Meister der Tarnung: FaltyDL

Drew Lustman aus New York tarnt sich als Engländer. Sein zweites Album „You Stand Uncertain“ ist eine Verbeugung vor diffus chiffrierter Elektronik aus London und Manchester, immer mit dem Hang zu Melodie, die aber meist nur als Ahnung zwischen den Beats schwebt, welche auch jede Eindeutigkeit in der Ausrichtung scheuen: Ist das jetzt House? Funky? Post-Dubstep? Drum’n’Bass? Trip-Hop gar?
Was zunächst auf eine große Zerrissenheit hindeutet, bewahrheitet sich auf Albumlänge als eine gekonnte Ansammlung von Einzelstücken, deren eleganter Grundmodus das verbindende Puzzlestück darstellt. Ob edler 2-Step oder ein verrückender Dubstep-Shuffle wie „Brazil“ – FaltyDL konzipiert und komponiert nur innerhalb der Parameter von „unterkühlt“ und „fluid“. Selbst ein touristischer Abstecher ins Balerarische bei „Voyager“, mit seiner diffusen Durchflutung von schwebenden Synthiesonnen, bleibt immer auf Distanz. So richtig warm, kuschelig und flauschig mag FaltyDL es nicht, vielleicht ist es eine Grundskepsis vor Anbiederung, die ihn hemmt, noch ein paar Schritte weiter zu gehen.
Wobei, letztlich widersprechen ihm seine eigenen Songs, wie der wunderschöne Opener „Gospel Of Opal“ beweist, den Annelka sanftfühlig und recht konservativ besingt und ihre Hände weit Richtung Hörerin und Hörer ausstreckt: Das hier ist keine Avantgarde elektronischer Musik, hier wird nichts neu erfunden, nur in den Details umstaffiert und ausgetauscht: Hier ein kleines Klavier rein („Waited Patiently“), dort verheddert sich „The Pacific“ in seiner eigenen Loop-Schlaufe. Nie wirkt es so richtig hektisch – auch wenn uns das Promovideo mit schnellen Schnitten und treibendem Puls genau das Gegenteil verkaufen will.
Anscheinend ist es einfach selbstzufrieden, wie hier das Große im Kleinen passiert. Manchmal ein bisschen klobig und stumpf (wie der Klopfer „Tell Them Stories“), letztlich aber so wunderbar entspannt im steten Fluss, dass man das gute Gefühl beim ersten Hören konservieren und öfter erleben möchte. Ein sehr empfehlenswertes Album.
„You Stand Uncertain“ ist via Planet Mu erschienen
nette platte die aber leider nicht an seine 2009er großtat „love is a liability“
Sehe ich genau so. Funktioniert aber als Album dennoch prima und ist eine der besseren Veröffentlichungen in diesem Bereich in 2011.