YuckYuck

Kennt eigentlich noch jemand Cajun Dance Party? Deren ziemlich modischer Britrock galt irgendwann für den Bruchteil einer popmusikalischer Sekunde mal als die nächste große Hoffnung, die aber nichtmal bis zur Veröffentlichung des Debütalbums aufrecht erhalten werden konnte. Wenn nicht, auch egal, denn das, was deren ehemalige Mitglieder Max Bloom und Danny Blumberg nun mit ihrer ziemlich kosmopolitischen neuen Band Yuck vorhaben, scheint sowieso um einiges vielversprechender, sympathischer und vor allem zeitloser zu sein.

Das selbstbetitelte Debütalbum dieses Vierers, der durch die japanische Bassistin Mariko Doi und Drummer Johnny Rogoff aus New Jersey komplettiert wird, wirkt wie ein perfekt getroffenes Panoramafoto der Indierock-Landschaft der frühen Neunziger, spart dabei aber den düsteren Weltschmerz von Nirvana und Co. großzügig aus. Yuck stehen auf wilde Knutschereien mit all ihren Helden gleichzeitig (wenig überraschend, dass sie im letzten Jahr bereits Dinosaur Jr. und Teenage Fanclub auf Tour supporten durften) und treffen dabei genau das richtige Verhältnis zwischen Lo-Fi-Krach und zuckersüßen Melodien. Ob nun lärmend voranpreschende Gitarrengniedler wie das Eröffnungsstück „Get Away“, bei dem man in Gedanken geradezu zwangsläufig J. Mascis seine ergraute Mähne schütteln sieht oder aber niedliche Akkustikballaden wie „Suicide Policeman“, in der Sänger Blumberg sogar stellenweise von einer zaghaften Trompete umschmeichelt wird, Yuck scheinen ihre Hausaufgaben in Indierockgeschichte sorgfältig gemacht zu haben. In „Georgia“, der bereits im letzen Jahr erschienenen ersten Single bereichert dann zusätzlich noch eine gute Portion Twee und Shoegaze den Sound der Band, die ihrem transatlantischen Dasein somit alle Ehre macht. Der charmant verträumte Backgroundgesang stammt übrigens von Dannys kleiner Schwester Ilana, die eigentlich noch zu Schule geht, aber das nur am Rande.

Wenn man nicht gerade musikalische Innovationen erwartet, machen Yuck so ziemlich alles richtig, was man nur richtig machen kann. Jedenfalls sollte dieser Schluss für all jene gelten, die täglich ihren gewohnten Katechismus aus „Slanted And Enchanted“, „Green Mind“ und „Bandwagonesque“ herunterbeten. Das Songwriting wirkt so ausgereift, dass es schwerfällt, zu glauben, es hier mit einem Debütalbum zu tun zu haben und gleichzeitig klingt alles so jugendlich ungestüm, wie es eben nur ein solches zulässt. Ausfälle und Füllmaterial gibt es bei amtlichen zwölf Songs und 50 Minuten Spielzeit höchstens ein paar mal in der insgesamt etwas lahmarschiger daherkommenden zweiten Albumhälfte. Aber auch das ist spätestens dann vergessen, wenn der mit maximaler Zerstörungskraft voranwalzende Noisebrecher „Rubber“ das Album auf furiosest denkbare Art und Weise beschließt. Wer jetzt noch weitere Gründe braucht, diese Band zu lieben, schaue sich bitte nur mal das dazugehörige Video an.

78

Label: Fat Possum

Referenzen: Dinosaur Jr., Teenage Fanclub, Sebadoh, The Pains Of Being Pure At Heart, Times New Viking, The Lemonheads, Yo La Tengo, Pavement

Links: Homepage | MySpace | Soundcloud

VÖ: 15.02.2011

5 Kommentare zu “Rezension: Yuck – Yuck”

  1. Pascal Weiß sagt:

    Gefällt mir auch sehr. Erfreulich zudem: Vielleicht überholen die 90er die 80er jetzt langsam aber sicher.

  2. […] Lineup aus jungen Bands irgendwo zwischen Indie- und Garage-Rock einverleibt hat. Das ist mal mehr (Yuck, Smith Westerns), mal wie im Fall von Tennis oder diesem Chicagoer Duo deutlich weniger […]

  3. […] hierzulande erschienen ist, oder den ebenfalls in den vergangenen Wochen hochgelobten Debüts von Yuck und Iceage, die bei uns schon vor einiger Zeit ihre verdiente Würdigung […]

  4. […] bei den Buzzcocks bedienen, als wollten sie sich bei den letztjährigen U.S.-Indie-Appropriierern Yuck […]

  5. […] wie Yuck auf ihrem Debütalbum hat das Wiener Quintett nämlich verstanden, dass man die Noise- und Feedback-Attacken am besten […]

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