Com Truise: Zurück in die Zukunft

Hätte man in den 80ern eine Umfrage „Wie hört sich die Musik der Zukunft an?“ gestartet, dann wäre wohl für die meisten Leute etwas wie Com Truise als Antwort plausibel gewesen. Damit hätten sie sogar nicht mal so falsch gelegen, vergleicht man es mit anderen Zukunftsprognosen jenes Jahrzehnts. John Carpenter sieht New York bereits im Jahre 1997 als von der Außenwelt isoliertes Ghetto, Marty McFly kann 2015 schon auf ein Hoverboard als Fortbewegungsmittel zurückgreifen und Mad Max ist sowieso schon jenseits der Donnerkuppel. Seth Haleys Musik versprüht nostalgischen Flair aus einer Zeit in der die Zukunft für die Menschen nicht fantastisch genug sein konnte.
Der New Yorker, der auch noch unter vielen anderen Namen veröffentlicht, frönt schon seit der ersten, auf AMDISCS erschienen EP „Cyanide Sisters“ diesem Klang, den man zeitlich nicht einzuordnen vermag. Auf Songs wie „Sundriped“ schafft er es, mit seinen vertraut wirkenden Synthesizern und spärlich eingesetzten Drumbeats eine Stimmung ähnlich der des „Chillwave“ zu generieren. Wenn man dieses Genre nicht als solches ansieht, sondern damit dieses Feeling beschreiben will, das die Musik suggeriert, dann ist diese Einordnung sogar nachvollziehbar.
Das Erstlingswerk ist auf seiner offiziellen Homepage frei downloadbar, jeder kann also einmal ein Ohr riskieren. Aufmerksam sollte man auch sein, was die Remixe von Com Truise angeht: Dabei wird man auf bekannte Namen stoßen wie z.B. Twin Shadow, Neon Indian und sogar Daft Punk. Außerdem hat er noch eine Mixtape-Serie mit dem schönen Namen „Komputer Cast“ – ein viel beschäftigter Mann also, dieser Seth Haley. Kürzlich erschienen ist mit der Nicht-Albumsingle „Fairlight“ nun ein Vorgeschmack auf den kommende Debüt-Longplayer. Com Truise lässt auf diesen drei Tracks seine Synthesizer in der Sonne zerlaufen, erschafft eine Art von Cyberfunk, die Lust auf mehr macht – der Soundtrack für einen dystopischen Blockbuster, der nie gedreht wurde. Mit weniger Gelassenheit treibt einen die Musik voran, aber nicht, ohne wie gewohnt sofort ins Ohr zu gehen.
Beim Debütalbum, das mit dem passenden Namen „Galactic Melt“ am 1. Juli erscheint, kann man sich sicher auf einen alle Schaltkreise zum Schmelzen bringenden Synth-Sound und ein damit einhergehendes nostalgisch-futuristisches Gefühlswirrwarr gefasst machen. Vorab zu hören gibt es davon schon mal „Cathode Girls“: