Dirty BeachesBadlands

Wer hatte sich im letzten Jahr nicht alles noch am Strand herumgetrieben? Da waren die Beach Fossils, Best Coast, Wavves und meinetwegen auch Beach House oder Surfer Blood. Bei all dem schönen Wetter und der ganzen Feierei hatte mancher aber fast vergessen, dass der Abstecher zum Meer auch noch weniger sonnige Seiten bereithalten kann. Traurige, dunkle und bedrohliche Seiten zum Beispiel, wie uns Alex Zhang Hungtai nun lehrt.

Dieser 30jährige gebürtige Taiwanese verbirgt sich hinter dem Namen Dirty Beaches. Nach ungezählten selbstveröffentlichten Kassetten und EPs erschien vergangene Woche schließlich sein Debütalbum: ein nostalgischer, 26-minütiger Road Trip zwischen Roy Orbison und Alan Vega, zwischen Resignation und Rebellion. Leider bezieht „Badlands“ zu keinem Zeitpunkt wirklich Stellung, sondern pendelt beständig zwischen dem erhofften großen Kino der Vorabsingles und der allgegenwärtigen Trostlosigkeit anderer Stücke.

Wie ein angefahrenes Tier im Scheinwerferlicht

Bereits mit den ersten Tönen des Albums neigt der Tag sich seinem Ende, denn „Speedway King“ taucht die Welt in ein bedrohlich trübes Licht. Die Dämmerung hat auch die Straße vor uns längst ergriffen und der Song schleppt sich dahin wie ein angefahrenes Tier im Scheinwerferlicht. „Horses“ rappelt sich wenigstens wieder auf und galoppiert zum fernen Horizont, während Elvis vom Straßenrand hinterher winkt. In Gedanken ist man jedoch längst bei „Sweet 17“, dem ersten großen Highlight dieses jungen Abends. Doch im trostlosen Diner an der Ecke wartet niemand mehr auf dich. Nur der Griff zur Flasche hilft jetzt noch und die erneute Flucht nach draußen.

Der Ton wird stetig rauer, die Sinne sind völlig vernebelt und mit „A Hundred Highways“ geht die Reise weiter. Plötzlich folgt jedoch die große Ernüchterung und eine wundervoll sentimentale Episode in Sepia: „True Blue“ und „Lord Knows Best“ sind selten schöne Ehrerbietungen an die 1950er und 60er Jahre. Leider sind diese Stücke gleichzeitig die Rausschmeißer an diesem viel zu kurzen Abend, denn danach gehen bereits die Lichter aus. Aber „Badlands“ ist längst noch nicht am Ende. Als hätte jemand vergessen, die Jukebox auszustellen, leiern noch zwei Instrumentals auf Notstrom ihrem Ende entgegen, obwohl längst alle gegangen sind. „Black Nylon“ handelt von den verdorbenen Träumen im Suff, „Hotel“ von den letzten einsamen Metern im Morgengrauen…

Die Strände verwaist, leere Flaschen und Kippen von den großen Partys

In diesem Jahr sind die Strände verwaist, sie sind dreckig, trist und düster. Überall Dreck, leere Flaschen und Kippen von den großen Partys des längst vergangenen Sommers. Hier läuft niemand mehr barfuss. Wo sind eigentlich alle? Und wieso hat niemand seinen Müll mitgenommen? Selbst die wenigen Sträucher sind verdorrt und tragen keine Blätter mehr, geschweige denn Blüten. Nur das Rauschen des Meeres klingt noch wie früher. Und das Gekreische der Möwen mischt sich in die monotone Brandung an den Klippen, während Elvis noch immer einsam durch die Gegend irrt.

73

Label: Zoo Music

Referenzen: Roy Orbison, Suicide, Elvis Presley, Blank Dogs, The Stooges

Links: Homepage | Albumstream | Label

VÖ: 29.03.2011

2 Kommentare zu “Dirty Beaches – Badlands”

  1. Vanessa sagt:

    Habe ich erst hier: http://www.noisey.com/?region=CANADA#!/feature/meet-dirty-beaches kennen gelernt. Finde ich doch schon sympathisch…
    Meer, Sonne und Dirty Beaches können kommen.

  2. Wolfgang sagt:

    Another score to my life.

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