Belle & Sebastian live in Hamburg

Es passiert selten, dass ein Konzert so großartig ist, dass es schwer fällt, es in Worte zu fassen. Am liebsten würde man über alles auf einmal berichten und hat Angst, dem Konzert nicht gerecht werden zu können und dass man etwas Wichtiges vergisst. Bei dem Konzert von Belle & Sebastian in der Großen Freiheit 36 war im Grunde fast jeder Moment es wert, beschrieben zu werden. Und womit nur anfangen?
Vielleicht mit der Vorband Those Dancing Days. Die fünf Schwedinnen erledigten ihren Job, das Publikum auf einen schönen Abend einzustimmen, mehr als ordentlich. Trotz einer sehr schlecht abgemischten Stimme verbreiteten sie mit ihrem leichten Indiepop gute Laune und spielten nebenbei noch sehr humorvoll damit, dass fünf Frauen auf der Bühne standen: Jede der Musikerinnen war auf einen anderen Klischee-Frauentypus hin gestylt. Etwa eine halbe Stunde spielten sie das Publikum erfolgreich warm und nach einer kurzen Umbaupause war es dann soweit. „I Didn’t See It Coming“ hieß der erste Titel, den Belle & Sebastian spielten und schon konnte man sich zwar sicher sein, dass das Konzert ein gutes werden würde, aber noch nicht wie gut. Das wurde erst klar, als Sänger Stuart Murdoch die erste humorvolle Ansage machte und auch beim dritten Lied nicht aufhörte, ausgelassen auf der Bühne zu tanzen. Murdochs Freude war ansteckend und er schaffte es schnell, das Publikum dazu zu bringen, es ihm gleichzutun und sich auch zu bewegen. Zudem strahlte er aus, sich auf der Bühne vor dem Publikum absolut wohlzufühlen und hatte ein ganz natürliches Selbstvertrauen und die Lockerheit, die nur einer haben kann, der schon seit 15 Jahren von den Zuschauern auf der Bühne gefeiert wird.
Die Songs der inzwischen zu einem Oktett gewachsenen SchottInnen gewannen live nochmal an Energie und Intensität hinzu, es machte praktisch keinen Unterschied, ob nun Stücke von den ruhigen älteren oder den poppigen jüngeren Alben gespielt wurden: Tanzen konnte man zu allen gleichermaßen und alle schienen einander ebenbürtig zu sein. So fiel es kaum auf, dass Songs wie „The State I Am In“ oder „Like Dylan In The Movies“ nicht gespielt wurden. Die SchottInnen schienen außerdem einen Hang zum Perfektionismus zu haben, denn sie fuhren mit allen wohl auch im Studio verwendeten Instrumenten auf: Neben den Standardinstrumenten gab es ein Cello, eine Trompete, eine zweite Sängerin, ab und zu eine zusätzliche Gitarre und Keyboard und dann noch drei Violinistinnen, die unter den insgesamt 11 Musizierenden aber kaum einzeln herauszuhören waren und so kaum auffielen. Wohl aber fiel der Gitarrist Stevie Jackson auf, der zwei Lieder sang und das Publikum bei dem Song „I’m Not Living In The Real World“ erfolgreich dazu animierte, den Hintergrundchor mitzusingen – so gut, dass es auch nach dem Ende noch unaufgefordert weitersang.
Einmal jedoch hatte Stuart Murdoch ein Problem mit seiner Gitarre, sie schien keinen Ton von sich zu geben. Schnell wurde der zuständige Techniker auf die Bühne geholt, um das Problem zu lösen, nur um gleich darauf mit Kuchen, Sekt und einem Ständchen überrascht zu werden – es war sein Geburtstag. Eine schöne und zudem unterhaltsame Aktion und eine Gelegenheit, Murdochs Schauspielqualitäten zu bewundern, auf die er danach selbstironisch noch einmal hinwies.
Über vieles könnte man noch berichten. Zum Beispiel darüber, wie der Sänger drei Zuschauer als Tänzer auf die Bühne holte, wie er einmal während eines Songs von der Bühne verschwand, auf dem oberen Rang wieder auftauchte und auf dem Geländer sitzend weitersang, über die ausgelassen tanzenden Menschen bei „The Blues Are Still Blue“ oder die spürbare Nostalgie der Zuschauer, als ältere Lieblingssongs gespielt wurden. Doch dieser Text muss auch zu Ende gehen, genauso wie das Konzert nach viel zu kurzen eindreiviertel Stunden einen Abschluss fand. Es bleibt zu hoffen, dass nicht wieder so viel Zeit vergeht, bis Belle & Sebastian Hamburg einen Besuch abstattet, denn von dieser Band hat man an diesem Abend kaum genug bekommen, auch wenn das wahrscheinlich gar nicht möglich ist.
Ooh ich war gestern in der Columbiahalle in Berlin und schwebe und schwelge jetzt noch ein bisschen…und, es scheint wohl zu stimmen, das Hamburger Puplikum war bis jetzt das was am tollsten tanzte- so sagte es gestern der Sänger! Jaa es war großartig……