir auf mindestens 75%, eher sogar noch mehr kommt!

  2. […] chilligen Hauptband und Ariel Pinks. Vor allem die späteren Albumstücke, die von Madeline Follin (Cults) stimmlich belebt werden, gelingen Mondanile aber besser dank entweder stärkerer Hooks oder davon […]

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