LougowDull Thicket

Screamin‘ Jay Hawkins hätte sicherlich seine wahre Freude an diesem Burschen, der schon eine Zeit lang als Mt. Gigantic sein Unwesen treibt. Weniger, weil dieser auch nur im entferntesten Sinne was mit dem klassischen Blues aus den 50ern zu tun hätte. Sondern vielmehr, weil Jason Wayne Arsaga alias Lougow irgendwann in seiner Kindheit auf derselben Stelle aufgetupft sein muss. Entertainment der anderen Art.

Wenn Mark „Shimmy“ Kramer beteiligt ist, und sei es wie auf „Dull Thicket“ lediglich für das Mastering, dann stehen die Vorzeichen gut. Der Eigenbrötler hat in der Vergangenheit mit so unterschiedlichen Künstlern wie Galaxie 500, John Zorn, Daniel Johnston oder der Danielson Familie zusammengearbeitet. Letztere sind dann auch erste Anlaufstelle: Quietschiger Freak-Folk-Out, dazu auch noch aufgekratzter Psych-Punk. Übergeschnappt? Mindestens.

„Are your eyes are your eyes already ready“ – dass sich Arsaga mitsamt einiger tapferen Gehilfen ausgerechnet darum sorgt, bleibt nicht die einzige Überraschung. Dabei beginnt der Song bis zum ersten markanten Einsatz von Arsagas übergebliebenen Fetzen an Stimmbändern wie eine trunkene Flowerpop-Nummer. Der Drang nach jugendlicher Ausgelassenheit und vehementer Antihaltung – er kann schlussendlich der Anziehungskraft des Pop nicht widerstehen. Und zieht genau daraus seinen Reiz. Jaja, zugegeben, spätestens bei dem noch fast zurückhaltenden „Circle And Protection“ werden viele wieder Animal Collective schreien. Einige vor Freude, wenige vor schierer Verzweiflung. Aber: So authentisch wie Lougow hat es bisher auch kaum eine Band einfangen können, dieses sonnenbekiffte Flair von „Sung Tongs“.

Who takes who takes you home?

Das letzte Stück steht exemplarisch für dieses Debüt. „Hey Sweetie Who“ hetzt wie Rumpelstilzchen um das lodernde Feuer, die Stimme überschlägt sich mehrfach. Hektische Trommeln, Raserei: „All my life all my life I’ve eaten fruit from the tree.“ Kaum zu glauben, dass da mal nicht noch was anderes im Spiel war. Wenige Sekunden später beruhigt sich die Situation schlagartig. Die speienden Flammen verkommen zu friedlichen Lagerfeuer-Flämmchen. Beinahe fürsorglich und – angesichts dessen, was in gerade mal sechs Songs und gut 31 Minuten alles durch die Gegend geschubst wurde – ebenso trügerisch stellt „Dull Thicket“ eine letzte Frage: „Who takes who takes you home?“ Irgendwas an dieser Frage fühlt sich verdammt noch mal nicht gut an.

79

Label: Ozark Level Full View

Referenzen: Mi Ami, Danielson, Animal Collective, John Zorn, Akron/Family

Links: Albumstream | Label | MySpace

VÖ: 10.02.2011 (US)

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